marionsweltreise


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Leider geht die Zeit im Pantanal zu Ende 04.09.2015

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Sonnenbaden

Da wir für eine Wanderung wieder um 6 Uhr abgeholt werden, heißt es für mich wieder früher raus. Hinter der Lodge erwachen die Brüllaffen zum Leben. Zwei von ihnen sitzen in einer Baumkrone und brüllen sich die Seele aus dem Leib.

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Wer beobachtet wen?

Sehr beeindruckend, sehr laut und auch etwas schaurig. Mich irritiert es sehr, den Affen bei ihren Bewegungen zuzusehen. Denn ohne Schwanz würden sie wirklich fast wie Menschen aussehen. Sehr eigenartig. Nach dem Essen in unserer Lontra (Otter) Lodge fahren wir 1,5 Stunden mit dem Boot.

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Sonnenbaden

Zwei Iguanas sonnen sich am Ufer in den Baumkronen. Immer wieder sehen wir Familienverbände von Capivaras. Obwohl wir so viele sehen, bleiben sie doch fremd für mich. Eine Mischung aus Hamster und Otter und dann noch so riesig. Wir sehen unzählige Reiher, King Fischer, Kaimane die sich an Land sonnen und sogar ein Tapir schwimmt an uns vorbei. Das mächtige Tier verschwindet im krachenden Ufergehölz.

Aus der Ferne sehen wir schon den Berg, den wir besteigen wollen, um über einen Teil des Pantanals schauen zu können. Es wird ein schweißtreibender und anstrengender Aufstieg. Der Weg ist steil und steinig, teilweise geht es nur mit Hilfe von Seilen weiter hoch, an denen man sich hochzieht.

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Tucano

Oben angelangt sehen wir den Fluss, der sich durch eine relativ karge Landschaft zieht. Durch die langen Überschwemmungen und Trockenphasen überleben nur die Bäume im höher gelegenen Uferbereich. Wir genießen den Ausblick. Dann geht es an den schweißtreibenden Abstieg. Noch schwieriger als der Aufstieg. Nach der Rückfahrt mit dem Boot geht es für alle wieder zurück und die Tour ist beendet. Ich fahre mit Helen, Pierre und Leonie nach Bonito.

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Capivara Kindergarten

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Belohnung für den Aufstieg


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Das Pantanal verzaubert mich mit seinem Tierreichtum 04.09.2015

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Um 6 Uhr ist antreten zum Frühstück. Das heißt für mich, 5 Uhr raus um Tiere zu gucken. Vor der Lodge auf der Wiese sind fünf 40 cm hohe Capivaras. Diese kommen hier ganz oft vor. Sie kommen mir ganz fremd vor. Ihre Größe ist wirklich beachtlich. Sie stoßen laute Quietschlaute aus, um die Anderen zu warnen. Und springen schließlich in den Fluss. Langsam geht die Sonne auf und der Wald ringsum erwacht noch mehr zum Leben. Ringsum begrüßen verschiedenste Tiere und Vögel lauthals den Tag. Die Meisten scheinen in großen Gruppen zu sein. Fünf Meter von uns entfernt schwimmt ein Kaiman langsam vorbei.

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Capivaras

Nach dem Frühstück besteigen wir den Truck. Wir fahren auf einer staubigen Piste und entdecken die Umgebung. Das Pantanal ist das viertgrößte Feuchtgebiet der Welt. 90 Prozent befinden sich im privaten Besitz. Die Tiere und Pflanzen hier müssen extrem resistent sein, da es hier ein halbes Jahr Überschwemmungen und Regen gibt und den Rest des Jahres Dürre herrscht. Nun ist Trockenzeit, es hat seit 5 Wochen nicht mehr geregnet. Daher tummeln sich die Tiere an den kleiner werdenden Tümpeln oder am Fluss.

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Kaimane

Wir sehen eine Gruppe von blauen Aras, die Tiere sind ca. 40 cm groß und sehr beeindruckend. Viele verschiedene Vögel können wir in den Bäumen beobachten. Weiter entfernt steht ein Reh. Normale Paarhufer können nicht lange im Wasser stehen, da das Horn der Hufe aufquillt. Dieses hier hat besonders harte Hufe und so ist es ihm möglich, eine lange Zeit im Sumpf zu stehen. In den Tümpeln liegen viele 2 bis 3 Meter große Kaimane. Bewegungslos warten sie auf Fische oder tanken in der Sonne Wärme. Als Kaltblüter ist dies für sie überlebensnotwendig. Im Gegensatz zu Krokodilen sind sie nicht aggressiv. Vor uns bewegt sich ein Tier am Wegesrand entlang. Der Guide vermutet einen Panther, da sie immer wieder Spuren sehen. Diese haben wohl einen Durchmesser von 15 cm. Der Panther entpuppt sich als freundlicher Hund von der Nachbarfarm. Hunde sind ab jetzt der running Gag und als Panther verschrien. An einem Tümpel steigen wir aus, um den Kaimanen nahe zu sein.

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Tapfer Lächeln! 🙂

2 Meter neben einem 2 Meter großen Kaiman mit aufgerissenen Maul zu stehen ist irgendwie beklemmend. Vor allem warten die Brüder auf der Insel auf seine Reste. Keins der Krokodile bewegt sich, obwohl unsere Gruppe zunehmend lockerer wird. Der Hund ist weiterhin in unserer Nähe und schnuppert am Ufer herum. Anscheinend übersieht er einen Kaiman, der am Ufer im Wasser liegt. Beide Tiere erschrecken heftig und tun einen Satz nach hinten. Wir lachen alle herzlich. Weiße Reiher und Grau Reiher gibt es hier zuhauf. Ebenso die große Falkenart, die hier mindestens so groß wie bei uns Bussarde sind. Wir gehen in den Wald hinein.

Palmenhaine geben dem Wald ein ganz besonderes Aussehen. Wir sehen mehrere Papageien, Tukane und Affen. Der größte flugfähige Vogel hier hat ein riesiges Nest.

