Helen wird in der Uni von Liliana angesprochen. Lilliana war auch zum Urlaub in Alter do Chao. Dort haben wir Alle gemeinsam getanzt. Sie hat auf Facebook gesehen, dass ich nach Florianópolis zu Helen komme. Sie studieren am selben Campus. Die Welt ist ein Dorf. So treffe ich Lilian in Lagoa in einem Café und wir freuen uns, über dieses Treffen. Sie kommt aus Quito, wie einer meiner besten Freunde. Wir teilen unsere Liebe zum Salsa und verstehen uns gut. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann mal wieder und gehen tanzen.
Pierre fährt mit mir zum Südteil der Insel. Hier ist Alles sehr authentisch und natürlich. Viele Einwohner haben weder das Zentrum vom Florianópolis gesehen, noch sind sie gereist. Es ist nur eine halbe Stunde Fahrt. Doch schein hier die Ruhe greifbar. Lange Sandstrände mit hohen Wellen und Felsen bilden einen tollen Rahmen. Ein 2 Stunden Wanderweg führt zu unberührten weiteren Stränden. Einer muss wunderschön sein. Mit meinem Fuß nicht möglich. Leider. Aber auch so ist dies schon ein Ort, an dem ich gerne eine Woche bleiben würde. Wir fahren eine Bucht weiter. Im Restaurant, „Arante“ essen wir eine Kleinigkeit, direkt am Meer. Das gesamte Restaurant ist voller kleiner, weißer Zettel mit Grüßen von Gästen. Die Tradition stammt wohl von Surfern aus den 70ern, die ihren Freunden Nachrichten an der Rezeption hinterlassen haben. Wir essen mein bisher bestes „Pastel“, gefüllt mit Krabben, Käse und Kräutern. Ein Gedicht. 
Am Abend gehen wir zu einem Live Konzert. Wir enden in einer privaten Küche. Immer mehr Musiker gesellen sich um den großen Tisch. Es wird Kontrabass, Klarinette, Saxophon, Querflöte, Keyboard, Gitarre und Trommel gespielt. Die Musik ist meist von der Gruppe „Choro Xadrez“ selber komponiert. Xadrez heißt Schach und ist nach dem Schachbrettmuster auf dem Küchenboden benannt. Wir genießen die vielschichtige Musik. Ich bin immer wieder dankbar für solch besonderen Erlebnisse.
Schlagwort-Archive: Weltreise
Ilha Santa Catharina / „Ilha Magica“ 13.-14.09.2015
Ich wandere einen kleinen Pfad, der am See entlang zu einem kleinen Fischerdorf führt. Dies ist nur per Boot oder über diesen Weg zu erreichen.
Ebenso sind die Häuser hier am Ufer nur über diesen kleinen Pfad zu Fuß zu erreichen.
Der Pfad geht zwischen riesigen Steinen hindurch. Rechts ist manchmal das Ufer des Sees „Lagoa da Conceicao“ zu sehen. Links erhebt sich ein steiniger und urwaldbewachsener Berg.
Der Weg lässt mich immer wieder staunen. Er ist wild und hat etwas verwunschenes und bezauberndes. Riesige Bäume, die mit einer primitiven Orchideenart behangen sind, bestimmen das Bild.
Ebenso 10 Meter hohe Bambusstauden. Vor lauter Staunen knicke ich um. Es ist sehr schmerzhaft und ich höre ein Geräusch, als ob alter Stoff reißt. Das verheißt nichts Gutes. Ich schnüre den Wanderschuh fester, damit kein Hämatom entsteht und weiter geht’s. Die Schmerzen halten sich in Grenzen, wird schon gehen. Ich bewundere die schönen einfachen Holzhäuser, die in den Berg gebaut sind. Also hier einen Rückzugsort zu haben, ist sicherlich was feines. Das würde mir gefallen. Mit ca. 25.000 Euro für ein Haus ist das auch für Europäer finanzierbar. An mir spurtet ein Brasilianer vorbei. Wir kommen ins „Gespräch“, soweit das ohne gemeinsame Sprache geht und er spurtet weiter. Ich genieß den Rest des wunderbaren Trecks.
