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Letzter Tag auf dem Amazonas ???? 27.08.2015

Entladen ohne deutsche Vorschriften

Entladen ohne deutsche Vorschriften

Nach einer relativ ruhigen Nacht, das Motorgeräusch ist superlaut und durchgehend, werde ich durch Tumult geweckt.
Die Männer stehen zusammen und diskutieren. Kurz darauf steuert ein weiteres Boot bei. Wir erfahren, dass einer der zwei Motoren kaputt gegangen ist. Man könne auf das andere Boot wechseln, müsse dann aber Reais bezahlen. Schwierig, wenn man nur auf Nachfragen Informationen bekommt, diese dann auch irgendwie unstimmig sind. Die Sprache verstehen und sprechen zu können wäre in solchen Fällen ungeheuer von Vorteil. Fast die gesamten Passagiere des unteren Decks sind auf das andere Boot gegangen. Sonst dauert alles immer unglaublich lange.

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Drei Mal haben wir an kleinen Häfen gehalten. Dort wechselten Ladung und Passagiere. Aber ich wusste nie, ist genug Zeit um z. B. Obst zu kaufen oder vergessen sie mich. Jetzt komm ich von der Toilette wieder und bevor wir entscheiden können rüber zu gehen ist der Spuk vorbei und das andere Schiff legt ab.
Nun sind wir statt 100 Passagieren noch 30 und sehen was passiert.

Mein Ausblick

Mein Ausblick

Wir sehen das andere Boot vor uns davon fahren. Wir fahren weiter, aber langsamer. Es scheint, der eine Motor arbeitet kaum noch. Wir freuen uns, dass jetzt die Rettungsboote ganz oben für uns alle reichen werden. Galgenhumor. Einige Männer an Bord flirten mich an. Ihre Art ist allerdings nicht aufdringlich. Versuchter Small Talk, tiefe Blicke, freundliches Lächeln. Keine Ahnung, ob sie meinen ich bin eine reiche Gringa oder einfach so, ich empfinde es auf jeden Fall nicht als unangenehm. Man vertreibt sich eben die Zeit. Warum auch nicht, ich fühle mich sicher. Spannend finde ich, dass der Eine nach meiner Telefonnummer per Fingerzeig fragt. Ich frage mich… wozu. 🙂

Nun werde ich die letzten Stunden nutzen, um zu tippen. Denn ich habe jetzt vermutlich schon fast zwei Tage verloren.

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Letzter Sonnenaufgang

Der Tag vergeht mit Karten spielen, zuschauen, wie ein Schiff anlegt, um etwas zu reparieren und ein weiteres um Öl oder Sprit zu betanken. Jetzt ist es bereits 13 Uhr und wir scheinen heute noch nicht weit gekommen zu sein. Die Anderen haben jetzt schon drei Tage verloren. Ihr Weiterflug geht morgen Nachmittag. Wir werden sehen…….

Um 22 Uhr abends laufen wir in Belem ein. Belem begrüßt uns mit einer sehr beeindruckenden Skyline. Nach Tagen des Urwaldes und des wilden Amazonasufers mit winzigen Hütten haut mich das hier um. Eine hell erleuchtete Stadt begrüßt uns mit einer ganzen Reihe Hochhäusern. Mir kommt es gerade vor, als würden wir an Manhattan vorbei fahren. So vereint Brasilien mal wieder totale Gegensätze. Judith, Lisa, Simon und ich fahren gemeinsam ins Hostel und freuen uns tierisch auf ein Bett, eine Dusche und kochen zu können. Lisa ging es den letzten Tag schlecht, da sie insgesamt viel abgenommen  hat und ihr Kreislauf schwächelte.

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Wunderschöner Abschied


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Auf dem Amazonas mit der „Liberty Star“ 25.-26.08.2015

Regenbogen, hier sehr beeindruckend

Regenbogen, hier sehr beeindruckend

Den Tag über halte ich mich mit mitgebrachten Keksen und Wasser vom Schiff sozusagen über Wasser. Es ist sehr angenehm, jederzeit im Hammock liegen zu können. Das wilde Ufer zieht vorüber und die Gedanken können schweifen. Ein Schläfchen, ein bisschen dösen, träumen, hier ist man zum Nichtstun verdammt. Kann man aushalten. Ich genieße es. Kartenspielen und an Deck die Aussicht genießen sind weitere Optionen. Es wird nicht langweilig. Mittlerweile mischen sich die Gruppen. Die Brasilianer spielen mit uns Karten, wir gehen mit den Kanadiern zum Abendessen. Mehrere Tage auf engem Raum bietet Anknüpfungspunkte und Berührungsängste schwinden. Es ist eine angenehme Atmosphäre. Am Abend bilden sich die vertrauten Wolkentürme über dem Ufer. Vor uns eine weiße Wetterwand mit drohendem Regen. Wir haben Glück und kurz vorher löst sie sich auf, dafür sehen wir einen vollkommenen Regenbogen. Er bildet sich im Amazonas und endet im Urwald. Wunderschön. Ich lasse mich hier immer wieder beeindrucken.