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Ich vermute, groß genug, zum drinnen sitzen. Ein Reh lässt sich nicht von uns stören und frisst in aller Ruhe weiter, obwohl wir nur 2 Meter entfernt sind. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Nasenbären tollen in einem Bereich, sie sind verspielt und schnüffeln in der Erde. Eine Freude für uns. Ich bin sehr begeistert über den Artenreichtum. Und das, obwohl wir gerade mal 40 km in den Süden des Pantanals hinein gefahren sind. Wie muss es erst mittendrin sein?

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Nasenbär

Weiter geht es mit dem River- Floating. Wir fahren 3 km den Fluss mit dem Boot hinauf. Dann schnappt sich jeder zwei Schwimmnudeln und ab geht es zu den Kaimanen und Piranhas in den Fluss. Erst habe ich Bedenken. Ich mag Wasser gerne, aber Schwimmen, wenn ich nicht sehen kann, was mich berühren könnte, mag ich nicht. Aber der Abenteuergeist siegt. Ich springe in die braunen Fluten. Tatsächlich kommt nichts an mich dran. Das Wasser ist erfrischend kühl und die „Fahrt“ dauert ca. 30 Minuten. Es macht Freude, mal von einer anderen Perspektive aus das Ufer zu beobachten. Der Schaumstoff trägt wunderbar. Mehr oder weniger sitzend ist es auch ganz bequem. Das Boot unseres Guides treibt hinter uns den Fluss runter, um uns eventuell einzusammeln. Nichts passiert, an der Lodge müssen wir aus der Mitte des Flusses zum Rand schwimmen. Das braucht Kraft. Etwas verfroren kommen wir alle an.

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Weißer Reiher

Dann geht es in Kanus 1,5 Stunden flussabwärts. Wir genießen sehr die Ruhe des Wassers und der Natur. Es ist sehr entspannend, sich treiben zu lassen. Das Wasser ist glatt und die Abendsonne taucht alles in ein goldenes Licht. Wir haben kaum Lust zu paddeln. Immer wieder fahren wir an Fischern vorbei. Anscheinend kommen auch viele Männer ins Pantanal, um zu angeln. Also aus touristischen Gründen. Nach einiger Zeit verlieren zwei der Dänen das Gleichgewicht in dem empfindlichen Kanu. Sie gehen unfreiwillig baden und das Kanu läuft voll. Der Guide muss es an Bord des größeren Bootes holen und auskippen. Wir alle freuen uns über die kleine Abwechslung und lachen sehr. Zum Schluss bindet der Guide die Kanus hinten fest und wir fahren alle zusammen zur Lodge. Die untergehende Sonne begleitet uns dabei.
Wir sehen öfters einen Vogel, der aussieht wie ein blauer Eisvogel, nur etwas größer. Er heißt Blue King Fischer. Eine Affenfamilie klettert in einem Baum. Wunderbar geht dieser aufregende Tag zu Ende.

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Nachttour, Kaimanwatching

Im Dunklen geht es noch im Boot auf die Suche nach Kaimanen. Im Gegensatz zum Urubu gar kein Problem. Alle 100 Meter leuchten Augen am Ufer. An einer Stelle leuchten zwei große und unzählige kleine Augen. Eine Mutter mit den kleinen. Wir fahren nah heran. Die Kleinen sind gut getarnt und auf der braunen Erde kaum zu sehen. Sie sind ca. 10 cm klein. Der Guide meint, sie seien ca. 2 Wochen alt. Überall um uns herum fliegen unzählige, kleine Insekten und Fledermäuse. Dies war am Urubu nicht so. Der Guide erzählt, dass es hier Fledermäuse gibt, die Fische, Früchte oder Insekten fressen. Wir sehen auch einige Kaimane, die den Fluss queren. Es ist wirklich nicht schwer, im Pantanal Tiere zu finden. Die Reisegruppe ist nicht einfach. Die Kanadier sind oberflächlich nett, mehr aber auch nicht. Das ihnen innen wohnende Selbstverständnis geht einem Europäer völlig ab. Hallo, da bin ich! Ohne sich aufspielen zu müssen, umgibt sie eine Aura des unerschütterlichen Selbstbewusstseins. Für mich etwas befremdlich. Die dänischen Jungs machen eh ihr Ding, auch wenn sie freundlich sind. Nun ja, wie ist man schon mit zwanzig. Die Pariserin ist eine wahre Zicke. Sie sagt „Sorry“, wenn jemand im Bett liegt, knipst aber trotzdem das Licht einfach an. Eine ganz gewisse Attitude. Nicht so mein Fall. Schade, dass kein richtiges Gruppengefühl aufkommt. Das habe ich am Urubu sehr genossen. Vielleicht benötigt es dazu eine gewisse innere Reife.
Gott sei Dank lerne ich am Abend Leonie aus Stuttgart und Helen und Pierre aus Frankreich kennen. Die drei sind sehr entspannt und superfreundlich. Leonie hat ein Semester in Brasilien studiert und spricht fließend portugiesisch. Helen ist ein Jahr zum Studieren hier, Pierre begleitet sie und sie wohnen in Florianópolis im Süd Osten. Auch sie sprechen sehr gut portugiesisch. Leonie und ich wir sind uns einig, dass nette Einheimische treffen etwas Wichtiges für unsere Reisen ist. Wir sind aber auch beide offen und lebenslustig.