Um die Insel Santa Catharina ranken sich unzählige Sagen. Die Meisten haben mit Hexen zu tun. Angefangen damit, dass die Insel aussehen soll, wie die Silhouette einer Hexe. Viele Leute wollen Hexen an den Stränden gesehen haben und im vom
Sklaven gebauten, verlassenen Haus am Ufer des Lagoa soll es ebenfalls spuken. Ich mag solche Orte. Alleine dieser Pfad hat schon etwas sehr verwunschenes. Angekommen im Dorf gehe ich an gepflegten, kleinen Häusern vorbei. Entlang des Ufers gibt es immer mal wieder Stege, an denen man sich vom Fährboot abholen lassen kann. Im Restaurant am Steg treffe ich den Brasilianer mit seinen Freunden wieder. Sie sind eine lustige Truppe und so vergeht die 3/4 Stunde warten auf das Boot schnell. Das kleine Boot ist proppenvoll und alle sind in ausgelassener Stimmung.
Wieder zurück beschließen wir nach Betrachtung meines
Fußgelenkes dann doch ins Krankenhaus zu fahren.
Anhand meines Ausweises werden meine Daten aufgenommen. Ich werde nach dem Namen meiner Mutter gefragt und antworte mit Elfriede. Also heiße ich jetzt Marion Frida. Das wurde dann daraus. Nachname ist immer der Nachname der Mutter. Das muss man erstmal vorher wissen. Meine Mutter heißt Elfriede Hardt, auch egal. Ich werde aufgerufen. Landesüblich mit Marion. Dann wird uns aber doch mitgeteilt, dass der Orthopäde erst um 5 Uhr morgens Zeit hat. Wir haben jetzt 19 Uhr. Wir beschließen heim zu fahren.
Am nächsten Morgen stehen wir um halb 7 auf der Matte des Krankenhauses. Wir kommen schnell dran. Ein sehr freundlicher Arzt untersucht mich und verordnet Röntgen.
Wir reden über vieles, am wenigsten über den Fuß. Wein, Politik und Redewendungen. Beim Röntgen sitzen viele Leute, alle haben was am rechten Fuß. Viele schon mit verband und einem Metallgestell im Fuß. Mann geht es mir gut.
Es stellt sich heraus, dass nichts gebrochen ist. Der Arzt erklärt mir, dass ich auch keine Arztkosten zu bezahlen habe, dies würde vom System übernommen. Ich bin sehr positiv überrascht. Er verschreibt mir eine softcast Schiene, die ich 3 Wochen tragen soll. Da sag ich, noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Ich war zwar nicht panisch, aber eine OP oder sonstiges hätte ich wirklich nicht gebrauchen können. Aber wie immer macht das Leben andere Pläne, als man selber. Heißt wohl, ich soll besser achtgeben und mal ’nen Gang runter schalten. Danke lieber Gott, dass Helen und Pierre mich durch die Gegend kutschieren und übersetzen für mich.

Wir fahren zur Feier des Tages in den Nordwesten der Insel. Vom Strand aus können wir die Brücke und beide Teile von Floripe sehen.
Auf einer Mauer sind Kinder gezeichnet, die einen großen Drachen tragen, ähnlich wie in Asien bekannt. Diese Tradition stammt von den Azoren. Die ersten Einwohner hier kamen von dort und siedelten sich friedvoll als Fischer an.
Ich esse meine ersten Austern. Sie sind Gott sei Dank gedünstet. Muscheln müssen für mich aber nicht sein.
Wir bestellen Fisch in Cashewnuss Panade. Oben drauf ist die Frucht mit Nuss. Wie bei einem Apfel sitzt die Nuss statt der Blüte unten an der Frucht. Sie ist so groß wie eine Mandarine, gelborange und hat ein weißgelbliches Fruchtfleisch. Sie schmeckt nicht nach viel, was eine Verschwendung, nur die kleine Nuss zu essen. Wir trinken Caipi. Hier wird er gerne mit Wodka getrunken. Kommt für uns natürlich nicht in Frage.