Naturschauspiel ohne Gleichen

Naturschauspiel ohne Gleichen

Die Nacht war etwas ruhiger. Argentinier haben anscheinend die Angewohnheit, statt zu sprechen zu schreien, so konnte ich lange nicht einschlafen und bat sie dann, da sie sich direkt neben meiner Hängematte zur Unterhaltung platziert haben um Ruhe. Da ging ihnen wohl erst eine kleine Lampe auf, dass vier Leute die bereits fertig in der Hängematte liegen auch schlafen möchten. Das Problem ohne Rückzugsmöglichkeit sind Menschen mit grobem Empfindungsvermögen. Und ich bin etwas ungehalten, wenn ich nicht schlafen kann. Ein ruhiger Tag auf dem Amazonas zieht an uns vorüber. Der Fluss verzweigt sich immer wieder wird enger, weiter, wechselt in neue Passagen. Mich wundert es, dass die Kapitäne in diesem Gewirr zurechtkommen, da auch viele breite seichte Uferstellen sichtbar sind.OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Ich hatte ja gehofft, aber der Amazonas war bisher zu breit. Dann erscheinen sie in der engeren Passage. Die kleinen Boote der Einheimischen. Mit halsbrecherischem Manöver befestigen sie ihr kleines Boot am fahrenden Schiff. Vater und Sohn haben gekochte Garnelen geladen. Sie verkaufen den Sack der Tiere in Schale, die leicht gesalzen sind für 10 Reais . Ca. ein Kilo. Ich bin sehr erfreut, dies erleben zu können.

Tante Emma Laden des Amazonas

Tante Emma Laden des Amazonas

Es ist schon was Besonderes. Beutel mit Acai haben sie auch dabei. Sie verkaufen gut, sie müssen später eine weite Strecke gegen den Strom zurück nach Hause fahren.
Am Abend sitzen wir hinten und spielen Karten. Neben uns spielen die Brasilianer Domino. Steine werden auf den Tisch geknallt und lauthals diskutiert. Es geht richtig zur Sache, ernst aber freundschaftlich. Wir staunen nur. Auf einer kleinen Leinwand läuft ein Forro- Pop Konzert mit kurvenreichen Blondinen und sexy Sängern. Backgroundtänzer, enge Kostüme und der mitreißende Rhythmus begeistern die Massen des Konzertes. Shakira style scheint in zu sein, blond auch. Hier genauso wie überall ist die Show Welt eine andere, als die des Alltags.

Beeindruckende Sonnenuntergänge

Beeindruckende Sonnenuntergänge


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Schifffahrt auf dem Amazonas; Santarem nach Belem 24. 08. 2015

Mit solch einem Schiff sind wir unterwegs

Mit solch einem Schiff sind wir unterwegs

Mein Schiff soll um 10 Uhr starten, also muss ich eine Stunde vorher an Bord sein, um einen guten Platz für meinen Hamock zu finden. Um 7.40 Uhr fährt der Bus los, nach einer Stunde bin ich wieder am Hafen. Leider fährt die Barque am anderen Ende des Hafens ab und so muss ich in der frühen Hitze des Tages mit meinem Rucksack fast 30 Minuten am Ufer entlang laufen und einige Arbeiter fragen. Ich bin sehr erleichtert, dass mein „Barque de Belen“ mich tatsächlich ans richtige Ziel führt. Ich bin ziemlich fertig mit der Welt, als ich ankomme. Umso größer ist meine Freude, als ich an Deck Simon sehe. Mit ihm sind zwei junge deutsche Studentinnen. Judith und Lisa aus der Nähe von Münster. Ich freue mich, diese freundlichen und aufgeschlossenen Menschen zu sehen. Mit einer Gruppe von vier Argentiniern finde ich mein Lieblingsthema, Salsa. Mein Spanisch reicht nicht wirklich zur Konversation, aber dazu dann doch. Einige allein reisende junge Brasilianer liegen auch schon in den Hängematten. Die Zeit vergeht, zwei Boote starten nur unseres nicht. Es wird Mittag und wir sind immer noch im Hafen. Langsam bekomme ich mit, dass das Essen extra bezahlt werden muss, es ist nicht viel, 15 Reais pro Essen, aber ich habe nur noch 25 Reais. Und für drei Tage wird das wenig sein. Zu meiner Rettung erscheint ein witziges Reisepaar. Eine brasilianisch – türkische Männerreise Freundschaft. Sie haben sich im Internet kennengelernt, da der Türke immer nach Brasilien reisen wollte. Nun sind sie schon mit Familien gegenseitig in beide Länder gereist und gehören so gut wie zur Familie. Beide sprechen ein ausgezeichnetes Englisch. Es ist schön, ihren innigen Umgang miteinander zu sehen. Außerdem kann der Brasilianer als Übersetzer dienen, was sehr hilfreich ist. Sie wechseln mir 30 Dollar und ich bin aus dem Schneider. Der Brasilianer erzählt mir, dass er 5 Jahre einen Kindergarten geleitet hat, dort Musikunterricht gab und ein Musiker sei. Vom Auftreten her auf jeden Fall ein sehr intellektueller und gebildeter Mann. Ich erfahre über ihn, dass der Besitzer des Schiffes von Bord gegangen sei, da er noch eine Kleinigkeit zu tun habe. So fahren wir dann um 17 Uhr mit 7 Stunden Verspätung auch schon mal los. Ein weißer Reiher steht wie ein Geschenk der Schönheit am hässlichen Dock zum Abschied.
Ich habe nun nur einen Tag verloren. Schlimmer ist es bei Simon und den Mädels, ihnen wurde gesagt, sie blieben durchgehen von Manaus bis Belem auf einem Boot. Sie mussten gestern Abend von ihrem Boot auf dieses und warten seitdem. Also schon eine Nacht und diesen ganzen Tag. Brasilien eben. Da ich mein Hostel am 26. gebucht habe, hoffe ich, dass dies noch klappt.

