Beeindruckend beginnt mein zweiter Tag. Unter dem Flugzeug erstreckt sich, so weit das Auge reicht, der brasilianische Urwald. Ein grüner Teppich aus Bäumen. Nichts, was der Mensch verändert oder zerstört hat. Unsagbar beeindruckend. Genauso der sich ebenfalls bis zum Horizont erstreckende Amazonas. Als Rheinländerin ist mein Denken über das Ausmaß von Flüssen zu klein, um dies da unten nicht als Meer ab zu speichern. Wunderschön. Hier oben bekommt man einen Eindruck, was „Pachamama“ wirklich bedeutet. Ich verstehe es aus vollem Herzen.
Wirklich alleine bleibt man als Reisender nicht, dies sagten mir Alle, die schon einmal so ähnlich unterwegs waren.
Und prompt stehen zwei überforderte Gringas in Manaus am ATM des Flughafens und retten sich gegenseitig. Da man den selben Lebenslüsten frönt (Reisen) teilt man sich spontan und solidarisch das Taxi in die Innenstadt. Also genieße ich die erste Fahrt als „Flashpacker“. So nennen sich die Backpacker, die sich auch Luxus gönnen. Der nicht so groß gewachsene Taxifahrer schnauft unter meinem 20 Kg Rucksack beim Einladen, ich kann nur entschuldigend die Achseln zucken.
Im Hostel lerne ich Eva aus Italien und Clara aus Holland kennen. Ich bin todmüde nach 2 Tagen unterwegssein und einer Nacht am Flughafen. Aber natürlich nehme ich, unvernünftigerweise, direkt eine freundlichen Einladung der Beiden für diesen Abend an. Ich könnte was verpassen, das geht gar nicht. Außerdem kann ich so sofort die Stadt erkunden. Schnell ziehen wir los und laufen durch die abendlichen Straßen. Es ist ein bisschen schwül, und wie in jeder Stadt ist einiges los. Wenn wir um Hilfe bitten sind die Menschen sehr hilfsbereit. Ich fühle mich sicher und etwas wie bei einem Schulausflug. Die Atmosphäre und die alten Bauten erinnern mich sehr an Kuba. Leider sind auch hier fast alle Gebäude aus der Kolonialzeit heruntergekommen.
Wir erreichen das imposante Theater, wo jeden Abend um 20h eine Veranstaltung kostenfrei stattfindet. Als wir hinein gehen, bin ich geplättet von dem pompösen Inneren. Wunderschöne Deckenmalereien, Mehrere Galerien übereinander und Verzierungen in Gold tun ihre Wirkung. Das Konzert der Geigen und Celli nimmt mich mit.
Fazit: mach dir keine Vorstellungen von dem was kommt, denn es könnte noch viel besser werden.
Dass ich an meinem ersten Abend sofort ein Kulturhighlight umsonst genießen darf, da hätte ich im Traum nicht dran gedacht. Kleines Manko war, dass ich von Anfang an gegen das Einschlafen kämpfen musste. Ebenso empfand ich es als unangenehm, dass ich, gefühlt, durch die Klimaanlage in Raureif gehüllt war. Es war ein tolles Event, aber kein Mensch kann erahnen, wie froh ich dann war, im Bett zu sein.
Auf dem Fuße folgte das nächste Highlight.
Ich erklimme die Dachterrasse des Hostels und darf bei Sonnenschein über die Dächer Manaus blickend, frühstücken. Da ich ja nur alles halb lese, war mir dies vorher durch gegangen. Gott sei dank zum Positiven.
Ganz schwierig ist es für mich, mich jetzt selber und meine Habseligkeiten zu organisieren. Daher schäme ich mich etwas, als ich bemerke,dass das Zimmermädchen auch die Betten gemacht hat. Ich habe keine Ahnung, wie sie das obere Stockbett, mitsamt des Inhalts meines halben Rucksacks darauf, überhaupt herrichten konnte. Ich hoffe einfach, dass es nicht auf mich zurück zu führen ist.
Nach dem Frühstück begleite ich Clara, die auf einem Boot mit ihrer Hängematte einchecken muss.
Wenn ich schon nicht die Sprache beherrsche (was hier nicht wirklich gut ist), dann will ich doch wenigstens den Vorgang gesehen haben. Am Hafen ist ein Schalter für die Fahrkarten, dann geht es in den Hafenbereich und dort auf das Schiff. Gut, dass wir früh sind, denn jeder sucht sich den Platz für seine Matte selber.
Später laufe ich entspannt alleine weiter durch die Straßen und sehe mir die Altstadt an. An den Straßen stehen viele Menschen unter Dächern, um auf die Busse zu warten. Sie winken diese zu sich, oder rennen ihnen hinterher. Busfahrer kennen hingegen hier nur Vollgas. Die kleinen Gassen sind voller Menschen und Stände. Meist verkauft jeder eine Produktsorte in vielen Ausführungen. Ich fühle mich an Vietnam erinnert und tauche ein in die Masse. Keiner glotzt, kommt mir zu nahe oder ist sonst irgendwie unangenehm. Ich fühle mich gut.
Ich merke, dass anscheinend vieles einfach nur von der Gewohnheit abhängt. Da wir Saigon und alle anderen Städte in Vietnam per Karte und zu Fuß erobert haben, bin ich jetzt entspannt. Ich mag es, den Ort zu erkunden, mich so zu orientieren, und kann ganz in diese Stadt eintauchen. Gefüllte Teigtaschen und Fruchtdrinks von Straßenhändlern sind meine Mahlzeit.
Hätte ich mir früher nicht alleine zugetraut, geschwiegen denn, dies dann noch zu genießen. Um so natürlicher und selbstverständlicher man mit einer Situation umgeht, desto besser funktioniert Alles. Dies spiegeln einem dann auch die Menschen wieder.
Zugegeben, bin ich auch ab und zu etwas hysterisch. Wenn, z.B. wie gerade der Stecker vom Laptop nicht in diese verdammte Steckdose passen will. Auch nicht mit Gewalt. Dafür kenne ich jetzt hier alle Elektrogeschäfte. Der letzte Fotoladen war dann meine Rettung. Ich könnte euch und mich ja niemals enttäuschen. Wäre ein Desaster.
In diesem Sinne….eine gute Nacht, denn bei euch ist es jetzt 2:55 Uhr und bei mir 21:55 Uhr.
Morgen wartet ein neuer Tag.








13. August 2015 um 8:24
Wunderschön!! Gefällt mir!! 🙂
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13. August 2015 um 8:26
Wunderschön!! Gefällt mir!! 🙂
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13. August 2015 um 21:04
:)Danke.Freut mich.Wenn Du schon nicht dabei bist 🙂
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13. August 2015 um 21:14
Du schreibst echt wunderbar, daß ich/man es richtig mitfühlen kann. Ich bin sehr beeindruckt! 🙂
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14. August 2015 um 3:18
Ja,ich bin selber überrascht! 🙂
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13. August 2015 um 21:36
Danke. Ich bin auch überrascht
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14. August 2015 um 2:09
Ein wundervoller Beitrag. DU bist also gut angekommen und lebst deinen Traum !
Schlaf gut und viele, schöne Erlebnisse !
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14. August 2015 um 3:14
Ja Tim,ich fühle mich wohl in der Stadt unter den Menschen! 🙂
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