
Wir fahren mit dem Tuk Tuk zum Liptons Seat. Da es die ganze Nacht geregnet hat, ist es immer noch neblig. Ich mag diese etwas gespenstische Stimmung. Der Nebel zieht schnell zwischen den Bergen, Schwaden scheinen nach einem zu greifen. Neben der Straße der weiße Abgrund, nur einzelne Bäume schimmern durch das diffuse Licht. Das letzte Stück laufen wir durch die Teeplantagen. Serpentinen winden sich um die Hügel. Teesträucher so weit das Auge reicht, nur selten sind felsige Berge und Bäume zu sehen.
Oben angekommen lichtet sich der Nebel stellenweise immer wieder. Schnell wechseln sich die Felder der freien Sicht. Ein Naturschauspiel. Sir Lipton hat hier als mit einer der Ersten Externen Tee anbauen lassen. So wurden die hohen Exportkosten geringer und der Tee zum ersten Mal auch für das „niedere“ Volk erschwinglich.
Auf dem Rückweg sehen wir überall Pflücker, die den Tee ernten. Hauptsächlich sind es barfüßige Frauen, die die bis zu 10 Kilogramm schweren Säcke tragen.
Dann kommen wir an offenen Häuschen vorbei. Die Pflückerinnen lassen ihre Säcke wiegen. Das Gewicht wird in eine Karte eingetragen. Vermutlich werden sie also nach gepflücktem Gewicht bezahlt.
Uns begenet eine Gruppe Schulkinder und ich mache mit einigen Jungs einen kleine „Singala“ Sprachkurs. Nicht einfach, aber lustig.

Es gibt Buddhisten, Hinduisten, Muslime und Christen auf Sri Lanka. Die Buddhisten sprechen Singala. Sie sind die größte Bevölkerungsgruppe. Die Nachkommen der ehemals als Teepflücker von den Engländern hergebrachten Inder sind heute noch Hinduisten und sprechen Tamil. Sie sind aufgrund der Arbeitsgegenden ihrer Vorfahren, meist im Hochland sesshaft. Immer wieder sieht man auch, an der Kleidung erkennbar, viele Muslime. Vereinzelt sieht man Kirchen, also wird es auch Christen geben.
Weiter unten kommen wir an einer Teefabrik vorbei. Wir besichtigen sie und es ist sehr interessant. Der Tee wir nach jungen hellen, und dunklen, nicht so guten Blättern sortiert. Dann kommen sie für 16 Stunden auf riesige Trockenöfen. Durch Löcher geht es dann in Zermahlungsmaschinen. Danach werden die Blätter bis zu vier Mal geschnitten. Dazwischen immer wieder gesiebt. Dann ruhen sie drei Stunden lang auf dem Hallenboden und werden durch die Oxidation an der Luft schwarz. Weiter geht es auf ein Band, darüber sind elektrisch geladene Rollen, die so die Blattadern herausfiltert. Sieht aus wie ein Magnet. Danach wird der Tee auf 130 Grad erhitzt in einem großen Ofen. Zum Schuß zur Verschiffung in 15 Kg Pakete verpackt.

Teeblüte
Der beste Tee ist der golden Tee, von dem es jedes Jahr nur wenige Kilos gibt. Anscheinend besondere Triebe. Die Blätter bleiben ganz und werden getrocknet. BOPF ist die beste Sorte des schwarzen Tees. Hier wird nur Schwarztee produziert. Grüner Tee ist zwar dasselbe Blatt, wird aber anders fermentiert. Leider durften wir keine Fotos in der Fabrik machen. Sehr schade.
Draußen vor der Fabrik starten die Busse in Richtung Dorf. Wir stürzen uns ins Abenteuer und besteigen den Bus. Auch hier bleiben die Türen offen. Mit lauter traditioneller Musik, dem Schutz der Götter über dem Fahrer geht es die Serpentinen runter. Die Federn sind aus dem letzten Jahrhundert und der Motor gibt kurzfristig auf halber Strecke mal den Geist auf. Spontan springt ein Fahrgast von hinten nach vorne und repariert. Scheint normal zu sein. Schon rollen wir weiter. Reisen woanders, immer wieder ein Erlebnis.
Am Nachmittag geht es vom grünsten Bahnhof Indiens weiter. Wir sind früh genug da, der Verkäufer am Schalter bemüht sich aber erst mit Ansage des einfahrendes Zuges zum Ticketverkauf. Für deutsche Nerven schwer auszuhalten. Dann geht’s wieder, sitzend in der offenen Türe weiter. Wie immer ein Genuss. Fahrtwind um die Nase, Teeplantagen, Berge und Wälder voraus. Nur bei Brücken und Felsen am Rand zieht man reflexartig die Beine rein. Hach, ist das Reisen schön!

Gut festhalten, denn bei dem Gewackel ist man schneller aus der offenen Tür, als einem lieb ist. Mal hinsetzen und die Beine raus baumeln lassen, auch toll. Der Wind weht um die Nase und draußen die wilde Natur. Herrlich. Sehr zu empfehlen, ein ganz besonderes Erlebnis von Freiheit. Bei uns in Deutschland undenkbar. Touristen und Einheimische genießen offensichtlich hier dies tun zu dürfen gleichermaßen.