Ich freu mich

Ich freu mich

Das Boot besteht aus 4 Ebenen. Auf der untersten Ebene sind die wahren wie Roller, Lebensmittel etc.
Auf der ersten Ebene ist ein großer Raum für Hängematten mit Klimaanlage. Geschlossen mit Fenstern. Dort befindet sich eine kleine Küche für die Mahlzeiten und die Toiletten/Duschen. Die Toilette/Dusche hat einen Quadratmeter. Neben der Schüssel ist etwas Platz und ein Duschkopf. Was sich hier für Flüssigkeit am Boden sammelt, kann man am Geruch erahnen. Der Geruch ist wirklich kaum auszuhalten, obwohl ich nicht zimperlich bin. Ich versuche, so gut es geht vor der Toilette einzuatmen und danach aus. Man kann danach als Apnoetaucher arbeiten. Neue Chancen sind mir immer willkommen. Zusätzlich gilt in ganz Brasilien: kein Papier in die Toilette sondern in den Eimer, was es nicht besser macht. Egal wie lange, ich dusche hier nicht. Das zweite Deck ist offen und hier hängen wir unsere Hängematten. Erstens um alles direkt zu erleben und zweitens um nicht zu erfrieren. Hinten ist eine kleine Terrasse mit Bar. Super zum Karten spielen, der einzigen Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben. Das haben wir dann auch stundenlang getan. Vorne ist der Steuerraum, wo die flirtbereiten Kapitäns warten. Ganz oben ist ein Ansichtsdeck. Von hier ist der atemberaubende Amazonashimmel ganz zu sehen.

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Unsere Hamocks

Es ist beeindruckend, über diesen riesigen Fluss zu fahren. Am Abend bilden sich riesige Gewitterwolken über dem Dschungel. Blitze erhellen sekundenschnell wie Wetterleuchten von innen die Wolken. Der Sonnenuntergang ist mal wieder beeindruckend. Die Wetterphänomene hier am Amazonas sind wirklich einmalig. Das Gewitter am Ufer lässt uns auch in der Nacht nicht ruhen. Es windet so heftig, dass der Mann neben mir und ich, heftig gegeneinander schaukeln. Die Hängematte schaukelt eigentlich sowieso beständig. Wenn man sich so weit es geht, querlegt, liegt man fast gerade darin. Obwohl ich sehr schnell seekrank werde, habe ich hier nichts. Das Boot schaukelt nur wenig, die Hammock dafür mehr. Gott und der frischen Luft sei Dank, vertrage ich alles.

Gewitter über dem Amazonas

Gewitter über dem Amazonas


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Ein letzter Abend in Alter do Chauo 23.08.2015

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Barbara ist eine superangenehmer travelmate, sie ist ausgesprochen freundlich zu allen Menschen. Auch ist ihre Stimmung ausgeglichen und ich genieße den Tag am Strand sehr mit ihr. Am Abend probieren wir eine Empfehlung aus und gehen zum Burger essen. Es gibt frisch gemachte dicke Fruchtsäfte für 5 Reais und die frischen, hausgemachten Burger mit Shrimps, Zwiebeln, Spiegelei und Maniok kosten 10 Reais. Preise, kaum vorstellbar. Der Burger ist so groß, dass er mir auseinanderfällt und er ist superlecker, frisch und ohne Zusatzstoffe.36
Danach treffen wir uns zum Abend alle in den Hängematten. Der letzte Abend gemeinsam hier. Schade. Am Montag verlassen alle den Ferienort. Ich habe ein langes, gutes Gespräch mit Barbara über Frauenthemen und wir verstehen uns hervorragend. Ich mag es, offen zu sein und nicht nur oberflächliches von Anderen zu erfahren. So etwas verbindet ungemein, auch ohne gemeinsame Vergangenheit. Die Stimmung ist entspannt, wir genießen es in den Hammocks, in der angenehmen Abendluft zu liegen. Einfache Dinge sind so schön. Einen wunderbaren Ort mit netten Menschen zu teilen ist wundervoll und macht meine Reise reich. Zum Schluss gehen wir hinaus, auf einen Steg um uns den Mond anzuschauen. Marcos geht voraus und sechs Frauen folgen ihm, wir witzeln darüber. Der Mond bestrahlt einen großen Teil des Flusses, der jetzt wie ein Meer aussieht. Wunderschön.


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Alter do Chao, ein Ort zum Verweilen, 22.08.2015

Barbara ist so nett, mich zu begleiten. Wir nehmen den Bus nach Santarém, um eine Hängematte für die Schifffahrt und meine Fahrkarte zu kaufen. Der Bus fährt eine Stunde und wir kommen zum Hafen. Dass gute am Busfahren hier ist, man bezahlt 2,50 Reais, egal wohin. Und die Leute sagen dir, wenn du fragst, wo du aussteigen musst. Am Hafen ziehen sich kleine Passagierbarken wie eine Perlenkette am Dock entlang. Ein winziger vollgequetschter Kiosk/ Bretterverschlag dient auch als Verkaufsstelle. Ich zahle 130 Reais für 2,5 Tage durchgängige Bootsfahrt in der Hängematte. So erfahre ich auch, dass nicht wie in der Herberge angegeben das Boot am Sonntag fährt. Also muss ich bis Montag bleiben, damit kann ich sehr gut leben. Meine Hängematte kostet mit Befestigungsseilen 30 Reais. Auf dem Rückweg nimmt der Bus einen anderen Weg. Wir fahren durch winzige Dörfer auf ungeteerten Straßen. So stellt man sich das richtige Brasilien vor. Dschungel wechselt sich ab mit kleinen Straßen, die Fahrt geht holperig über beigerote Sandstraßen. Dass hier Busse fahren ist einfach unglaublich. Ich höre förmlich die Stoßdämpfer aufschreien. Zurück genießen wir den Nachmittag wieder auf der Ilha do Amor.

