marionsweltreise


Ein Kommentar

Ilha do Amor, die Schöne 21.08.2015

20150821_100453

Wunderbare Aussicht nach schweißtreibendem Aufstieg

30

Karibik des Amazonas

Am nächsten Morgen laden mich Marcos und Josie ein, sie zu begleiten. Wir lassen uns auf die Halbinsel „Ilha do Amor“ rudern und besteigen dort den kleinen Berg. Eine sehr schweißtreibende und anstrengende Angelegenheit bei der Hitze. Oben werden wir mit einer tollen Aussicht belohnt. Vor uns liegt der Amazonas und neben uns der Trabajos Fluss. Wieder auf der wunderschönen Ilha angekommen schwimmen wir im klaren und sehr warmen Wasser. Die meisten Anderen sitzen mit Stühlen und Tischen im Uferbereich unter Sonnenschirmen.

Da es unterhalb der Woche ist es sehr ruhig und angenehm hier. Wir gehen zu Fuß durch das Knietiefe klare Wasser über eine Sandbank zum vorderen Teil der Insel. Ich fühle mich wirklich wie in der Karibik. Ein wunderschöner Ort, um die Seele baumeln zu lassen.

Abends versammeln sich alle auf dem Hauptplatz des Ortes. Einmal gibt es dort Wifi und dort sind die Lokale. In einem spielt eine Live-Band „Carimbó“. Typische Samba-Rhythmen, gespielt von lauten, fordernden Trommeln lassen nicht still sitzen. Carimbó gibt es nur hier im Nordosten. Wir tanzen auf der Straße und genießen es sehr. Nach einiger Zeit gewöhnt sich das linke Bein an die Belastung, denn Samba ist schnell und rechts geht im Wiegeschritt vor und zurück, dazwischen nur links ein Schritt.
Eine Hippietruppe aus der verschiedenen Ländern, u.a. Venezuela, bietet eine Amateur- Jonglage- Zirkus Darbietung mit Musik und sorgt für gute Stimmung und ihren Lebensunterhalt. Moderne Nomaden gibt es viele auf der Welt. Als die Lokale schließen, ziehen wir weiter mit den Musikern und Hippies. In einem anderen Lokal sitzen viele Männer im großen Kreis und spielen weiter Carimbó. In einige Lieder stimmen die Umstehenden mit ein. Die Stimmung ist einzigartig und erinnert mich an Cuba. Wundervoll, dafür bin ich hier.

26

Ein Träumchen für Musikliebhaber


Hinterlasse einen Kommentar

Ankunft in Alter Do Chao, der „Karibik“ des Amazonas 20.08.2015

31

Die Hütten der Halbinsel „Ilha do Amor“ links stehen noch unter Wasser

Nach einem kurzen Flug mit einer Propellermaschine lande ich in Santarem. Ich habe die Hälfte der Strecke bis zur Küste in zwei Stunden statt 2 Tagen mit dem Boot hinter mir gelassen. Nach wie vor ist es atemraubend, den Amazonas und die Nebenflüsse mit ihren Ausmaßen von oben zu sehen. Nachdem ich meinen Rucksack vom 3 Meter kurzen Band des Flughafens gehievt habe, geht es mit dem Taxi weiter. Öffentliche Verkehrsmittel machen mich noch etwas zu unsicher im Moment. Wir fahren durch wunderschöne Dschungellandschaften. Wir fahren durch einen scheinbar ausgestorbenen Ort, der wirklich winzig ist. Am Ende des Ortes ist mein Hostel. Ich bin die Erste in meinem Dorm mit drei Stockbetten. Englisch spricht hier auch keiner. Ich gehe zum weißen Strand des Flusses Tapajos. Gegenüber liegt eine kleine Halbinsel. Sie besteht nur aus weißem Sand mit Bäumen und Sträuchern und Hütten. Die vorderen Hütten stehen fast bis zum Dach unter Wasser. Kleine Boote fahren für 5 bis 10 Relais hinüber (4 BRL-0,97€). Im Winter ist die Halbinsel komplett unter Wasser, im Sommer kann man durch das hüfthohe Wasser rüber laufen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Iguana

Im Hostel lerne ich dann Josie, Barbaraaus Brasilia und später Marcos kennen. Bei Marcos dachte ich, er sei Europäer. Er ist sehr groß und schlank, hat helle Haut und blaue Augen. Weit gefehlt, er kommt aus Sao Paolo. Barbara meinte, wir wären ein Paar, denn die Europäer seien ja so emanzipiert, dass sie auch sicherlich in getrennten Schlafsälen schlafen könnten. Hmmmmm. Mich zieht es mal wieder zu den Hängematten. 27Draußen gibt es ein Dach mit 8 Hängematten darunter. Es ist ruhig, nicht zu warm und eine leichte Brise geht. Ich hole ein paar Stunden Schlaf nach. So richtig tief schlafe ich noch nicht, und immer bevor es weiter geht, ist es schlimmer.


Hinterlasse einen Kommentar

Ein letzter schöner Abend in Manaus 19.08.2015

21

Wer im Hostel nichts zu tun hat, lümmelt auf den Sofas im Aufenthaltsbereich rum und surft im Internet.
Hier treffe ich den 26- jährigen Simon aus Zürich, der seit 8 Monaten in Südamerika unterwegs ist. Er ist tiefenentspannt. Ich quetsche ihn aus über seine Reise. Er erzählt mir viele Details und hat noch nirgendwo irgendwelche besonderen Probleme gehabt. Er spricht auch nur Englisch und etwas Spanisch. Simon ist auch schon durch Afrika alleine gereist. Wenn es einen packt……
Ich möchte den „Bosque da Ciencia“ besuchen und da er auf das Einchecken wartet begleitet er mich. Der Bus fährt ganz in der Nähe ab.