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Araras Azul


Ein Kommentar

Pantanal, ein Traum für Natur- und Tierliebhaber 03.09.2015

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Martin kommt mich persönlich im Hostel abholen. Er ist mir auf Anhieb sympathisch. Vor allem finde ich seinen Züricher Dialekt ganz bezaubernd. Er kennt sich gut aus im Pantanal, bietet auch persönliche Touren an. Neben dem Tourismus ist er aber auch in christlicher Mission unterwegs. Er erzählt, dass es auch eine Lodge mitten im Pantanal gäbe, die nur mit dem Flugzeug zu erreichen sei. Eine Bonner Biologin würde regelmäßig dorthin fliegen. Böser Floh in meinem Ohr. Ich weiß, dass diese Dinge meist unbezahlbar sind. Ich kann einfach nur hoffen, dass sie dort irgendwann einmal eine Putzfrau, eine Dame für alles, oder einen Muli brauchen. Ich mach auch den Kabelträger für Fernsehteams. Mir doch egal. Auf jeden Fall hat es sich schon mal in mein Hirn gebrannt. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Nicht im weiteren Sinne, sondern im Engeren. Also über Gott. Für mich ein sehr berührendes Gespräch. Denn ich erinnere mich jetzt, dass mein Opa ursprünglich einmal als Missionar nach Brasilien gehen wollte, dann aber Familie gründete. Danke, denn so kann ich jetzt hier sein. So schließt sich mal wieder der Kreis. Ich bin bewegt. Seine Wurzeln kann man nicht verleugnen und den Weg des eigenen Herzens ebenso wenig. Ich erfreue mich dieser Begegnung gerade und Martins Worte, ich habe schon gute Schritte und einen Weg hinter mich gelegt. Da Martin auch zwei Zimmer in seinem Haus zur Unterkunft anbietet, bin ich mir sicher, dass ich eines Tages mit ihm das Pantanal und seine weise und warme Art genießen werde. Außerdem bin ich gespannt auf seine Familie.
Wir fahren zur „Bradesco“ Bank, wo das Tageslimit bei 1000 Reais, statt wie bei der Banko de Brasil bei 600 Reais liegt. Wieder was gelernt. Am Ende des Trips kenn ich mich hier aus. Ist ja meistens so.
Dann steige ich in einen Minivan. Die restliche Meute wartet schon auf mich. Ein junges kanadisches Paar, eine junge Pariserin, 4 dänische Jungs. Es dauert ewig, bis wir aus der Stadt sind, mit brasilianischer Geschwindigkeit werden immer mal wieder Dinge geladen. Nach dreistündiger Fahrt erreichen wir einen staubigen Parkplatz. Den Jungs platzen ein paar Bierdosen, die sie in einer großen Tüte mitgebracht haben. War klar. Wir klettern mitsamt Gepäck auf einen offenen Truck. In der Mitte der Ladefläche ist eine Bank. So sitzen wir Rücken an Rücken und können so direkt seitlich die Landschaft betrachten. Vor der Sonne schützt ein Dach. Dies wird in den nächsten Tagen unser Entdeckungsmobil sein. In der großen Lodge ist Hochbetrieb und sie ist ausgebucht. Daher kommt unsere kleine Gruppe in eine 5 Minuten entfernte Lodge, die sonst leer ist. Wunderbar, so können wir eher Tiere beobachten. Unsere gesamte Lodge steht auf Stelzen und ist am Ufer des Flusses ausgerichtet. Ich teile das Dorm mit der Pariserin und den Dänen.

In unserem Raum warten zwei 7 cm große Frösche zur Begrüßung. Das kann mich natürlich gar nicht mehr schocken. Hätte es vorher aber auch nicht gemacht.

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Fredi ist auch da

Nach der Ankunft geht es sofort am Ufer zum Piranha fischen. Im Gegensatz zum Urubu Fluss ist es hier ein Kinderspiel. Kaum ist ein Köder drin, sieht man schon zwei Meter vor sich, wie das Wasser sich kräuselt. Schwupp habe ich schon zwei Fische gefangen. Ich bin ganz schön stolz.

Die soll es dann zum Abendessen geben. Überall herum sind Geräusche von Tieren. Im Baum neben uns sitzt ein großer Falke, der Karakara. Die scheinen hier so zahlreich wie bei uns Tauben zu sein.

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Zum Sonnenuntergang gehen wir auf die Brücke, an der die Lodge ist. Unter uns steuert seitlich schwimmend ein mindestens 2 Meter großer Kaiman auf eine Sandbank zu. Fängt schon mal gut an.
Hingegen meiner Befürchtungen schnarcht keiner der Jungs und ich schlafe gut.

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Sonnenuntergang über dem Pantanal


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Campo Grande/ Kampo Grandsch(i) 02.09.2015

Da ich ja nun „Profi“ im Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln bin, bzw. weiß, wenn ich frage, wird mir geholfen, entscheide ich mich mit dem „Onibus“ zum Flughafen zu fahren. Ausschlaggebend ist natürlich auch der Preis, der statt 100 Reais nur mit 3 Reais zu Buche schlägt. Etwas schwierig ist er zu finden, ohne Zeittafel, aber die Nummer und Aufschrift am Bus helfen. Zuerst bin ich alleine und mache mir keine Gedanken. Wir fahren vom Süden Salvadors die Küste entlang. Die Stadtstrände im Osten sind wunderschön. Lange Sandstrände und in den Wellen sitzen schon um diese frühe Zeit die Surfer- dudes und warten auf die gute Welle. Bis zu 40 Surfer sitzen auf den Brettern je Strandabschnitt.
Wir fahren eine Stunde und schließlich stehen die Menschen in zweier- Reihen im Mittelgang. Am Flughafen habe ich die ehrenvolle Aufgabe von ganz Hinten nach Vorne zu gehen, um auszusteigen. Soweit nur ein kleines Problem bei den Menschenmassen. Ist aber ein großes Problem mit einem hüfthohen 20kg Rucksack, der geschoben werden muss. Es ist schon schwierig, mich zwischen den jeweils rechts und links (!) im Gang Stehenden zu quetschen. Peinlich wird es erst, wenn man mit Gewalt noch dieses rote Monstrum durch den nicht vorhandenen Zwischenraum pressen muss. Ich vermute, es gibt Prellungen und Schürfwunden bei den tapferen Mitfahrern. Unter „Perdon“, „Obrigada“ und Schmach verlasse ich ächzend den Bus. In Deutschland hätte ich sicherlich Beschimpfungen gehört, hier meckert keiner. Schliesslich ist die Geburt geschafft. So fühlt es sich an. Viel schlimmer kann eine Geburt nicht sein. Halb tot, des Gewichtes, schleppe ich mich in den Airport. Zu meiner Freude sitzt dann neben mir im Flieger eine blond gefärbte, goldbehangene Tussi. Krasser Gegensatz zu den Menschen im Norden. Natürlich ist sie weiß. Sorry. Sie ist mir nicht sympathisch. Der Oberknaller ist aber, dass sie die ganze Zeit voll laut ihre Nase hochzieht. Eine krasse Vorstellung wird mir da geboten. Ich stelle sie mir, sich lasziv rekelnd, beim Date vor. Ab und an den Rotz hochziehend. Yammi yammi. Das hat Stil. Die goldene Uhr kann da auch nix mehr retten.
Angekommen, erkunde ich das Zentrum von Kampo Grandsch(i), zumindest wird es so gesprochen. Dabei näseln und das dsch hinten im Gaumen sprechen. Totaaaal einfach :(. Das Einkaufszentrum erinnert an eins in Deutschland. Die Preise auch. Die Leute auch. Ich empfinde hier Niemand als besonders freundlich. Dazu bin ich der einzige Idiot in Flip Flops und Shorts. Im Norden bin ich mit meinem einfachen Reiselook nicht aufgefallen. Hier fühle ich mich nicht so wohl. Brasilien ist wirklich sehr vielfältig. Naja, Auffallen ist alles. Egal wie. Bei meinem zweiten Versuch kann ich dem Geldautomaten sogar Geld entlocken. Einfache Freuden sind super. Noch am Nachmittag buche ich über Martin, einen Züricher, der seit 20 Jahren hier wohnt, eine 3 Tages Tour in das Pantanal. Ich bekomme noch gute Tipps von einer sehr freundlichen Brasilianerin, die hier im Hostel gerade wohnt, um für ein paar Wochen in der Stadt zu arbeiten.