„Floripe“ / Florianópolis 12.09.2015
Früh am Morgen mache ich mich auf den Weg zum Bus. Die Leute tragen Daunenjacken, Mützen, Handschuhe, es sind 5 Grad. Ich sehe meine Atemschwaden. Wie gut, dass ich lediglich geschaut habe, dass Trockenzeit am Amazonas ist. So habe ich nicht mitbekommen, dass im Süden gerade mal der Winter zu Ende geht. Egal, frier ich halt. In Sao Paolo wird das Gate meines Anschlussfluges von Gate 2 auf Gate 13 verlegt. Kein Problem, Treppe runter. Hinsetzten. Dann auf Gate 5. Auch kein Problem. Treppe hoch und warten. Bleibt dann auch dabei. Kann mich nicht mehr beeindrucken. Hauptsache der Flieger fliegt, mein Gepäck kommt an und ich auch.
In Florianópolis treffe ich Helen und Pierre und der Stadt am Busbahnhof. Mich freut es, dass es hier spürbar wärmer ist. 22 Grad. Obwohl Florianópolis „El chuva“, die Regnerische genannt wird. Besser gesagt auf der Insel Santa Catharina. Die Stadt „Floripe“, wie sie liebevoll genannt wird erstreckt sich über den Kontinent und die Insel. Verbunden sind beide Teile über das Stadtzeichen, eine Brücke. Die wohl mal besser und mal schlechter funktioniert. Allerdings der einzige Weg ist.
Wir drei laufen in die Altstadt und gehen ins Canto Do Noel. Noel war wohl einer der ersten Samba Komponisten. Eine gemütliche offene Kneipe, mit Tischen auf der Straße. Drinnen sitzen drei Sängerinnen und Musiker am Tisch. Gespielt wird, Samba und Forró. Paare tanzen ausgelassen. Die Stimmung ist fantastisch. Ich genieße es und werde zum Tanzen aufgefordert. Da hier viele weiße sind, fällt nicht sofort auf, dass ich „Gringa“ bin. Ich genieße die Atmosphäre, die Musik und das tanzen. An der Wand hängen Fotos von Samba Komponisten.
Zum Abend fahren wir in den Stadtteil „Lagoa“ am See, wo die zwei Franzosen nun für ein Jahr leben. Helen wurde hier zum Auslandstudium für Geografie in der UFSC eingeteilt. Ihr Freund hat sich ein „Sabatical“ gegönnt, um sie begleiten zu können. Sie sprechen daher auch gut portugiesisch. Das Highlight ist ihr Käfer. Hier wird es „fusca“ genannt, nach einem berühmten Lied. Er ist von 1974. Bei uns würde er schon lange nicht mehr fahren dürfen. Ich bin sofort verliebt.
Dieses kurvenreiche Vehikel hat einfach Charme. Pierre sitzt quasi sofort hinter der winzigen Frontscheibe eingeklemmt. Alles ist irgendwie winzig und puristisch. Und dann der Sound. Unglaublich. Wir fahren auf der Insel in Richtung Norden, um den Sonnenuntergang auf der Düne zu genießen. Hinten blubbert der Auspuff und die Fahrt erinnert an ein Kart. Es ist ein Abenteuer. Uns begegnen Massen von Autos und wir wundern uns. Wir kommen an, klettern auf die große Düne, wo ein Paar Dünensurfen versucht. Wir können einen langen Sandstrand, das Meer mit großen Wellen, und dahinter ein Dorf sehen. Unter uns sind kleine Seen und hinter uns wieder das Meer und eine große Bucht. Ein wunderbarer Ort.
Wir laufen runter zum Meer. Die Wellen rauschen heran und tagsüber tummeln sich hier viele Surfer. In den wenigen Bars wird elektronische Musik gespielt. Eine Bühne ist aufgebaut. Das Super Surf Festival 2015 erklärt also die Massen an Autos.
Ich bin eingeladen, bei den beiden zu wohnen und freue mich sehr über ihre Gastfreundschaft.
Argentinische Seite, Foz de Iguazul, 12.09.2015
Wir machen uns auf die Reise nach Argentinien. Aus dem Bus müssen wir alle an der Grenze aussteigen, der Pass wird registriert und gestempelt, man steigt an der anderen Seite, in Argentinien wieder in den Bus. Weiter geht es mit den beim Busfahrer getauschten Pesos mit dem Taxi. Der Kurs ist 1 Euro 10 Pesos, und es ist ungewöhnlich für mich. Preise in Hundertern zu lesen. Im Park gehen wir zuerst zwei Wanderwege. Man kommt hier direkter und näher an die Wasserfälle. Mir gefällt es sofort.