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Ilha do Amor

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Fangfrischer Fisch. Hmmmmmmmmmmmmm

Im Schatten liegt es sich wunderbar mit der Aussicht auf das klare Wasser, die Füße im weißen Sand. Ab und zu eine lange Weile im Wasser, bis einem langweilig wird. Barbara stammt aus der Hauptstadt Brasilia. Sie erzählt, dass es sich abhebt vom ganzen Rest von Brasilien. Denn sie sei mit 60 Jahren eine junge, sehr gut organisierte Stadt. Aufgebaut wie ein Flugzeug, mit den Stadtbezirken der beiden Flügel und dem Sitz der Regierung im „Cockpit“. Aus dem Flugzeug kann man dies wohl gut erkennen. Sie ist eine weiße, aufgeschlossene, reisende, junge Brasilianerin. Sie könnte auch als Italienerin o. ä. durchgehen. Sie spricht sehr gutes Englisch, da sie viel reist und ihr Freund hat sie so kennengelernt, er lebt in Russland. Ihr sind schon viele Paare begegnet, die sich so getroffen haben. Denn Reisende sind durchaus anders. Wir unterhalten uns lange über unsere Kulturen. Wir stellen fest, dass in beiden Gesellschaften die Menschen auf der Sinnsuche sind und eine Art Entwurzelung und Depression erleben. Und das, obwohl wir mindestens das doppelte Gehalt dieser Menschen verdienen. Barbara arbeitet im Gesundheitsministerium und erzählt, als wir uns über Sozialhilfe in Deutschland unterhalten, dass sie nur das Doppelte verdient, was Sozialhilfeempfängern in Deutschland zum Leben zur Verfügung gestellt wird. Des Weiteren berichtet sie, dass es hier noch populär ist, bis zur Hochzeit bei den Eltern wohnen zu bleiben und mit Anfang 20 eine Familie zu gründen. Es sei aber nicht mehr zwingend notwendig, auf Biegen und Brechen zusammenzubleiben. Auch seien durchaus Rassenprobleme in Brasilien vorhanden. Mein Eindruck ist, dass die Indigenen einfache Arbeiten verrichten und die junge, aufstrebende Generation durchaus eher weiß zu sein scheint. Aber den großen Unterschied macht im Endeffekt doch die englische Sprache, sich der Welt zu öffnen. Selbst Josie und die zwei weiteren jungen Brasilianerinnen im Zimmer sprechen wenig Englisch. Barbara hingegen und die Angestellten im Hostel Manaus, ein sehr gutes. Scheinbar drei Faktoren bestimmen das. Sind die Menschen motiviert in andere Länder zu reisen und offen für Neues, erwerben sie ihr Geld im Tourismus, erkennen sie den Eigennutzen und haben Freude ihren Horizont zu erweitern. Die gilt für alle Reisenden, die ich bisher traf. Die Spanier und Franzosen in meiner Gruppe mussten alle Privatstunden nehmen, um das Schulenglisch überhaupt auf Konservationsniveau zu bringen. Vielleicht sollte es zusätzlich zum Unterricht Konversationsstunden geben. Offenheit für Menschen, Kultur und Umständen zeichnet Reisende im Gegensatz zu Touristen aus. Wobei ich denke, dass viel Berührungsängste aus Angst, Fehler zu machen auch Menschen daran hindert, offen zu sein.
Am Abend sehen wir wieder einen wunderschönen aber schnellen Sonnenuntergang des Feuerballes und bereiten uns auf die Nacht vor. Wir gehen in die „Disco“. Die offene Bar mit Bühne bietet genug Platz zum Tanzen davor. Ein einfacher Sandboden bietet sich zum barfuß tanzen an. Die Live-Band tritt auf und es geht volle Pulle los. Zwei 1,5 Meter hohe Trommeln liegen auf dem Boden der Bühne. Die Musiker sitzen darauf und schlagen die Trommel. Die Trommeln wurden vor dem Konzert am offenen Feuer erwärmt, um den Klang zu verbessern. Mehrere Rasseln und Ratschen unterstützen. Der Hauptsänger spielt ein Instrument ähnlich einer Ukulele, nur etwas größer. Den auffordernden Klang der Salsa kenne ich ja, aber das hier ist ganz anders. Die großen Trommeln sind dunkel und werden heftig und schnell gespielt. Mich erinnert es an Ritualtänze von Eingeborenen. Sie müssen unglaublich weit zu hören sein. Der Rhythmus des Carimbó ist Samba. So tanzen wir, bis das linke Bein schmerzt. Bei diesen Wetterbedingungen unglaublich schweißtreibend und anstrengend. Hochleistungssport. Denn die Musik ist unglaublich schnell und fordernd. Wie ich es kenne von Latino Partys, sind alle auf den Beinen und tanzen und lachen gemeinsam. Es ist halbdunkel und schwül, der Schweiß rinnt in Strömen, der Rhythmus bestimmt alles. Ein Paar, das in Brasilien lebt, ist auch dabei, er stammt aus Südafrika, sie aus Argentinien. Es ist eine Nacht in einer anderen Welt, die sehr ursprünglich scheint, und ich mittendrin.