Ich bin mal wieder ziemlich fertig. Reisen ist wirklich anstrengend, zumindest in diesem Tempo. Zudem bin ich, wie meist etwas verpeilt, lese nur die Hälfte der wichtigen Dinge und bekomme schnell Panik. Resultat heute: schnell schnell geht nicht gut. Ich buche meinen Flug von Bonito zum Foz de Iguazul einen Monat später. Hatte natürlich nur auf die Tage, nicht auf den Monat geachtet. Ich könnte heulen. Tschüss Geld…ich hab ja so viel. Alles Heulen und jede Selbstbeschimpfung nützen nichts. Ich buche neue Flüge. Das lerne ich gerade, irgendwie wird schon alles, nur oft nicht so wie geplant. Ziemlich ernüchtert sinke ich ins Kissen.


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Salvador und Michael Jackson 01.09.2015

Links der Balkon, auf dem Michael Jackson für das Video stand

Links der Balkon, auf dem Michael Jackson für das Video stand

Auf dem großen gepflasterten Platz vor dem Stadtmuseum befindet sich ein plakatierter Balkon. Oben steht in Lebensgröße Michael Jackson. 1996 hat Michael Jackson hier mit vielen Einheimischen und einer Masse von typischen Trommelspielern sein Video „They don´t care about us“ aufgenommen. Genau wie in seinem Video spielten gestern die Trommler. Es ist unglaublich, dass es fast 20 Jahre her ist, aber noch genau so stattfindet in dieser Stadt. Um den Flair zu sehen ist es nicht schlecht, sich das Video auf Youtube anzusehen. Beeindruckend.

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Ein winziger, neugieriger Stadtbewohner

Es ist wirklich ein schöner Platz. Er ist abschüssig, an der Seite befindet sich eine blaue Kirche und eine Gasse führt wieder aufwärts zu einer weiteren Kirche.

Ich begegne einer Italienerin wieder, die ich bereits in Manaus und Alter do Chao getroffen habe. Sie nutzt die 5 Tage hier, um ihr Capoera Training zu verbessern. Wenn nicht hier, wo dann. Ebenso treffe ich das kanadische Paar vom Schiff wieder und wir verabschieden uns vor ihrer Heimreise. Brasilien ist so groß, und manchmal doch so klein.

Eigentlich wollte ich diesen Tag nutzen, um die schöne Insel „Morro de Sao Paulo“ zu besuchen. Das Wetter macht mir einen Strich durch die Rechnung. So ist das im Leben. Du planst was und schwupps, kommt es anders. Vielleicht ganz gut, denn ich bin hundemüde und fix und fertig. Also lege mich in mein Bett, heule und schaue herzergreifende Youtube Videos. Ganz selten bin ich schon mal sentimental und alles muss raus. Genau weiß ich nicht was, aber es muss raus. Ich denk an meinen Vater und wie viele Menschen ich doch liebe. Und trotzdem, das eigene Leben muss man alleine bestehen. In Episoden sind eben die Anderen dabei. Ich bin melancholisch, das reinigende Gewitter zieht über mich und der Tag im Dunkeln und rumzulümmeln tut mir gut.

Am Abend bin ich wieder fitter, meine Augen sind abgeschwollen und ich bin wieder voller Tatendrang.

Im Hostel arbeitet eine Mitarbeiterin, die ein Jahr in Deutschland als Au Pair gearbeitet hat. Sie spricht ein nahezu 11perfektes Deutsch. Auf ihre Empfehlung hin fahre ich in den östlichen Stadtteil „Barra“, dort steht der Leuchtturm, der zum Sonnenuntergangschauen einlädt. Ein wunderschönes Fleckchen Erde. Ich wandere umher zwischen den jungen Leute, die sich ebenfalls hier versammelt haben. Die Meisten sitzen auf der Wiese, vor dem Turm um den Untergang zu sehen. Direkt daneben bietet sich auch ein kleiner Strandabschnitt mit Felsen an. Weiter erstreckt sich ein kleiner Stadtsandstrand, wo Leute Ball spielen. 13Ich schlendere am Strand entlang. Obwohl es bereits dunkel ist, sitzen hier noch Massen von Einheimischen. Überall sind Stühle und Sonnenschirme. Hier kann man ein quirliges Strandleben genießen. In Brasilien, ich bin mir sicher, gibt es die kleinsten Bikinihöschen der Welt für die Frauen. Die Frauen können auch etwas rundlicher sein, die Backen werden nicht versteckt. Hingegen ist „Oben ohne“ sehr verpönt. Ich probiere ein paar Bikinis an, aber entscheide mich dann, doch weiterhin meine deutsche Variante zu tragen :).