Ich mag es, dass die Menschenmassen sich verteilen über die ganzen Wege, die über lange Strecken über das Wasser führen. Wir wandern fast direkt an der Wasserfallkante entlang. 
Wir stehen immer wieder staunend an neuen Kanten, über die sich unglaubliche Wassermassen in die Tiefe stürzen. Wieder schützt mich der Poncho, da wir wirklich sehr nah an die Wasserfälle kommen und es am Anfang nieselt. Die Mädels klären mich auf, dass hier der Matetee in Tassen gefüllt wird, die immer wieder aufgegossen werden. Getrunken wird aus einer Art silbernem Strohhalm, der unten ein Sieb hat. Es wird reihum in Gemeinschaft getrunken. Die Becher gibt es am Anfang der Parks zu kaufen und wir hätten gerne einen Tee zum Aufwärmen. 
Am Ende fahren wir mit einer kleinen, offenen Eisenbahn zum „Garganta del diablo“. Den Namen trägt er zurecht. Nur der Rachen des Teufels kann so gewaltig sein. Ich habe keine Worte mehr. Das will was heißen. Und dann werden wir noch belohnt, dass der Himmel aufreißt und ein Regenbogen in der Gischt sichtbar ist. Unsagbar, wie klein wir doch sind, im Angesicht von Naturgewalt. Braunes Wasser stürzt ringsum ins bodenlose Weiß der Gischt. Man fühlt sich wie im Auge eines Tornados. Dies ist mit das Beeindruckendste, was ich bisher gesehen habe in meinem Leben. Ich würde jedem beide Seiten des Foz empfehlen, da sie sehr unterschiedlich sind. Aber wer dies hier nicht gesehen hat, der hat den Foz nicht gesehen.
Foz de Iguazul, 11.09.2015
Bonitos Flughafen erinnert an eine Bushaltestelle. Zwei Häuser und das war es. Ich muss lachen. Die Kontrolle besteht aus einer Person, die das Handgepäck durchschaut und einer Person, die mit einem Handscanner abscannt. Es ist ein holperiger Flug, denn wir fliegen mit einer Propellermaschine. Ich hab etwas Angst vor der Angst, denn ich weiß aus Erfahrung, wofür die weißen Tüten gut sind. Sehr peinlich, ab einem gewissen Stadium. Aber, alles geht gut bzw. bleibt drin.
Um ein Uhr nachts komme ich in Foz de Iguazul an. Die Stadt liegt im Länderdreieck Brasilien, Argentinien und Paraguay. Der Wasserfall dort muss sehr beeindruckend sein. Wenn mein Zahnarzt mich schon dahin schickt, muss ich mir das doch angucken.
Der Taxifahrer hat wie immer kein Kleingeld und bekommt so sein Trinkgeld. Besonders im Norden ist es schwierig, mit Scheinen zu zahlen. Die Leute schauten mich verblüfft an, wenn ich mit 20 Reais Scheinen (5 Euro) zahlen wollte. Es scheint üblich zu sein, abgezählt mit Kleingeld zu zahlen. Sehr ungewöhnlich für uns. Egal, ob im Bus, im Supermarkt, im Hostel oder im Taxi. Immer dasselbe. Auch werden die Leute nicht mit Nachnamen, sondern mit Vornamen angesprochen. Also wenn man irgendwo wartet, wird immer der Vorname aufgerufen. Ebenso steht hinter dem Namen der Stadt auch das Kürzel für den Bezirk, da es viele Städtenamen öfters gibt. Andere Länder, andere Sitten.
Also schleiche ich mich ganz leise ins Zimmer zu zwei schlafenden Mädels. Toll ist das ja nicht, nachts irgendwo rein zu kommen. Mein Wecker ist dann auch der erste der klingelt. Guter erster Eindruck. Aber: wir verstehen uns auf Anhieb. Sarah und Swetlana sind aus Köln. Die zwei sind mir super sympathisch. Sarah ist zum Auslandssemenster hier, sie studiert Medizin. Sie und Swetlana kennen sich aus dem Krankenhaus in Köln Porz, wo Swetlana als Krankenschwester arbeitet. Ich kenn es auch. Du lustige Truppe macht sich auf den Weg zum Wasserfall.
Wir fahren mit dem Bus zur brasilianischen Seite des Wasserfalls.