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Ilha do Amor, die Schöne 21.08.2015

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Wunderbare Aussicht nach schweißtreibendem Aufstieg

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Karibik des Amazonas

Am nächsten Morgen laden mich Marcos und Josie ein, sie zu begleiten. Wir lassen uns auf die Halbinsel „Ilha do Amor“ rudern und besteigen dort den kleinen Berg. Eine sehr schweißtreibende und anstrengende Angelegenheit bei der Hitze. Oben werden wir mit einer tollen Aussicht belohnt. Vor uns liegt der Amazonas und neben uns der Trabajos Fluss. Wieder auf der wunderschönen Ilha angekommen schwimmen wir im klaren und sehr warmen Wasser. Die meisten Anderen sitzen mit Stühlen und Tischen im Uferbereich unter Sonnenschirmen.

Da es unterhalb der Woche ist es sehr ruhig und angenehm hier. Wir gehen zu Fuß durch das Knietiefe klare Wasser über eine Sandbank zum vorderen Teil der Insel. Ich fühle mich wirklich wie in der Karibik. Ein wunderschöner Ort, um die Seele baumeln zu lassen.

Abends versammeln sich alle auf dem Hauptplatz des Ortes. Einmal gibt es dort Wifi und dort sind die Lokale. In einem spielt eine Live-Band „Carimbó“. Typische Samba-Rhythmen, gespielt von lauten, fordernden Trommeln lassen nicht still sitzen. Carimbó gibt es nur hier im Nordosten. Wir tanzen auf der Straße und genießen es sehr. Nach einiger Zeit gewöhnt sich das linke Bein an die Belastung, denn Samba ist schnell und rechts geht im Wiegeschritt vor und zurück, dazwischen nur links ein Schritt.
Eine Hippietruppe aus der verschiedenen Ländern, u.a. Venezuela, bietet eine Amateur- Jonglage- Zirkus Darbietung mit Musik und sorgt für gute Stimmung und ihren Lebensunterhalt. Moderne Nomaden gibt es viele auf der Welt. Als die Lokale schließen, ziehen wir weiter mit den Musikern und Hippies. In einem anderen Lokal sitzen viele Männer im großen Kreis und spielen weiter Carimbó. In einige Lieder stimmen die Umstehenden mit ein. Die Stimmung ist einzigartig und erinnert mich an Cuba. Wundervoll, dafür bin ich hier.

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Ein Träumchen für Musikliebhaber


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Ankunft in Alter Do Chao, der „Karibik“ des Amazonas 20.08.2015

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Die Hütten der Halbinsel „Ilha do Amor“ links stehen noch unter Wasser

Nach einem kurzen Flug mit einer Propellermaschine lande ich in Santarem. Ich habe die Hälfte der Strecke bis zur Küste in zwei Stunden statt 2 Tagen mit dem Boot hinter mir gelassen. Nach wie vor ist es atemraubend, den Amazonas und die Nebenflüsse mit ihren Ausmaßen von oben zu sehen. Nachdem ich meinen Rucksack vom 3 Meter kurzen Band des Flughafens gehievt habe, geht es mit dem Taxi weiter. Öffentliche Verkehrsmittel machen mich noch etwas zu unsicher im Moment. Wir fahren durch wunderschöne Dschungellandschaften. Wir fahren durch einen scheinbar ausgestorbenen Ort, der wirklich winzig ist. Am Ende des Ortes ist mein Hostel. Ich bin die Erste in meinem Dorm mit drei Stockbetten. Englisch spricht hier auch keiner. Ich gehe zum weißen Strand des Flusses Tapajos. Gegenüber liegt eine kleine Halbinsel. Sie besteht nur aus weißem Sand mit Bäumen und Sträuchern und Hütten. Die vorderen Hütten stehen fast bis zum Dach unter Wasser. Kleine Boote fahren für 5 bis 10 Relais hinüber (4 BRL-0,97€). Im Winter ist die Halbinsel komplett unter Wasser, im Sommer kann man durch das hüfthohe Wasser rüber laufen.

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Iguana

Im Hostel lerne ich dann Josie, Barbaraaus Brasilia und später Marcos kennen. Bei Marcos dachte ich, er sei Europäer. Er ist sehr groß und schlank, hat helle Haut und blaue Augen. Weit gefehlt, er kommt aus Sao Paolo. Barbara meinte, wir wären ein Paar, denn die Europäer seien ja so emanzipiert, dass sie auch sicherlich in getrennten Schlafsälen schlafen könnten. Hmmmmm. Mich zieht es mal wieder zu den Hängematten. 27Draußen gibt es ein Dach mit 8 Hängematten darunter. Es ist ruhig, nicht zu warm und eine leichte Brise geht. Ich hole ein paar Stunden Schlaf nach. So richtig tief schlafe ich noch nicht, und immer bevor es weiter geht, ist es schlimmer.


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Ein letzter schöner Abend in Manaus 19.08.2015

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Wer im Hostel nichts zu tun hat, lümmelt auf den Sofas im Aufenthaltsbereich rum und surft im Internet.
Hier treffe ich den 26- jährigen Simon aus Zürich, der seit 8 Monaten in Südamerika unterwegs ist. Er ist tiefenentspannt. Ich quetsche ihn aus über seine Reise. Er erzählt mir viele Details und hat noch nirgendwo irgendwelche besonderen Probleme gehabt. Er spricht auch nur Englisch und etwas Spanisch. Simon ist auch schon durch Afrika alleine gereist. Wenn es einen packt……
Ich möchte den „Bosque da Ciencia“ besuchen und da er auf das Einchecken wartet begleitet er mich. Der Bus fährt ganz in der Nähe ab.