Hätte ich Zeit, würde ich hier in Barra noch einen Tag verbringen. Santiago bietet seine schöne koloniale Altstadt und diese wunderschönen Strände im Osten.

Das gefällt mir sehr. Leider geht es morgen schon weiter.

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Salvador, „Die Schwarze“, 31.08.2015

6In Salvador wundere ich mich über das gemäßigte Klima. Hier ist es nicht mehr so heiß. Eine spürbare Veränderung zum Norden. Auch die Kleidung der Menschen unterscheidet sich. Bisher hatte ich den Eindruck, wer keine Flip Flops trägt, kann auch kein Brasilianer sein. Hier ist es anders. Geschlossene Schuhe und lange Hosen sind anscheinend durchaus üblich. Ich verbringe den Morgen mal wieder am Laptop. Es ist für mich sehr zeitaufwendig. Alle Fotos in Ordner sortieren, mit Photoshop verkleinern, dann die Texte schreiben und alles hier einpflegen. Es gehört viel Disziplin zum Schreiben. In der Zeit könnte ich schlafen. Wonach der Körper sehr verlangt, denn ständig auf den Beinen sein, unruhiger Schlaf in Dorms, weiterfliegen, Rucksack ein und auspacken, sich orientieren, täglich zwischen 5 und 10 km durch die Orte laufen ist echt anstrengend.

Ich bin wie immer in der Altstadt einquartiert. Gott sei Dank bin ich die Einzige im Raum. Es ist ein Luxus, seine Sachen einfach liegen lassen zu können, nackig durch den Raum zu laufen, sich im Bad ausbreiten zu können und abgesehen vom Krach, der oft draußen im Hostel herrscht, alleine zu schlafen.

Auf geht es in die Stadt. Ich bin gespannt, ob sie wirklich ihren Namen „die Schwarze“ verdient. Ich gehe zum ersten Platz. 8Gepflegte Kolonialbauten säumen ihn und von hier aus kann man für 0,15 Reais (3 Cent) in die untere Stadt mit dem Aufzug fahren. An kleinen Drehtüren sitzen die Kassierer, Einweiser schleusen zu einem der vier Aufzüge. Im Aufzug sitzt auf einem Bürostuhl dann ein Knopfdrücker, der entscheidet, wann der Aufzug voll genug ist und es losgeht. Unten befinden sich Markthallen mit Souvenirs und man kann im Hafen zur beliebten Urlaubsinsel „Morro de Sao Paolo“ fahren. 1

In der Oberstadt sind die kolonialen Häuser mit Souvenirläden bestückt. Ein weiterer Platz folgt und kleine Gassen führen auf einen großen Platz. Die Bauten sind ganz gut erhalten und gemeinsam mit den Artikeln ergibt dies ein fröhliches, buntes Bild. Ich genieße es durch die hügelige Stadt mit den schönen Häusern und Kopfsteinpflasterstraßen zu gehen. Immer wieder kommt man an einer beeindruckenden Kirche vorbei. Salvador ist eine sehr touristische Stadt. Hier gibt es also nicht nur gruselige brasilianische Touristen, sondern aus aller Welt. Die gesamte Altstadt ist gespickt mit Polizisten.2 Ich fühl mich nicht beschützt, sondern etwas unbehaglich. Das ist aber subjektiv. Es wird sicherlich viele kriminelle Taten verhindern. Hin und wieder sieht man hier Leute, die betteln und unter Abhängigkeit zu leiden scheinen. Dass die Stadt zu 80 Prozent aus farbiger Bevölkerung besteht, zurückzuführen auf die Kolonialzeit und den Sklavenhandel, ist für mich nicht besonders spürbar.

Auf einmal zeiht eine Gruppe von Trommlern an mir vorbei. Der Rhythmus der Trommeln und die Bewegungen der Musiker sind absolut mitreißend. Ich folge der Gruppe. Auf dem Platz ist eine Bühne aufgebaut. Es ist schon Abend. Um den Platz herum gibt es kleine Buden, an denen man landestypische Getränke und typisches Essen kaufen kann. Auf der Bühne rappen zwei Männer Reggae mäßig auf Portugiesisch.

5 Dazu spielt die Trommelgruppe. Die Bewegungen der Musiker zum Rhythmus sind unglaublich. Sie schwingen mit Hilfe des Knies ihre Trommeln über den Kopf, um darauf zu spielen. Bei jedem Schlag auf und ab. Und die Trommeln sind kniehoch und haben einen Durchmesser von 50 cm. Sehr beeindruckend. Ich genehmige mir einen Caipi und muss nach der Hälfte aufgeben. Hier ist es nicht üblich, das Getränk mit Soda aufzufüllen. Die Limetten- Zucker- Masse wird einfach komplett mit Cachaca aufgefüllt. Ich genieße eine Stunde die Musik. Etwas ängstlich mache ich mich auf den Heimweg, denn dies ist das erste Mal alleine abends. Davor warnen alle. Aber alles geht gut und ich schlafe wie ein Stein.

Drill für die Jugend

Drill für die Jugend


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Olinda erobert mein Tänzerherz im Sturm, 30.08.2015

Vorne das koloniale Olinda, im Hintergrund das moderne Recife. Gegensätze pur

Ich stehe an der Bushaltestelle. Wenn mir die Haltestelle, die Busnummer und zurück dasselbe aufgeschrieben wird, ist es ok für mich zu fahren. Die Haltestellen erkennt man. Dort gibt es aber keinen Plan. Man muss genau schauen, wenn der Bus mit der eigenen Nummer oder Richtung angerauscht kommt. Per Handzeichen muss der Bus angehalten werden. Ich stehe todesmutig mit hochgerecktem Arm alleine da und der Fahrer ignoriert mich. Ich rege mich echt auf. Da bin ich schon mal mutig und der Alte starrt störrisch geradeaus. Passiert aber auch den Einheimischen. Der Busfahrer hat grad mal keinen Bock durch das Schlagloch an der Haltestelle zu fahren, von der linken auf die rechte Spur zu wechseln oder für eine Person allein zu halten. Vielleicht hat er auch seine Tage. Das weiß nur er allein. Im Bus setzt sich eine Ordensschwester neben mich. Im Allgemeinen haben die Menschen eher einen etwas stoischen Blick aufgesetzt. Sobald sie allerdings mitbekommen, dass man Hilfe braucht, oder sie angesprochen werde erhellen sich die Gesichter. Die Nonne und ich unterhalten uns mit Händen und Füßen. Sie wird eine Reise nach Fatima, Deutschland und zum Papa nach Rom machen. Sie berührt mich immer wieder am Arm und wir sprechen zueinander ganz zugewandt. Immer wieder fällt hier auf, dass Körperkontakt und Nähe viel Selbstverständlicher sind. Ich mag das.

