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Knysna Heads und Whale Watching, 25.10.2015

4 Kommentare

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Abalone Lodge mit Aussicht auf die Lagune

Wieder zurück an Land genießen wir unseren Aufenthalt in der Abalone Lodge. Wir haben ein eigenes Holzhäuschen, was total süß ist. Vom Balkon aus kann man auf die Lagune schauen.
Am nächsten Tag müssen wir unbedingt die beeindruckende Meeresmündung in die Lagune sehen. Schon von der Lagune aus sieht die Brandung zwischen den hohen Felsen gewaltig aus.

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Links und Rechts die „Knysna Heads“

Knysna LagoonZuerst klettern wir unten in den Felsen umher und genießen die Sicht in die Lagune. Türkis bis hellgrün schimmert das seichte Wasser. Es bilden sich riesige Sandbänke, die manche Leute zum Spaziergang nutzen. Neben uns tobt die heranrollende Brandung, die sich zwischen den Landzungen in die Bucht drückt. Die Wellen scheinen einige Meter hoch.
Wir gehen auf den Pfad und bestaunen von den „Heads“, dem Bergkopf das Meer. Steil fällt unter uns der Fels nach unten ab, tief unten die Brandung. Wir fahren ein Stück und können unten nochmal direkt am Meer zwischen den Felsen klettern.

Ein Mann sammelt mit einem Hammer Muscheln und muss vor der einströmenden Flut immer wieder zurück weichen. Wir wandern bis nahe an das Meer heran, aber die Flut kommt bemerkenswert schnell und wir müssen wieder zum Land. Dort ist direkt eine kleine Parkanlage. Auf einer Wiese mit Bäumen sind viele „Braai“ Stellen. Das nenne ich mal gut investiertes Geld für Bürger und Touristen.
Auf dem Parkplatz bekommt der Parkwächter wie immer sein verdientes Trinkgeld. Davon Leben diese Leute, sie bekommen kein Gehalt.

Zurück im Hafen entscheiden wir uns ganz spontan zu einer Bootstour auf das Meer, um Wale, Delphine und Robben zu sehen. Auf das kleine aber sportive Boot mit 400 PS passen 10 bis 15 Leute. Wir bekommen alle Rettungswesten an, ich schmeiß noch meine Reisetabletten ein und los geht es. Die Brandung zwischen den Landzungen ist gewaltig, uns wird allen verboten, zu fotografieren oder zu filmen. Wir müssen uns festhalten. Das ist auch nötig. Das Boot wird von den Wellen hoch und runter geschleudert. Heute sei besonders raue See und besonders viel Wind. Glückwunsch. Noch finde ich es witzig, wie mein Magen Achterbahn fährt. Ich komme mir vor wie in der Achterbahn. Ich denke ja noch, die Meeresmündung ist das wildeste und danach ist es geschafft. Weit gefehlt! Der indische Ozean zeigt sich heute von seiner rauhen Seite. Todesmutig fand ich mich ja schon bei hohem Seegang auf der Ilha Grande in Brasilien. Da waren aber auch nicht die ganze Zeit die hohe Wellen. Solange das Boot fährt ist es ja noch auszuhalten. Wir sehen eine ganze Gruppe von Delphinen, die an uns vorbei zieht. Aber die Kamera löst natürlich immer dann aus, wenn die Tiere unter Wasser sind. Ich habe jetzt also ganz viele Wasserfotos. Dann meldet der Posten an Land dem Bootsführer Wale in unsrer Nähe. Wir sehen eine Wal Kuh mit ihrem Kalb. Leider versuchen die Mütter, dann immer so lange wie möglich zu tauchen und vom Boot weg zu kommen. Daher ist es schwierig, sie lange und nah zu beobachten. Das Boot dümpelt zur Beobachtung in den Wellen und ich dümpele auch nur noch vor mich hin. Meine Gesichtsfarbe wechselt von weiß zu grün und mein Kreislauf möchte sich auch verdünnisieren. Da ich es nicht mag, wenn mich Leute dabei beobachten, wenn ich mir mein Frühstück nochmal durch den Kopf gehen lasse hänge ich mich hinten über die Reling. Bin ja auch schon 20 von 90 Minuten an Bord. Genug Spaß gehabt. Jetzt kommt der ernste Teil. Während die Anderen noch weiter Delphine, eine Robbe und eine Wal Kuh mit Kalb genießen, genieße ich am Leben zu sein. Ich schaue krampfhaft auf das Ufer und versuche, bei Bewusstsein zu bleiben. „Bloß nicht ohnmächtig werden!“ Die Hände und Arme kribbeln schon, atmen, atmen!!!! Atmen hilft meist sehr gut. Die Angst vor der Angst hier in Ohnmacht zu fallen ist fast so schlimm wie die Übelkeit. Bei Seegang von einigen Metern hier rumzufliegen wär kein Spaß. Offenes Boot, ohne nix, da wär ich schnell mal Schwupps, abhandengekommen. Das Schlimme ist zusätzlich diese bodenlose Müdigkeit. Ich kann mich kaum wach halten. Keine Ahnung, wozu sowas gut sein soll. Passiert aber in absoluten Stresssituationen. Also atmen und auf das einzige Bäumchen auf dem Felsrücken starren. Danke , lieber Baum, dass Du da bist! WANN KÖNNEN WIR ENDLICH ZURÜCK???????? Oh, na gut, noch den Stand Up Paddlern auf den Wellen zusehen-. Macht mir gar nix aus. Alle Körperöffnungen zusammenpressen, dass ich nicht noch peinlichere Sachen als das Frühstück verliere. Meine Zähne mahlen aufeinander, keine Ahnung, was das soll. Schönes Bäumchen, du bist so wunderschön. Oh, nochmal eine Robbe beobachten und noch ein bisschen weiter weg von der Lagunenöffnung fahren. Gaaar kein Ding! Ich find auch, 50 Euro gezahlt und dann nur rumkübeln, wär auch zu teuer. Lieber noch ein bisschen hier draußen auf schwerer See bleiben und das Leben in jeder Zelle des Körpers fühlen. Hmmmmmmmmmmmmm! Kennt ihr das Lied von YouTube „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“? Unbedingt anschauen. Der Brüller. Mir ist schon nicht mehr zum Brüllen zumute. Das heisst was, wenn ich nicht mal mehr wütend werden kann! Ich benutz nochmal schnell den Eimer, der mir gereicht wird, danach die Feuchttücher und Schwupps, schon fahren wir nach einer Ewigkeit wieder zurück. Ich will nur noch in mein Bett. Jeder Hubbel und jede Kurve mit dem Auto sind ein weiteres Desaster. Wir haben Nachmittag und dieser Tag ist definitiv für mich gelaufen. Mein Körper wird die restlichen Stunden brauchen, um einiger Maßen wieder klar zu kommen. Am besten durch Schlaf. Gut, daraus habe ich gelernt, möglichst keine Bootstouren mehr. Zumindest nix mit Seegang. Man wird so alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu.

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Die Flut kommt

4 Kommentare zu “Knysna Heads und Whale Watching, 25.10.2015

  1. Avatar von geraldbiebersdorf

    Obwohl ich sehr genau nachvollziehen kann, wie Du Dich gefühlt haben mußt, muß ich doch auch sagen, dass ich mich aufgrund der Formulierungen sehr amüsiert habe! Köstlich geschrieben!! 🙂
    Habt weiterhin eine tolle Zeit!

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  2. Avatar von geraldbiebersdorf

    Bin sehr froh, dass Du es überlebt hast!!

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