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Cape Town, Robben Island und Township 07.11.2015

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Berühmtester politischer Gefangener in Robben Island: Nelson Mandela

Da Robben Island von vielen Touristen besucht wird, kaufen wir die Tickets im Hafen schon einen Tag vorher. Tatsächlich sind am Morgen eine halbe Stunde vor Abfahrt des Bootes schon viele Menschen vor uns in der Schlange. Die Insel ist nur wenige Kilometer vor Kapstadt im Meer gelegen. Durch den kalten und rauen Ozean gelang nur wenigen Gefangenen von dort die Flucht. Ihren Namen erhielt sie, als die Holländer als Seefahrer hierher kamen und die kleine Insel voller Robben vorfanden. Dann diente sie lange als Gefängnisinsel für politische, männliche, schwarze Gefangene. Also Gegner der Apartheid. Mindeststrafmaß waren fünf Jahre. Nelson Mandela war hier 12 Jahre. Wir fahren mit ungefähr 50 Passagieren zur Insel hinüber. Die Überfahrt dauert ungefähr 45 Minuten. Es ist Wellengang, aber noch zu ertragen. Ein wundervoller Blick auf Kapstadt bietet sich hier vom Meer aus. Wir werden vom kleinen Hafen aus mit Bussen über die Insel gefahren. Ein Stopp ist bei einer kleinen Pinguinkolonie, wo sich der Blick auf Kapstadt genießen lässt.

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So nah und doch so fern

Weiter geht es zu einem Steinbruch. Hier mussten die Gefangenen jeden Tag acht Stunden arbeiten. Ohne Augen oder Atemschutz mussten sie Steine aus den Wänden schlagen und diese zu Pflastersteinen oder Sand verarbeiten. Unter der gleißenden Sonne Afrikas hinterließ dies bei vielen gesundheitliche Schäden. Die Naturtoilette, in den Fels gehauen, war der einzige unbeobachtete Ort im Leben dieser Männer. So wurde er von den Gefangenen zum Austausch benutzt.

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Steinbruch

Der Gedanke von Freiheit lässt sich nicht in Fesseln legen, so nutzen die Männer diese Gelegenheit, die sich ihnen dort bot. Unvorstellbar, wenn man diesen Steinbruch jetzt so dort liegen sieht, was Menschen einander antun können. Behütet aufgewachsen, ist für mich vieles in dieser Welt nicht wirklich vorstellbar.
Wärend der Apartheid wurde den Menschen Unmögliches vorgeschrieben. Wer mit wem befreundet sein durfte, wer wo wohnen durfte, wer in welches Viertel zwangsumgesiedelt wurde. Die Schwarzen mussten Pässe mit ihren erlaubten Bereichen und Uhrzeiten bei sich tragen. Bei nicht Berücksichtigung der Vorschriften drohte schon Robben Island.
Weiter geht es zum Gefängnis. Irgendwie erinnern mich die Baracken an Auschwitz. Was muss es für ein schreckliches Gefühl sein, seiner Freiheit in allen Bereichen beraubt zu sein. Viele Menschen mag es brechen. Nelson Mandela brach es nicht. Nach seiner Freilassung plädierte er für die Vergebung.

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Steine für die Strassen von Cape Town

Wir werden von einem ehemaligen Insassen des Gefängnisses geführt. Alle Guides hier sind ehemalige Insassen. Für mich unglaublich. Für wirkliche Verfechter einer Sache geht es offensichtlich um das große Ganze, nicht um das eigene Schicksal. Denn wie kann man hier sechs Jahre gefangen sein und dann freiwillig nach Jahren wiederkommen, um hier zu leben. Er lebt tatsächlich in der kleinen Siedlung auf der Insel. Zum Einkauf usw. müssen Alle aufs Festland. Andererseits kann nur so authentisch gemahnt werden. Indem die Opfer berichten und einen neuen Weg einschlagen. Bewundernswert.