Schon aus der Ferne betrachtet ist er sehr beeindruckend. Desto näher wir hinwandern um so lauter rauschen die Wassermassen und desto schlechter wird das Wetter. Ganz nah daran werden die Mädels pitschnass. Nicht nur vom Dunst des Wasserfalls. Ich weihe meinen mitgeschleppten Regenponcho ein und bin sehr froh über dieses unsexy Kleidungsstück. Es ist wirklich sehr kalt hier. Wir sind alle ganz gefesselt von dieser Urgewalt der Natur. Unzählige große und kleine Wasserfälle stürzen nah und fern in den Abgrund. 
Auf einer Plattform kann man nah heran an den Fluss, der hier scheinbar friedlich fließt um dann auf breiter Ebene zum reißenden, schäumenden und wirbelnden Naturspektakel zu werden. 
Nasenbären begleiten uns auf unserem Weg. Sie sind überall, wo es Futter geben könnte. Sie klauen einem Mann die Nuss Tüte aus der Hand.
Wir fahren weiter zum Vogelpark am Rand des Geländes. Der Eingangsbereich scheint nicht vielversprechend. Die Vögel sind in relativ kleinen Käfigräumen. Schließlich gehen wir durch einige etwas größere Käfige und kommen so nah an die Tiere heran.
Beeindrucken ist der große Papageienbereich.
Die Tiere sind wunderschön. Zwischen den Käfigen geht man durch einen wilden Park mit schönen Bäumen. Ich mag es nicht, dass die Tiere eingesperrt sind. Und doch freue ich mich wie ein kleines Kind, als mir ein wunderschöner Ara auf den Arm gesetzt wird.
Schon ganz schön groß und schwer, der Gute.
Um 18 Uhr wird es nach wie vor schlagartig dunkel. Eine Begebenheit, mit der mein Organismus nicht klarkommt. Sobald es dunkel wird, will mein Körper schlafen. Nix, stundenlange Sonnenuntergänge und lange laue Nächte. Schwupps und müde. Vielleicht werde ich auch langsam alt.
Gruta do Lago Azul, Bonito 10.09.2015
Da ich am Mittag weiter fliege, bleibt uns nur der Vormittag. Wir entscheiden uns dafür, die „Gruta do Lago Azul“ (Höhle mit blauem See) anzusehen. Bewaffnet mit Schutzhelmen gehen wir mit dem Guide in den Wald.
Dann öffnet sich vor uns eine riesige Höhle, in die wir hinabsteigen. Solch eine offene Höhle habe ich noch nicht gesehen. Sie ist sehr beeindruckend. Im Gestein verlaufen die Wurzeln der Bäume und die Ablagerungen vom Wasser bilden Formationen. Wir steigen über viele Treppen hinunter zum Wasser. Durch das viele Tageslicht, das einfällt, leuchtet das Wasser blau-türkis. Ein schöner Anblick. Da kein elektrisches Licht genutzt wird, kann die Höhle zur bis nachmittags besucht werden. 
Schon geht es zum schweißtreibenden Aufstieg. Es ist eine tolle Höhle, aber ich wär schon lieber mit den Fischen im Fluss geschwommen. Nun ja, das Wetter bestimmt halt auch das Leben.
Am Nachmittag geht es weiter in Richtung Foz de Iguazul. Ich verabschiede mich von Helen und Pierre und wir verabreden uns in Florianópolis.