Ich laufe vom Ufer in die hügelige alte Kolonialstadt Olinda hoch. Kopfsteinpflastergassen sind gesäumt von alten bunten Häusern. Einen steilen Berg erklimmend erreiche ich das Oberdorf. Von hier aus habe ich einen wunderschönen Blick. Das koloniale Olinda mit Kirchen und Palmen schmiegt sich an die Küste und dahinter erhebt sich das mondäne und moderne Recife mit seinen Wolkenkratzern. Unterschiedlicher kann eine Aussicht nicht sein. Ich schlendere wieder Richtung Ufer. Wunderschöne Live Musik schallt mir entgegen.

Die Flagge des Bereiches Bahia

21Neugierig schaue ich in das kleine Haus am Marktplatz mit den Verkaufsständen davor. Ein freier Raum mit einer Bühne befindet sich darin. Auf der Bühne sitzen mindestens 10 Personen. Sie spielen Instrumente und singen. Im freien Raum findet offensichtlich eine Probe oder ein Training statt. Zuerst präsentiert sich ein Paar mit Fahne. Dann werden verschiedene Tänze geprobt. Eine Mischung aus typischen Folklore Kreistänzen mit Wiegeschritten und Sprüngen. Dann wieder Sambageprägte Tanzeinlagen. Ich bin total begeistert.

Am liebsten würd ich sofort mitmachen, reiß mich aber zusammen. Eine tolle Atmosphäre herrscht in diesem Raum mit der Musik und dem Tanz. Die Tänzer sind sehr professionell. Man sieht an den Bewegungen und der Körperhaltung die Schulung. Es ist mir ein Fest zuzusehen. Hier jede Woche zu trainieren wäre ein Traum. Ich liebe afrikanischen Tanz, sowie lateinamerikanischen. Hier verbindet sich beides in einem folkloristischen Mix. Dennoch muss ich mich irgendwann losreißen.

Auf der Rückfahrt fahren wir am Stadtrand von Recife über eine Brücke. Darunter sind im Uferbereich Wellblechhütten auf Stelzen. Ich denke, dass die Spanne zwischen Arm und Reich in Brasilien sehr groß ist. Zwischen diesen Hütten und den Häusern in Boa Viagem liegen Welten.

Zurück in Recife möchte ich mir die Altstadt anschauen. Da aber Sonntagmittag ist, ist hier alles geschlossen und wie ausgestorben. Ich lasse mich von meinem Instinkt leiten und gehe über eine Brücke. Plötzlich bin ich mittendrin. Hier findet das Literaturfest von Recife heute statt auf der Straße statt. Junge Leute üben Sprünge auf einem aufgebauten Turn- Parcours, spielen Basketball in einem improvisierten Feld. Große Zelte sind für die Literatur aufgebaut. Ein großer Platz öffnet sich zum Ufer hin. Eine Musikkapelle hat bis gerade gespielt. Eine Bühne für Live Musik ist aufgebaut. Viele junge, moderne Menschen tummeln sich auf dem Platz. Die junge Generation in den Städten scheint sich auf der Welt überall zu gleichen. Celulares, Smartphones hat hier sowieso fast jeder. Aber das ist mir in Vietnam auch schon aufgefallen. Am Abend arbeitet ein anderer Hospitalero an der Rezeption. Wir kommen ins Gespräch. Er ist ziemlich schrullig. Er erzählt mir, dass er hier in Brasilien gar nichts mag. Er ist ein totaler Japan Anhänger. Er hat einen absolut femininen Touch. In Brasilien sei alles zu bemängeln und er wolle gerne viel reisen. Ich bin sehr erstaunt, da die Meisten bisher doch auf ihre Weise stolz auf ihre Wurzeln waren. Ausnahmen bestätigen immer die Regel.5


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Praia dos Carneiros, Touristentour für Brasilianer und Hartgesottene 29.08.2015


Natürlich werde ich mal wieder früh am Morgen abgeholt. Ich hatte mich anhand eines Fotos von einer Kirche unter Kokoshainen am Strand für eine Tour entschieden. Ohne Details zu wissen, ging es also los. Nachdem wir noch ein brasilianisches Paar eingeladen hatten, ging es los auf eine zwei stündige Fahrt. Brasilianer scheinen sehr gesprächig zu sein. Denn stille herrscht nie im Auto. Natürlich spricht keiner Englisch. Trotzdem werde ich immer mal wieder gefragt, ob es mir gut geht. Todo bom? Nach dem Aussteigen beginnt der interessante Teil der Tour. Ein bisschen wie eine Schafherde warten wir auf einem großen eingezäunten Strand mit Restaurants auf ein Boot. So wie viele andere Gäste. Schließlich geht es los.4 40 schnatternde brasilianische Touristen und ich erklimmen das mit Plastikstühlen bestückte Boot. Der Kapitän unterhält die Meute anscheinend mit lustigen Geschichten, die Stimmung ist entspannt. Wir fahren am Ufer entlang und schauen uns eine kleine Bucht mit Mangroven an.

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Dann fahren wir am weißen Strand entlang, auf dem nur Palmen wachsen. Ein ganz wunderschönes Bild.2 Wir befinden uns in einem großen Areal, in dem die Flussmündung ins Meer durch die Ebbe und ein Riff zum größten Teil getrennt sind. So entstehen Sandbänke und man kann das Riff besteigen. Wir fahren an der weißen Kirche am Ufer vorbei, wirklich ein ganz außergewöhnlicher Anblick. Am Riff angelangt, wird dies von der gesamten Meute erobert und die Massen ergießen sich darüber hinaus ins Meer. Ich weiß ja nicht, warum sind Touristen immer so komisch?