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Früher selber Insasse, jetzt Guide hier

Die Gebäude sind einfach gemauert und hatten bis vor einigen Jahren noch keine Verglasung. Was mag es im Sommer glühend heiß und im Winter klirrend kalt gewesen sein. Die Insel hatte auch eigene Krankenstationen, da dies hier natürlich notwendig war.

Unser Guide erzählt, dass Samstags den ganzen Tag Sport auf dem Hof betrieben wurde und die Insassen den gesamten Sonntag eingeschlossen waren. So nutzen viele Männer die Jahre zum Studium.

Wir schauen uns die einzelnen Zellen an, auch die, in der Nelson Mandela so viele Jahre verbrachte. Eine einfache Decke auf dem Boden diente als Schlaflager.

Die Zelle ist kaum größer als zwei Quadratmeter. Hier nach vielen Jahren harter Arbeit und daraus folgender Krankheit herauszukommen und für Frieden zu sprechen setzt eine große Persönlichkeit voraus. Dies scheint alles weit weg, doch trennt es unsere Generation nur wenige Jahrzehnte davon. Egal, ob in Deutschland oder hier in Südafrika. Unglaubliche Zustände herrschten, erst eine Generation von uns getrennt.

Ich finde, wenn wir andere Länder besuchen, sollten wir uns auch mit der Kultur beschäftigen. Denn was im Großen geschehen ist, geschieht vermutlich allerorts immer noch im Kleinen. Letztendlich ist der Anfang bei jedem Einzelnen von uns.

 

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Wir entscheiden uns, ebenso ein „Township“ zu besuchen.

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Mit 2,2 Mio. Menschen ist Khayelitsha das größte Township von Südafrika. Unglaublich. So groß, wie zwei Mal Köln.

Wir werden im Hostel abgeholt. Unser Guide ist selber Bewohner dieses Townships. Genau, dies möchten wir erleben. Authentisch von den Menschen vor Ort über ihren Ort etwas hören und dort mit erleben. Wir sind nur drei Gäste, was ich sehr angenehm finde. Wie eine Schafherde durch einen „Zoo“ zu gehen, das ist gar nicht meins.
Wie von außen gesehen sieht das Township auch von innen aus. Die meisten Häuser sind Blechhütten. Im Township gibt es, wie in jeder Stadt sichere und gefährliche Bereiche. Wer die gefährlichen Bereiche kennt, hält sich fern. Es gibt Krankenhäuser, Einkaufszentren und Bibliotheken.

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Arzt

Auch gibt es Leute, die reicher sind und große Häuser hier innerhalb besitzen. Da man sich kennt, sich gegenseitig unterstützt und hilft gibt es keinen Neid. Besitzt der Nachbar ein Auto, wird er gerufen, falls die Frau zur Entbindung ins Krankenhaus muss. Ebenso kommt keiner dem anderen bei dessen Geschäften in die Quere und somit hat Jeder Vorteile in dieser Gemeinschaft.

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Die Regierung baut einfache Häuser, damit die Familien aus den Hütten ausziehen können. Natürlich sind die Wartelisten lang und der Bau kommt der Nachfrage kaum nach. So wachsen Township alt und Township neu parallel weiter. Teilweise sind die Straßen gut innerhalb dieses Bereiches. Außerhalb des offiziellen Townships bauen die Menschen ihre Hütten aber auch weiter und dort sind es Sandpisten. Unser Guide ist vor 9 Jahren mit einem Freund aus Simbabwe gekommen. Er hat mit Street Art begonnen und hat sich nun diese Touren aufgebaut. Er wünscht sich, dass noch mehr Menschen das Township ansehen kommen, um Grenzen auf beiden Seiten abbauen zu können. Er erzählt, dass die Reaktionen der Einheimischen auf Besucher ganz individuell seien und nicht generell benannt werden könnten.