Bonito, ein Tag fällt ins Wasser 09.09.2015
Wir freuen uns auf das Highlight in Bonito, das Schnorcheln im glasklaren Wasser. Wie immer geht es früh los, wir werden um 6:20 Uhr abgeholt. Wir fahren und plötzlich hört der Asphalt der Bundesstraße abrupt auf. Nur noch rote Erde dient als Straße. Asphalt ist hier sehr teuer und die Reifen Lobby scheint auch stark zu sein. Wir werden ordentlich durchgerüttelt, denn die Straße ist ordentlich ausgewaschen. Eine tiefe, schwarze Wolkenfront schiebt sich heran. Sie ist sehr beeindruckend. Wir erreichen den Ausgangspunkt für die Tour. Es ist sehr kalt, wir bekommen Jacken zum Aufwärmen und Tee gereicht. Es fängt an, in Strömen zu regnen. Ich mache mir Gedanken, ob Frostbeulen bleibende Schäden hinterlassen. Es kommt eine Truppe Motorradfahrer an. Alle in Regenkombis, die Schuhe in Tüten und oben zugeklebt. Die hat es wohl voll erwischt. Unsere Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Wir vermuten, dass die Veranstalter die Tour durchziehen wollen, um das Geld nicht zu verlieren. Prompt kommt der Guide und fragt, ob wir bereit sind. Ich vermute, dass die Sicht in einem Bach gut sein wird, wo sintflutartige Bäche an Regenwasser rein fließen. Des Weiteren kann ich mir nicht vorstellen, 2,5 Stunden in einem eh schon an sich kalten Bach bei solchen Außentemperaturen zu schnorcheln. Selbst mit Neoprenanzug. Nun gut, wir wollen es uns zumindest mal anschauen. Wir haben ja jetzt schon eine Stunde der Wetterbesserung entgegengefroren. Also alle in den Neoprenanzug. Besser geht das mit gegenseitiger Hilfe, sich in die Pelle zu quetschen. Ich glaub, ich brauch mal wieder Diät. Gut, wir sind drin in der zweiten Haut. Ob das ein Spaß wird, im kalten Wasser 2,5 Stunden zu treiben? Unser Guide hat einen kompletten Anzug mit Kopfhaube. Wir haben nur Anzüge bis zu den Knien. Mann ist das kalt. Die ganze Mannschaft klettert auf den Wagen, um zum Fluss gefahren zu werden. Wir schießen noch ein Foto, dann kommt der Ober Chef und bläst die ganze Sache ab. Wegen schlechtem Wetter. Hab ich ihm ja vor 1,5 Stunden schon gesagt. Gut, die ganze Bagage wieder runter und raus aus den Pellen. Das Taxi hin und zurück müssen wir natürlich zahlen. Im Hostel geht es dann in die Dusche und rein wieder ins Bett. Gute Nacht! Abends kochen wir wieder Alle gemeinsam und verleben einen ruhigen Abend. Es ist schade, dass die beliebteste Attraktion von Bonito ins Wasser gefallen ist.
Bonito, ein Traum mit Wasserfällen, 08.09.2015
Heute geht es zum „Boca do Onca“ zum Mund des Jaguars. So wird der größte Wasserfall mit über 170 Metern hier genannt. Die Höhlen und Felsvorsprünge im Wasserfall sehen so aus, als wenn ein Gesicht hervorschaut. Natürlich ein Jaguar. Wir fahren zu einer Ranch. Alles ist sehr sauber und gepflegt. Europäischer Standard zum ersten Mal. Auf der großen Wiese vor und neben dem Gebäude gibt es zwei Swimmingpools mit Schwimmen und kleinen Wasserfällen. Sehr luxuriös. Man schaut von der Terrasse in ein Tal. Der Ausflug hat aber auch mit über 200 Reais seinen Preis. Nur zum Wasserfall sehen. Hier in Bonito findet keine Tour auf Englisch statt. Wir bekommen eine Einweisung per Video. Wie eine Schulklasse. Die Warnhinweise erinnern an deutsche Bürokratie. Entweder ist es hier lebensgefährlich, oder man muss brasilianischen Touristen alles vorkauen, was sie zu tun und zu lassen haben. Helen meint zweites. Wir fragen, ob auf Englisch übersetzt werden kann. Die unsympathische Führerin antwortet, dass sie nicht dazu angehalten sein, auch wenn sie es können würde. Außerdem wüssten die Leute ja, dass portugiesisch gesprochen werde und das können sie schließlich lernen. Arroganter geht’s nicht mehr. Ist aber natürlich auch der einfachste Weg. Ich fühle mich nicht Willkommen. Das erste Mal. Auch meine französischen Freunde finden die Reaktion mehr als unfreundlich. Wir laufen auf eine Plattform, von der man auf einen Fluss tief unten im Tal sehen kann. Es ist eine der höchsten Aussichtsplattformen. Von hier aus besteht die Möglichkeit, sich ins Tal abzuseilen. Natürlich wieder gegen Bezahlung. Wir müssen allerdings absteigen. Das heißt 886 steile Stufen. Das geht in die Waden. Unten angekommen gehen wir über Wege an verschiedenen Wasserfällen vorbei.
