
Incredible India! Schön und schrecklich zugleich?! Hin und Hergerissen zwischen Hoffen und Bangen sitze ich im Flieger von Sri Lanka nach Indien. Spirituelle Wiege der Menschheit, Land des Machismus, farbenbunte und kulturelle Vielfalt, Armut, Elend, Müll und Palmenstrände. All das trudelt im Kopf wenn man sich auf die Reise in das geheimnisvolle Land der hunderttausend Götter begibt. Dennoch ist Indien mehr denn je im Blickpunkt der westlichen Welt, durch die große Yogabewegung, die kaum jemanden unberührt lässt. Welche auch mich ergriffen hat. Indien ist das einzige Land, wo ich besorgt bin bezüglich Hygiene und Gesundheitsversorgung. Daher schleppe ich eine große Tasche Medikamente mit. Gegen die Männer habe ich mich mit langer Kleidung, Ehering, Ehefoto auf´m Handy und Pfefferspray gewappnet. Man weiß ja nie. Wenn ich letzteres nie brauche, wunderbar.
Mit drei Stunden Verspätung geht mein Flug dann von Colombo nach Chennai. Nach einer weiteren Stunde im Taxi, da der Fahrer den Weg nicht kennt, bin ich mitten in der Nacht endlich im Hostel angekommen. Der alte Mann im Hostel versteht kein Englisch, dafür um so besser, nach Trinkgeld zu fragen. Ein einziger anderer Gast ist im Hostel und ich fühle mich so unwohl, dass ich morgens um sieben Reißaus nehme. Am Busbahnhof finde ich den Bus und los geht die mehrere Stunden dauernde Fahrt nach Puducherry (neuer Name). Der Fahrer rotzt alle paar Minuten aus dem Seitenfenster. Also, nie zu nah an Bussen vorbei gehen.

Indische Pilger am Flughafen

In Pondicherry (alter Name) angekommen bietet mir ein junger Inder, der auch im Bus saß an, mich mit ins Zentrum zu nehmen. Mein Bauch sagt ja und ich schwinge mich mitsamt 20 Kilogramm Rucksack auf das Motorrad. Man kann sich vorstellen, wie froh ich war, als wir ankommen. Da bekommt man ohne Unfall schon ein Schleudertrauma. Es ist nicht einfach, in dieser Zeit in Pondi (sagen alle hier) ein Zimmer zu bekommen. Es ist Hauptreisezeit. Das Sri Aurobindo Ashram zieht viele Reisende an.
Ich finde ein einfaches Einzelzimmer, wobei Dorm´s immer besser sind um Menschen kennenzulernen und Infos über die Umgebung zu bekommen. Ich orientiere mich zu Fuß. Am nicht besonders schönen kleinen Strand entlang gibt es morgens Sandmandalas auf der Strasse zu bewundern.
Die Gandhi Statue dort ist leider durch ein Gerüst kaum zu sehen. Direkt hinter der Strandpromenade erstreckt sich das französische Viertel. Alles ist sauber und wunderschöne Häuser säumen die ruhigen Straßen. Weiter in Richtung Zentrum beginnt das tamilische Viertel. Hier herrscht das pralle indische Leben. Kühe und Hunde auf der Straße, hupende Roller, Autos und Tuk Tuks. Viele verschiedene Strände bieten alle vorstellbaren Waren an. Jeder Zentimeter der Strassen wird genutzt. Mir gefallen diese Gegensätze sehr.
Ich besuche den atemberaubend bunten Ganesha (Elefantengott) Tempel. Natürlich müssen auch hier vor der Türe die Schuhe abgegeben werden.Der Tempel hat mit den Pagoden in Vietnam nichts gemeinsam. Ganesha wird in 100facher Darstellung abgebildet, in schreienden Farben. Die Gläubigen bekommen, unter Gebeten, verschiedene Zeichen von Priestern auf die Stirn gemalt. Neben dem meist gemalten dritten Auge auch weiße senkrechte Linien.
Danach zieht es mich weiter zum nahe Gelegenen Sri Aurobindo Ashram. Er war ein großer spiritueller Lehrer, der zusammen mit der „Mutter“, einer Französin, Gründervater von „Auroville“ war. Sie wirkten aber auch hier im Ashram und verfassten viele Bücher und Lehren.

In einem umsäumten, ruhigen Innenhof steht der Samadhi von Aurobindo und der Mutter. Anhänger pilgern hier hin, um ihre Ehrerbietung zu zeigen und zu meditieren. Blüten schmücken den gesamten Schrein. Es ist ein ruhiger Ort der Besinnung mit toller Atmosphäre.

















Die weiteren Tage wohnen wir direkt an der Lagune, paddeln mit Kajak hindurch und verbringen die meiste Zeit mit Moskito- Bekämpfung. Ich habe ein neues Spielzeug. Der Besitzer der Zimmer gibt mir einen elektrischen Tennisschläger. Die Drahtbespannung steht unter Strom und tötet somit die Insekten, die damit berührt werden. Ich mit meiner jahrelangen Tenniserfahrung erfreue mich daran, mal wieder zu „spielen“ und somit meine Nachtruhe zu sichern. Zur Unterstützung des Todeskommandos Stechmücke kaufen wir Steckdosenstecker und Räucherspiralen. Letztere funktionieren ganz gut. Ohne Übertreibung waren in unserem Badezimmer bis zu Einhundert Stechmücken. Die haben sich dann im Zimmer auf alle dunklen Gegenstände gesetzt. Das heißt, hebt man seinen Rucksack an, entflieht ihm eine riesige Wolke blutrünstiger Killer Tiger Mücken. Ein Graus. Ich hatte dann viele Stunden mit meinem Schläger Spaß. Als rigider Perfektionist und Schlaf liebende Frau habe ich Alle alle gemacht. Werden schon sehen, wer hier wohnt und die Rechnung bezahlt hat! Wie heißt es so schön:

















Gut festhalten, denn bei dem Gewackel ist man schneller aus der offenen Tür, als einem lieb ist. Mal hinsetzen und die Beine raus baumeln lassen, auch toll. Der Wind weht um die Nase und draußen die wilde Natur. Herrlich. Sehr zu empfehlen, ein ganz besonderes Erlebnis von Freiheit. Bei uns in Deutschland undenkbar. Touristen und Einheimische genießen offensichtlich hier dies tun zu dürfen gleichermaßen.