Hinter dem Fahrer ist eine Drehtür, an der ein Kassierer sitzt und das Geld entgegen nimmt. Der Bosque ist etwas enttäuschend. Nach 15 Minuten sind wir durch und außer ein paar schlecht präparierten Fischen, Insekten ist nicht viel zu sehen, außer dass man durch die Parkanlage gehen kann.

Abends gehen wir dann in die Stadt. Am schönen Platz unterhalb des Theaters herrscht abends immer eine schöne Stimmung. Hier ist es sauber, und die Menschen haben sich gut gekleidet, um auszugehen. Hier befindet sich ein kleiner Kiosk, der die nordbrasilianische Spezialität Tacaca anbietet.

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Es ist eine Suppe aus gekochtem Manioksud (sieht aus wie dünner Kleister) durchsichtig und glibberig. Kokablättern, Gewürzen und Shrimps. Die betäubende Wirkung kribbelt im ganzen Mund und es fühlt sich so ähnlich an, wie heiß und doch anders. Weitere Wirkung hat es wohl nicht. Die Suppe ist sehr salzig und fischig. Nicht schlecht, muss man aber mögen. Gereicht wird sie in einer Kalabasse und dazu bekommt man nur ein Holzstäbchen für die Shrimps. Neben dem Kiosk spielt eine Liveband, Bossa Nova. Wunderschön. Ein schöner Platz zum Verweilen für die besser betuchten in dieser rauen Stadt. Selbst hier sieht man nicht viele Touristen. Manaus scheint eine Transitstadt zu sein. Ich trinke meinen ersten Caipi hier, umgerechnet für 2 Euro. Ist dafür auch etwas kleiner. Hier verwenden sie weißen Zucker, der sich komplett auflöst. Ungewohnt aber lecker.
Später begleitet ich Cesar, der im Hostel an der Rezeption nach der Arbeit zum Abendessen. Er wollte unbedingt mehr über meine Reisepläne erfahren, denn er ist auch ein Reisender. Er verließ 2010 seine Heimatstadt Santiago de Chile und ist seitdem unterwegs. Mit dem Fahrrad! Er möchte einmal erzählen können, dass er ganz Südamerika aus eigener Kraft mit dem Fahrrad erkundet hat. Eine reisen Strecke hat er ja schon mal geschafft. Er arbeitete als Literatur und Musikjournalist bei einem Radiosender. Die Liebe zu diesen Genres merkt man ihm noch an. Der Radiosender wurde, wie viele andere von Spaniern aufgekauft und er verlor seinen Job. Unter anderem ein Punkt, nun seinen Traum zu leben. Wir unterhalten uns darüber, dass oft wenig zum glücklich sein dazugehört an materiellen Dingen. Dass wir uns aber glücklich schätzen, Leidenschaften zu haben. Und das es für viele der neuen Generation der Technik, der Medien, der Selfies und des Internets schwierig werden wird. Viele sind nicht für Ausflüge in die Natur, Erkundungen der Gegend zu bewegen, da sie dort kein Wifi haben. Über Wünsche und Ziele ist auch nicht viel in Erfahrung zu bringen. Obwohl unsere Kulturen so unterschiedlich sind, sind die Probleme der Entfremdung, Isolation und Entwurzelung doch in beiden Kulturen vorhanden.


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Dschungel Tour -Amazon Antonios Jungle Tours- 14.-17.08.2015 3. Tag

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Wir besuchen die nächsten Nachbarn der Lodge. In der Hütte aus Holz und Blech wohnen mindestens 5 Erwachsene und drei Kinder.

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Neben dem Fischen lebt die Familie vom Anbau einiger Maniok Pflanzen und hält Hühner. Ein zahmer Papagei und Hunde gehören auch dazu. Die Hütte der Familie hat auf der Terrasse eine kleine Küche und besteht sonst nur aus einem Schlafraum.
Unter einem Dach abseits befinden sich weitere Hängematten und ein großer runder gemauerter Ofen, worauf sich eine große Pfanne, ähnlich einer Paella Pfanne befindet.

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Der Guide erklärt noch, dass die Kinder ab 4 Jahren vom staatlichen Boot zur Schule abgeholt werden. Wie weit das umgesetzt wird, ist nicht ersichtlich. Irgendwie ist alles wie im Zoo, eigenartig. Ich weiß nur nicht, wer wen anschaut. Schade, dass ich nicht ihre Sprache kann.

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Ein Traum

Ich genieße die letzten Stunden auf der Lodge in Ruhe auf dem Steg beim Schwimmen und Sonnen. Eine Stunde habe ich mich intensiv mit Roberto unterhalten. Der Guide erzählt mir hochinteressante Dinge, wie er die Welt als „Indigener“ sieht. So erzählt er, dass er seine Stammessprache und portugiesisch lernte und erst vor sechs Jahren begonnen hat, englisch zu lernen. Er lernte die Waldmedizin noch von seinem Großvater und erzählt mir einiges darüber. Für mich ein hochinteressantes Thema. Roberto sorgt sich um den Verlust des alten Wissens. Ebenso sieht er die Problematik, dass Teile der Nachbardörfer um seinen Wohnort in Boa Vista sich weigern, die Änderungen der Regierung und der Zeit anzunehmen. Obwohl wir aus so verschiedenen Kulturen kommen, ist unsere Sicht vom Wert der Dinge sehr ähnlich. Dieses Gespräch ist für mich ein besonderes Geschenk, in eine andere Welt blicken zu dürfen.