Der Größte, „Boca“ ist wirklich sehr beeindruckend. Wir steigen in das eiskalte Wasserbecken darunter. Weiter geht es zu unterschiedlichen Fällen, die kleiner aber wunderschön sind. Alles führt durch ein Waldgebiet. Bei dem vorletzten Wasserfall schwimmen wir unter einem tiefen Felsen durch und erreichen eine Grotte, in die sich der Wasserfall ergießt. Ein ganz besonderes Erlebnis. Ich finde es sehr beeindruckend. Nach fast drei Stunden ist die Tour beendet und wir ruhen uns nach dem leckeren Essen am Pool aus. Schade, dass es eine geführte Tour ist, aber die Natur ist sehr beeindruckend.
Am Abend gehen wir in ein Lokal im Zentrum. Es wird live Musik gespielt. Samba und Forro. Leonies Hospitalero ist mit Freunden dort. Leonie, Helen, Pierre, Dan und ich gönnen uns Caipi´s mit ortstypischen Cachaca. Schmeckt malziger und stärker als der Klare. Mir schmeckt er gut.
Natürlich lasse ich mich gerne zum Forro tanzen auffordern. Zum Schluss sind alle dabei und wir erproben Samba. Ganz schön schnell und nicht unkompliziert. Es macht allen sichtlichen Spaß. Im gesamten Lokal haben sich Leute schriftlich verewigt. Bänke, Tische und Wände sind komplett beschriftet. Wir verewigen uns auch und so findet mein Fredi auch einen Platz in Bonito auf der Wand des Lokals.
Bonito, auf zum Balneario Municipal, 06.09.2015
Wir entscheiden uns, den ersten Tag entspannt angehen zu lassen. Wir radeln auf klapprigen Fahrrädern zum 6 Kilometer entfernten, öffentlichen Bad. Wir fahren an einem Rodeo- anmutenden Gelände vorbei. Hier gibt es hauptsächlich weiße Kühe. Die stehen hinter einem Gatter, einige Cowboys laufen umher.
Von einem nicht einsehbaren Teil her schallt das laute, ununterbrochene Gerede eines Mannes per Lautsprecher. Er reiht die Wörter ohne Punkt, Komma noch Luft holend aneinander. Was das bedeutet? Keine Ahnung. Helen erklärt, dass im Süden des Landes kaum jemand Samba tanzen kann, aber jeder kann das Lasso schwingen. Da dies die hauptsächliche Freizeitbeschäftigung ist, nicht verwunderlich. Das hätte ich wirklich nicht in Brasilien vermutet. Aber ebenso wie in Campo Grande ist auch hier ringsum weites Weideland mit vielen weißen Rindern. Ich vermute, dass die Regionen auch bekannt für ihr Fleisch sind. Wir kommen am Bad an und zeigen unsere Votier. Die Touren werden alle im Hostel gebucht und bezahlt. Der Transport muss noch gesondert bezahlt werden.
Ähnlich wie bei allen touristischen Orten gibt es am Eingang Bars und Restaurants, dahinter Liegeweisen und den Abschluss bildet das Bad. Im Gegensatz zu deutschen Schwimmbädern ist dies hier ein natürlicher Bachlauf. Kleine Wege führen zu verschiedenen Einstiegsorten ins Wasser. Der Abschnitt des Flusses ist hier ungefähr 100 Meter lang. Am Anfang sehr natürlich, zwischen Bäumen, am Ende endend in einer Terrasse und einer Wiese. Im türkisen Wasser schwimmen überall Schwärme ca. 30 cm großer Fische. Das Wasser ist sehr kalt und so halten wir es nicht allzu lange darin aus.
Es ist zu erahnen, wie klar das Wasser ohne viele Menschen wäre. Wie überall gibt es hier auch viele Proleten Touristen. Verwundert begutachten wir das pinke Apple Tattoo auf dem Hintern einer mittelalten und mittelschlanken Brasilianerin. Wir hoffen, dass es sich um ein Abzieh- Tattoo handelt. Die, die wir früher in den Kaugummis hatten. Sonst hoffen wir einfach, dass sie Geld dafür bekommen hat.
Am Abend lernen wir zwei junge deutsche Logopädinnen in Ausbildung kennen. Wir kochen alle gemeinsam mit Dan aus London. Kulinarisch einfallsreich gibt es für die große Gruppe Spaghetti mit Tomatensoße. Ein beliebtes traveler Essen. Wir verstehen uns alle hervorragend und es ist ein entspannter Abend im Garten des Hostels.