Verkauft wird überall, egal wie

Verkauft wird überall, egal wie

Überall auf der Welt. Jetzt hocken die da vor mir alle im Meer und ich finde diese Szene echt skurril. Gut, zurück aufs Boot, dass ordentlich pfeift, um alle Orgelpfeifen einzusammeln. Weiter geht´s zur Sandbank. Dieselbe Prozedur. Alle rauf, Selfies schießen, Bier bei den Behelfsverkaufsbuden kaufen und wieder rauf auf den Kahn. Ein Mädel ist Banane fahren und wir legen schon ab. Die Arme muss fast zu uns schwimmen. Das ganze Boot hat Spaß. Promilleanzahl und Lautstärke steigen. Letzter Anlaufort ist ein kleiner Strandabschnitt. Ich schau mir das Treiben vom Boot aus an. Die Touris dürfen sich mit weißer Pampe einschmieren und haben einen Riesenspass. Scheint Tonerde, oder ähnliches zu sein. Sieht aber auch witzig aus, da fast alle dunkelhäutig sind. Noch mehr SKOL Dosen werden erbeutet.
Ein junger Mann und eine ältere Dame ignorieren gelassen das Pfeifen und müssen so mit einem kleinen Boot „nachgeliefert“ werden. Ob wegen der weißen Ganzkörperpackung oder der zwei verlorenen Schafe, alle geiern sich einen ab.
Auf der Rückfahrt beschwört mich noch der Fahrer, dass er ja helle Mädchen mag(ist er selber nicht) und dass meine Haare, meine Haut, meine Augenfarbe, meine blonden Körperhaare und meine Leberflecke ja ganz zauberhaft seien. Außerdem würden wir ganz viel und eng Forró tanzen, wenn wir verheiratet wären. Die Kinder wären natürlich wunderschön. Ja, ich bin dann auch ganz froh, als ich wieder im Hostel bin.


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Recife, die Stadt mit Wow- Effekt 28.08.2015

6Der Sohn des Hostelbesitzers fährt mich um 5 Uhr zum Flughafen. Bisher habe ich noch keinen einzigen Tag länger als halb 9 geschlafen. Meist war es eher 7 Uhr, oder früher. Wir fahren durch dunkle Straßen und vereinzelt stehen Mädchen in Unterwäsche am Straßenrand. Beim ersten Mädchen denke ich, da stimmt was nicht, sehr breites Gesicht. Und tatsächlich weist er mich auf Transvestiten hin. Da ich jede Möglichkeit, etwas zu erfahren beim Schopf ergreife, frage ich, wie es in Brasilien um dieses Thema steht. Er meint, es nimmt immer mehr zu, dass Menschen ihre Vorlieben ausleben. Dennoch gibt es auch noch viele, die in andere Stadt fahren oder ziehen, um ihr Gesicht nicht zu verlieren.
Wir verabschieden uns mit einer dicken Umarmung und ernst gemeinten guten Wünschen für die Zukunft.

Mein Flieger geht die Küste entlang Richtung Süden nach Recife. Diese Stadt habe ich empfohlen bekommen und bin gespannt. Zum ersten Mal ist mir nicht mehr schlecht vor Aufregung. Keine Zeit. Nach einer freundlichen Begrüßung im Hostel gehe ich sofort zum Strand.4 Ich bin verliebt mit dem ersten Blick auf das Meer, den Sand und die Skyline. Türkisgrüne Wellen rollen an den weißen Strand. Palmen säumen die Promenade und dahinter ragen die Hochhäuser der Stadt in den Himmel. Keine Ahnung, ob Miami so aussieht, aber so stell ich es mir vor. Junge, durchtrainierte Sportler joggen am Meer und an der Promenade entlang. 2Gegensatzprogramm zu den Städten im Norden. Recife hat auf jeden Fall einen nordamerikanischen Flair für mich. Mir gefällt es. Die Verkehrs- Führung ist ungewohnt für mich. 2 Spuren sind getrennt, von 2 Weiteren. Nach dem kleinen Absatz will ich immer zum Gegenverkehr schauen, alle 4 Spuren führen aber in eine Richtung. Straße überqueren heißt in Brasilien im fließenden Verkehr auf eine kleine Lücke warten und dann die Beine in die Hand nehmen.
Das Strandviertel Boa Viagem in dem mein Hostel ist, scheint ein Gutes zu sein. Teure Autos z.B. ein neuer Porsche stehen vor dem Steakhouse an der Ecke. Die Menschen sind gut gekleidet und sehen modern aus. Beim Spaziergang am Wasser entlang werde ich auf eine Menschengruppe aufmerksam. Als ich näher komme, sehe ich eine ein Meter große Schildkröte im Sand liegen. Leider ist sie tot. Anscheinend noch nicht lange. Ihr Kopf ist fast so groß wie ein Volleyball. Sehr beeindruckendes Tier. Wir alle staunen über dieses große Meerestier.


Ich kaufe ein und genieße meine Süßkartoffeln mit Gemüse. Selber kochen ist doch toll, denn man kann bestimmen, was man essen möchte. Hier in Recife ist auch der erste richtig große Supermarkt, der wirklich alles hat, was das Herz begehrt. An der Tafel Schokolade, am Obst- Joghurt- Drink und den Joghurts kann ich natürlich nicht vorbei. Guarana- Limonade landet auch mal wieder im Einkaufskorb. Lecker. Die einfachen Freuden machen das Leben so schön.