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Singamanzi: WIR sind Wasser

Wir besuchen drei verschiedene Wohnungen. Alle sind sehr einfach. Man kann sich vorstellen, dass bei Regen und Wind diese Behausungen nicht wirklich Schutz geben. Auf der Erde ist einfach eine PVC Plane als Fußboden ausgelegt. Oft wohnen Großfamilien in den kleinen Räumen. Allen Wohnungen ist allerdings ein Flachbildfernseher gleich. Ich habe gar keinen. Technologie nimmt immer auch in den armen Ländern Einzug. Wer will schon auf Cellphone oder TV verzichten? Zeichen der Zukunft und Entwicklung. Kleine Kinder lungern an der Türe und kommen zu uns ins Wohnzimmer. Ich mache Fotos mit ihnen und zeige sie ihnen. So ist die Barriere der Sprache schnell gebrochen.

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Wir besuchen noch eine Vorschule. Die Kinder sitzen brav auf der Erde in den einfachen Räumen. Eher Baracken. Sie singen uns ein Lied vor und scheinen sehr gut auf die Erwachsenen zu hören. Wir setzen uns dazu und der Mob tobt los. Die meisten Kinder sind außer Rand und Band. Sie versuchen, die Sonnenbrille aufzuziehen, auf der Kamera Fotos zu schauen und sind sehr körperlich. Berührungsängste gibt es hier anscheinend wenige. Alle sind total aufgedreht.

 

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Suchbild: wo bin ich?

Schwierig, sie sind wie Flöhe und springen auf mir herum. Ich liebe diese riesigen Augen, die explodierten Kraushaare und die schöne Schokohaut. Hier würde ich dahinschmelzen. Was ich an Arbeit mit den Kindern im Raum erblicken kann, ist ähnlich wie bei uns im Kindergarten. Geburtstagskalender, Zahlen und Buchstaben Übungen, Bilderbücher, Maltische, Puppenecke. Sogar die Listen, die zur Entwicklungsdokumentation angefertigt werden, sind ähnlich. So unterschiedliche Leben und doch gar nicht ganz so anders.
Noch schlimmer erfasst es mich im Raum daneben. Denn hier sind die ganz Kleinen. Kinder zwischen einem und drei Jahren stehen an der Gittertür. Da kann ich natürlich nicht widerstehen. Ich hocke mich zu ihnen. Fast alle Kinder verlieren schnell die Scheu und fassen meine Haare an. Was für eine Geste von Kindern. Das hat ihnen garantiert niemand gezeigt. Ich bin gerührt. Diese riesigen Augen, die mich anschauen. Jedes Kichern, das ich entlocken kann erfreut mich. Gut, ich packe sie nicht alle ein, sondern muss ohne sie weiter.

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In der letzten Wohnung essen wir typisch afrikanisch. Wir essen mit den Fingern. Es gibt Mais Püree mit Fleisch, Spinatblättern und bohnen. Das Püree wird zu einer Kugel geformt und dann wird alles zusammen gegessen. Es ist sehr würzig und schmackhaft. Ein aufregender Tag geht zu Ende. Es war sicherlich nur ein klitzekleiner Einblick in das Leben der Menschen und die Kultur des Landes, allerdings versteht man danach schon etwas mehr. Während der ganzen Tour im Township haben wir uns sicher gefühlt. Die Menschen gehen dem weiter nach, was sie gerade tun. Oder sie haben eine Geschichte mit einem zu teilen. Ich bin sehr froh, das Gefängnis ebenso wie das Township gesehen zu haben. Die Kinder waren natürlich für mich das Highlight.

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2 Kommentare zu “Cape Town, Robben Island und Township 07.11.2015

  1. Avatar von Heike

    Vielen vielen Dank für all Deine wunderbaren Berichte und den Blick in ferne Länder, den Du mir damit ermöglichst!! Es ist jedes Mal eine eigene kleine Reise!

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