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Es waren wundervolle, beeindruckende Tage in einer tollen Lodge und einzigartigen Natur.
Ebenso beeindruckt haben mich die Mitreisenden, denn ein solch direktes und sehr persönliches Kennenlernen ist oft im Alltag nicht möglich.

Auf dem Rückweg sehen wir eine Schlange wie ein Pfeil über die Straße flitzen. Ein Kakadu fliegt an uns vorbei und ein weiss-graues Äffchen flüchtet in den Wald. Der Fahrer hört Bachata und ohne uns wirklich verständigen zu können kommen wir zum Schluss, dass wir diese Musik beide sehr mögen. Bei der Rückkehr fällt mir nun doch auf, dass Manaus natürlich eine sehr dreckige Stadt ist. Im Gegensatz zum Dschungel. Kurios oder nicht?!

Und doch mag ich es, nach einer Weile zu wissen, wo ich mich in der Stadt befinde und den Weg des Fahrers vorhersagen kann. Die rundum schwarz getönten Scheiben der anderen Autos wären ein Schlachtfest unserer TÜV Mitarbeiter, von Allem Anderen ganz zu schweigen. Ich komme in meinem Hostel an und fühle mich heimisch, ein gutes Gefühl.
Morgen gönne ich mir einen Schreib- und Körperpflegetag, um die drei Tage wieder aufzuholen. In diesem Sinne…..


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Dschungel Tour -Amazon Antonios Jungle Tours- 14.-17.08.2015 2. Tag

Morgendämmerung über dem Ubud River
Wir fahren um 5:45h hinaus auf den Fluss um den Sonnenaufgang zu erleben. Undenkbar, diese Zeit, um arbeiten zu gehen. Bin ich aber motiviert, etwas Schönes zu unternehmen, kein Problem. Josef paddelt uns auf dem spiegelglatten Wasser. Wenn keine Brise geht, sieht der Fluss aus wie eine glatte Fläche. Wunderschön. In den weiter entfernten Bäumen hängt der Morgennebel und es ist bereits hell durch die Dämmerung. Die Zirpen hören auch jetzt mit ihrem Konzert noch nicht auf. Die Vögel erwachen aber und stimmen ein. Zunehmend mehr Nebel zieht ringsum auf. 52

Kurz vor Sonnenaufgang beginnt es schwül zu werden, die Sonne kündigt sich an. Ein weißes Band erscheint am Ufer- Horizont und schließlich taucht orange die Sonne über dem Nebel und den Bäumen auf. Welch ein Spektakel. Eine unfassbare Atmosphäre in dieser unendlichen Weite, voll mit Schönheit, Farbe und Leben. Ich erlebe meinen bisher mit Abstand beeindrucktesten Sonnenaufgang. Alleine hierfür hat sich der lange Flug schon gelohnt. Wie als Sahnehäubchen kommen die Delfine, um den neuen Tag zu zelebrieren. Ich könnte schon wieder heulen. Danke, dass ich so prädestiniert bin und dies erleben darf. Für mich lohnt es sich, den Preis zu zahlen. Auf meinem Sofa hätte ich selten diese Momente. Ich mag es, das Leben zu fühlen und im Innersten berührt zu werden, das treibt mich voran.Einzigartig

Langsam fangen die Sitzbeinknochen (ja, die habe auch ich unterm Po) an zu streiken. Langes Sitzen im Boot fordert seinen Tribut. Außerdem ist das Kreuz ohne Yoga und mit Hängematte etwas malträtiert.
So begeben wir uns nach dem Frühstück auf einen Junglewalk. Kleine Pfade führen uns tief in den Dschungel.

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Wir haben 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit lässt sich mit der im Tropenhaus des botanischen Gartens in Bonn vergleichen. Ziemlich anstrengend und unangenehm. Nicht überdeutlich spürbar, aber so, dass Alles durchgeschwitzt ist und bei jedem Stopp der Schweiß in Strömen fließt. Josef erklärt uns die Wirkung von Saft und Rinde einiger Bäume. So verbrennt er den Harz eines Baumes, der dann zu einer teerähnliche Masse wird. Wir riechen auch den Harz eines Baumes, der genauso wie Tigerbalm riecht und bei Erkältung hilft. Das Pfeifen des „Captains des Dschungels“, einem sehr kleinen Vogels, begleitet uns sehr laut und erinnert an das Hinterherpfeifen eines Casanovas.

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Mich erinnert die Vegetation an die des Waldes in Vietnam. Große Palmblätter und riesige Lianen bestimmen das Bild.
Nach dem Mittagessen, zurück in der Lodge packen wir alle Hängematten, Moskitonetze, Essen und Trinken für unsere Nacht in Dschungel ein. Nach einer kurzen Bootsfahrt führt uns ein weiterer, zweistündiger Marsch durch einen beeindruckenden Dschungel. Hier ist alles größer und beeindruckender als morgens. Die Palmblätter sind mehr als zwei Meter groß und die Lianen sind meist genauso groß wie die riesigen Bäume. Der Weg ist lang, feucht und beschwerlich genug, um Reue zu üben. Erstens ist es gut für den, der wenig trinkt. Denn einen schlechten Daypack mit zwei Litern Wasser, Kleidung, Hängematte und Nahrungsmitteln mit zu nehmen, lässt die Träger so einschneiden, dass man ganz schnell trinken kann, plötzlich. Und dann zweitens noch diese Schokokekse vor der Reise. Multipliziert mit dem Satz: „Jetzt musst Du mal nicht mehr so streng sein, Du wirst eh auf der Reise abnehmen!“ Fehler, böser Fehler! Je mehr Masse, desto mehr Energie… weit gefehlt. Schwitzend, trinkend und Geduld übend genieße ich trotz nur Yoga zur Vorbereitung (verdammt!) die Natur.