Bonito, die Schöne, 05.09.2015
Wir erreichen Bonito mit dem mini Bus. Wir steigen ab im Hostel Catarino´s. Helen und Pierre sind mit mir im Hostel. Durch den Unabhängigkeitstag am Montag ist überall viel Betrieb durch das lange Wochenende. Uns wird empfohlen, noch heute die Aktivitäten für die nächsten Tage zu buchen. Eine dicke Mappe gibt uns einen Überblick über die „Angebote“. Wir staunen nicht schlecht angesichts der Preise. Es ist auch noch Hauptsaison. Hauptattraktionen sind die glasklaren Gewässer, Grotten und Wasserfälle. Eine Vielzahl an Möglichkeiten lässt keine Wünsche offen. Mich verwundert es sehr, dass viele Orte die touristisch erschlossen sind, in Privatbesitz sind. So können die Besitzer die Eintrittspreise bestimmen, die natürlich gesalzen sind. Aber man muss sagen, die Touren sehen sehr beeindruckend aus. Die interessanteste Tour ist mit 500 Reais auch die teuerste. Hier seilt man sich in eine 100 Meter tiefe, sich nach unten öffnende Grotte ab. Unten finden dann Tauchtouren im tiefen, kristallklaren Wasser statt. Von Allen empfohlen wird eine 3 stündige Schnorchel Tour im Rio Succiri. Man lässt sich mit der sanften Strömung treiben und beobachtet viele exotische Fische. Die Bilder sind sehr beeindruckend, man sieht das Wasser fast nicht, so klar ist es. Des Weiteren kann man mehrere Touren zu einer ganzen Anzahl von Wasserfällen auf einmal buchen. Auch gibt es einige Balneario Municipal. Die staatlichen Bäder sind natürlich nicht so teuer. Allerdings steht im neuen Reiseführer 15 Reais und wir bezahlen aktuell 40, das nenn ich mal geschäftstüchtig. Alle Bilder sind sehr beeindruckend. Aber die Preise und die touristische Aufmachung, um Gegensatz zu meinem bisher erlebten empfinde ich als unangenehm.
Auch das Zentrum des kleinen Ortes ist auf Touristen ausgelegt. Hingegen ist das Hostel mit 35 Reais sehr günstig und das Frühstück mit 5 frisch gepressten Säften, 6 Kuchen, unzähligem Kleingebäck von süß bis herzhaft, Obst, Keksen und Crackern stellt alles Bisherige in den Schatten.
Wir treffen uns mit Leonie, die in einem anderen Hostel wohnt. Am Abend organisiert ihr Hostel eine Barbecue Party. Diese sind sehr beliebt in Brasilien. Wir werden ein paar Straßen weiter gefahren und dort ist schon eine Gruppe von Brasilianern. Ihr Hostel ist im Aufbau und wir sind in etwa zu so etwas wie einer fast Einweihungsparty eingeladen. Die meisten gehören zur Familie und sind aus Campo Grande zu Besuch gekommen. Im offenen Steingrill wird schon ordentlich Fleisch gebrutzelt. Wir sitzen vor dem Hostel und die Stimmung ist prächtig. Die Brasilianer sind entspannt, neugierig und gesprächig. Es herrscht eine freudige Atmosphäre. Wie meist dient ein offenes Auto als Musikanlage. Die Musik spielt und die zwei Besitzerinnen, Schwestern tanzen freudig dazu. Teller mit Fleischstücken werden rumgereicht, das ist Tradition. Es ist ein unglaublich gutes und leckeres Fleisch. Es ist mit Salz abgerieben, mehr benötigt es auch nicht. Kannen mit Caipirinha locken. Eine kleine Gruppe von jungen kolumbianischen Besuchern ist ebenso freundlich wie die Einheimischen. Anfänglich bin ich etwas zurückhaltend, da ich ja weder spreche noch verstehe, aber die Art der Menschen überwindet diese Barriere. Es ist ein ganz wundervoller Abend und die Gastfreundschaft ist unschlagbar. Wir bezahlen nichts und fallen später todmüde in unsere Betten.






