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Belèm, ein kurzer Stopp 27.08.2015

Belém von den Doca´s aus

Segen für die Schiffe

Segen für die Schiffe

Das Frühstück in den Hostels ist immer ganz gut. Es gibt Früchte wie Papayas, Ananas, Bananen, Melone, Kaffee, Brötchen, Käse und Schinken. Damit bin ich bisher immer zufrieden gewesen. Das Frühstück ist im Preis von meistens 50 Reais (13 Euro) inbegriffen. Judith und Julia reisen ab und ich mache mich auf die fast tägliche Suche des ATM´s, Bankautomaten. Da der Höchstbetrag meist 400 Reais ist, ist das Geld von Ort zu Ort meist aufgebraucht. Dann jedes Mal das meditative Einreden auf den Automaten, doch artig zu sein und meine hart verdienten Kröten rauszurücken. Oft haben es die Automaten nicht so mit Deutsch und verwehren mir ihr Bestes. Im Hostel treffe ich noch einen Österreicher in meinem Alter, der nach acht Monaten die Schnauze voll hat vom Reisen. Zwischendurch überlegte er sogar, heimzureisen, blieb aber am Ball. Ich vermute, dass diese Gedanken fast jeden Alleinreisenden hin und wieder plagen. Ich bin gespannt. Ich möchte mir die Docks ansehen, den Markt, die Altstadt und einen kleinen Park mit Tieren.

Die modernen Doca´s

Die modernen Doca´s

Die Docks scheinen ganz neu ausgebaut zu sein. Wie in Europa hat die Gastronomieszene alte Docks für sich entdeckt. Hier ist alles sauber und modern. Am Ufer entlang stehen alte Kräne wie Dinosaurier aus einer früheren Epoche. Hier spenden Palmenreihen den Flanierenden Menschen etwas Schatten. Große Terrassen vor den gläsernen, modernen Hallen laden zum Schmaus ein. Anhand der Einrichtung und der Kleidung der Gäste kann man das hohe Preisniveau erkennen. Von hier aus kann man über das Wasser auch einen Teil der Hochhäuser sehen, die ich nachts zur Ankunft sah. Die Docas scheinen ein Szenetreffpunkt für junge, moderne, besser verdienende und aufstrebende Brasilianer zu sein. Mir fällt auf, dass zum Großteil die „niederen“ Arbeiten von dunkelhäutigen erledigt wird. Die Reisenden, Touristen oder in höheren Berufen arbeitende sind oft nicht ganz so dunkel oder weiß. Vielleicht kommt es mir nur so vor. Auf der Straße erlebe ich es bisher als Selbstverständlichkeit, wie die Menschen unterschiedlichster Herkunft hier miteinander umgehen. Ich mag diese Mischung, hier gibt es eine breite Facette an Nuancen. Im Norden bestimmten die Indigenen das Bild. In Alter do Chao waren unsere Ruderer auf den kleinen Booten hingegen fast schwarz. So hatte ich das noch nie bisher gesehen. Ob dies allein vom täglichen Rudern in der Sonne kommt, weiß ich nicht. Zwischendurch laufen dann schon einmal vereinzelte weiße durch die Stadt, wo ich denken könnte, dass sie Europäer sind. Sind sie aber nicht. Einige Mischlinge haben grüne Augen, was natürlich besonders auffällt und total interessant ist.
Nach den Docks schließt sich sofort der Markt an, dessen kleine Stände sich unter Zeltdächern befinden. Hier herrscht, wie auf allen Märkten geschäftiges Treiben. Direkt daneben, am Ufer, befinden sich die meist angeschlossenen Essensläden. Hier ist schon um 10 Uhr viel Betrieb. Überall sitzen Menschen, essen und unterhalten sich. Ich gehe an einem kleinen Hafen vorbei und durch kleine Gassen, um zum Park zu gelangen. Es ist kaum ein Mensch dort auf der Straße und wohlfühle ich mich nicht. Der Park ist eine kleine Oase voller freier Tiere, die aber durch das Füttern gerne hier sind.

Iguanas, weiße Reiher, rote Ibisse, Schildkröten und Flamingos. Ich habe noch nie so viele weiße Reiher auf einmal gesehen. Wunderschön. Ich genieße es, hier zu sein, die Tiere zu beobachten und Fotos zu machen. Man wandert durch den Park an kleinen Seen vorbei, eine kurze Auszeit von der Stadt ist auch immer schön.

Ein kleiner Flirt

Ein kleiner Flirt

I love swimming

Danach suche ich mir eine Farmacia. Wie soll ich denen in der Apotheke bloß erklären, was ich möchte? Wie mag wohl Herpes auf Englisch, geschweige denn auf Portugiesisch heißen? Nun ja, ich zeige eben, was los ist und schon haben wir eine Creme gefunden. Bisher hatte ich diese komischen Pusteln nur, wenn ich Antibiotika genommen habe. Mein Immunsystem protestiert standhaft gegen einen zweiten Aufenthalt auf einem Schiff. Schmerzhaft werde ich stündlich erinnert. Dass kleine Dinge manchmal so weh tun können, ist sagenhaft. Genug von unappetitlichen Dingen.

Ich fühle mich etwas unbehaglich hier mit meiner Kamera in meinem Turnbeutel. Ich bin aber dennoch froh, alleine durch die Stadt schlendern zu können und fühle mich gut, sobald auch andere Menschen um mich herum sind.
Zurück im Hostel habe ich eine lange und sehr gute Unterhaltung mit dem älteren Sohn des Hostelbesitzers. Sie haben das Hostel vor einem Jahr eröffnet und hoffen, in zwei Jahren ein weiteres Haus kaufen zu können, um Privatsphäre zu haben. Sie wohnen über dem Hostel, teilen ihre Küche mit uns und sobald sie auftauchen werden ihnen natürlich fragen von Gästen gestellt. Dennoch sind alle immer freundlich. Wieder fällt mir im Gespräch auf, dass der Verhaltenskodex hier ein anderer zu sein scheint. Die Distanz ist viel weniger als eine Armlänge zum Gesprächspartner und der Blickkontakt verweilt beim Anderen. Er erzählt mir, da ich ihn frage, dass der einzige Weg Englisch zu lernen sei, es zu praktizieren. Ich stimme ihm zu. In Zukunft möchte er noch französisch sprechen, da Franzosen oft kein Englisch sprechen. Er erzählt von einigen Eigenarten einiger Gäste. Es ist eine freundschaftliche und sehr offene Unterhaltung. Oft schallt es doch aus dem Wald auch heraus, wie man hineinruft.

Nationalstolz und Biebel

Nationalstolz und Bibel