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Aufbau der Blüte

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Leider ist unser Guide, Macheten schwingend im Laufschritt über Stock und Stein unterwegs. Denn hier ist es um 18 h schlagartig stockdunkel.

Schmetterlinge von 10 cm fliegen ab und zu an uns vorbei. Außergewöhnliche Blüten die von Schmarotzerpflanzen zu Boden fallen, zeigen den Jägern im Wald ein gutes Jagdgebiet an. Denn diese werden gerne vom Wild gefressen (die Blüten, nicht die Jäger!). Wir erreichen ein kleines Tal mit glasklarem Bächlein. Eine Plane ist für die Hängematten gespannt.

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Wir hängen unsere Hängematten, Moskitonetze, Taschen und Schuhe für die Nacht auf. Da unser Guide sein Feuerzeug vergessen hat, geht es mit frutaner Diät um 18h zur Strafe für alle ins Bett/ Hamock. Einige Sterne sind durch die Baumwipfel zu sehen und die Insekten singen uns in den Schlaf. Ich fühle mich sicher und habe überhaupt keine Angst. Um sechs Uhr morgens ist es hell und der Schrei des Tukans begrüßt uns alle. Da wir schon als Frutaner eingewiehen sind, gibt es Ananas, Bananen und doch ein paar Kekse zum Frühstück. Die Gruppe versteht sich hervorragend und gemeinsam wird das Lager geräumt. Josef und sein Gehilfe schnitzen uns noch aus wunderschönem Holz Löffel und Caipistößel.

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Blick aus meiner Hängematte

Auf dem Rückweg gehen wir an zwischen Ästen hängenden, großen Spinnennetzen vorbei, die als Kinderstube für den Nachwuchs dienen. Josef schabt an einem Baum und heraus kommen 2 cm große Bullenameisen, denen man aus dem Weg gehen sollte. Ihr Biss bereitet 24 Stunden heftigste Schmerzen. Wir riechen auch an der abgeschabten, intensiv duftenden Rinde des Rosenbaumes. Josef nimmt einen geschlossenen Stängel aus der Mitte einer großen Palme, die am Boden wächst. Er schüttelt den Stab und daraus entfalten sie die Palmblätter. Er erklärt, dass daraus die traditionellen Dächer gebaut werden. Nur leider gerät diese Art in Vergessenheit, da die Regierung den Menschen moderne Mittel zum Bau zur Verfügung stellt.
Zurück in der Lodge fühle ich, dass neben Abenteuer einfacher Komfort wie auf Toilette können (im Dschungel zerstechen die Mücken dir den Po, denn der ist ohne Nobite), im Bett schlafen, duschen und Essen einfach ebenso wundervoll sind.
Zum Nachmittag fahren wir mit einem kleinen Kanu stundenlang zwischen den Bäumen umher, um Vögel zu suchen. Das Lichtspiel auf dem Wasser ist fantastisch.

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Dunkle Passagen, wo nur einzelne Lichtpunkte das Wasser erreichen und größere, sonnige Flächen wechseln sich ab. Außer dem Plätschern des Ruders und einiger Vögel herrscht eine wohltuende Stille. Eine willkommene Abwechslung zur Anstrengung des Dschungels. Hier ist es nicht so schwül. Wir sehen wenige Vögel und genießen den Zauber dieser Fahrt. Hier, genauso wie im Dschungel bekommt man ein Gefühl dafür, dass man ohne Führer hoffnungslos in diesem riesigen Land verloren wäre.

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Josef erzählt mir, dass er mit 18 Jahren aus Boa Vista im Norden gekommen ist, um Arbeit zu suchen. Dort ist kein Dschungel, sondern Steppe und Berge. Er arbeite als Freelancer und habe schon mal einen halben Tag zwischen den Touren frei. Ich habe natürlich nicht gefragt, was er verdient. Ich, mit 18 Jahren… was ein Unterschied.
Nachts geht es ohne Erfolg noch einmal zur Kaiman Suche hinaus und erst jetzt eröffnet sich mir dieser unglaubliche Himmel. Das Wasser ist wieder glatt wie ein Tuch, so spiegeln sich dort alle Sterne. Über uns spannt sich im großen Bogen das Firmament. Die Milchstraße bildet ein milchig leuchtendes Band zwischen den hunderten von Sternen. Ich bin mir sicher, hier sind alle Sternzeichen zu sehen. Bei uns bildet der Nachthimmel keinen Bogen so wie hier. Ich komme mir tatsächlich vor wie in einer Kuppel. Wer einmal hier einen Sonnenaufgang und diesen Nachthimmel gesehen hat, wird dies nie vergessen. Sind wir doch klein und unbedeutend und ist das Leben doch schön!

Nachbarin

Nachbarin

In dieser Nacht schlafe ich nicht gut, da ich überall „Plopp“ höre und ich weiß, das sind: sie! Sie, die Vogelspinnen, die sich vom Dach oder Baum fallen lassen. Und es ist laut, was heißt: sie sind groß. Und ich ohne Moskitonetz. Die fliegenden Kakerlaken und sonstigen Tiere machen mir nix aus, aber Spinnen und ich werden in diesem Leben sicherlich keine Freunde mehr. Aber ich vermute, ich werde es überleben.