Hinter dem Fahrer ist eine Drehtür, an der ein Kassierer sitzt und das Geld entgegen nimmt. Der Bosque ist etwas enttäuschend. Nach 15 Minuten sind wir durch und außer ein paar schlecht präparierten Fischen, Insekten ist nicht viel zu sehen, außer dass man durch die Parkanlage gehen kann.

Abends gehen wir dann in die Stadt. Am schönen Platz unterhalb des Theaters herrscht abends immer eine schöne Stimmung. Hier ist es sauber, und die Menschen haben sich gut gekleidet, um auszugehen. Hier befindet sich ein kleiner Kiosk, der die nordbrasilianische Spezialität Tacaca anbietet.

25

Es ist eine Suppe aus gekochtem Manioksud (sieht aus wie dünner Kleister) durchsichtig und glibberig. Kokablättern, Gewürzen und Shrimps. Die betäubende Wirkung kribbelt im ganzen Mund und es fühlt sich so ähnlich an, wie heiß und doch anders. Weitere Wirkung hat es wohl nicht. Die Suppe ist sehr salzig und fischig. Nicht schlecht, muss man aber mögen. Gereicht wird sie in einer Kalabasse und dazu bekommt man nur ein Holzstäbchen für die Shrimps. Neben dem Kiosk spielt eine Liveband, Bossa Nova. Wunderschön. Ein schöner Platz zum Verweilen für die besser betuchten in dieser rauen Stadt. Selbst hier sieht man nicht viele Touristen. Manaus scheint eine Transitstadt zu sein. Ich trinke meinen ersten Caipi hier, umgerechnet für 2 Euro. Ist dafür auch etwas kleiner. Hier verwenden sie weißen Zucker, der sich komplett auflöst. Ungewohnt aber lecker.
Später begleitet ich Cesar, der im Hostel an der Rezeption nach der Arbeit zum Abendessen. Er wollte unbedingt mehr über meine Reisepläne erfahren, denn er ist auch ein Reisender. Er verließ 2010 seine Heimatstadt Santiago de Chile und ist seitdem unterwegs. Mit dem Fahrrad! Er möchte einmal erzählen können, dass er ganz Südamerika aus eigener Kraft mit dem Fahrrad erkundet hat. Eine reisen Strecke hat er ja schon mal geschafft. Er arbeitete als Literatur und Musikjournalist bei einem Radiosender. Die Liebe zu diesen Genres merkt man ihm noch an. Der Radiosender wurde, wie viele andere von Spaniern aufgekauft und er verlor seinen Job. Unter anderem ein Punkt, nun seinen Traum zu leben. Wir unterhalten uns darüber, dass oft wenig zum glücklich sein dazugehört an materiellen Dingen. Dass wir uns aber glücklich schätzen, Leidenschaften zu haben. Und das es für viele der neuen Generation der Technik, der Medien, der Selfies und des Internets schwierig werden wird. Viele sind nicht für Ausflüge in die Natur, Erkundungen der Gegend zu bewegen, da sie dort kein Wifi haben. Über Wünsche und Ziele ist auch nicht viel in Erfahrung zu bringen. Obwohl unsere Kulturen so unterschiedlich sind, sind die Probleme der Entfremdung, Isolation und Entwurzelung doch in beiden Kulturen vorhanden.


2 Kommentare

Dschungel Tour -Amazon Antonios Jungle Tours- 14.-17.08.2015 3. Tag

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Wir besuchen die nächsten Nachbarn der Lodge. In der Hütte aus Holz und Blech wohnen mindestens 5 Erwachsene und drei Kinder.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Neben dem Fischen lebt die Familie vom Anbau einiger Maniok Pflanzen und hält Hühner. Ein zahmer Papagei und Hunde gehören auch dazu. Die Hütte der Familie hat auf der Terrasse eine kleine Küche und besteht sonst nur aus einem Schlafraum.
Unter einem Dach abseits befinden sich weitere Hängematten und ein großer runder gemauerter Ofen, worauf sich eine große Pfanne, ähnlich einer Paella Pfanne befindet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der Guide erklärt noch, dass die Kinder ab 4 Jahren vom staatlichen Boot zur Schule abgeholt werden. Wie weit das umgesetzt wird, ist nicht ersichtlich. Irgendwie ist alles wie im Zoo, eigenartig. Ich weiß nur nicht, wer wen anschaut. Schade, dass ich nicht ihre Sprache kann.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ein Traum

Ich genieße die letzten Stunden auf der Lodge in Ruhe auf dem Steg beim Schwimmen und Sonnen. Eine Stunde habe ich mich intensiv mit Roberto unterhalten. Der Guide erzählt mir hochinteressante Dinge, wie er die Welt als „Indigener“ sieht. So erzählt er, dass er seine Stammessprache und portugiesisch lernte und erst vor sechs Jahren begonnen hat, englisch zu lernen. Er lernte die Waldmedizin noch von seinem Großvater und erzählt mir einiges darüber. Für mich ein hochinteressantes Thema. Roberto sorgt sich um den Verlust des alten Wissens. Ebenso sieht er die Problematik, dass Teile der Nachbardörfer um seinen Wohnort in Boa Vista sich weigern, die Änderungen der Regierung und der Zeit anzunehmen. Obwohl wir aus so verschiedenen Kulturen kommen, ist unsere Sicht vom Wert der Dinge sehr ähnlich. Dieses Gespräch ist für mich ein besonderes Geschenk, in eine andere Welt blicken zu dürfen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Es waren wundervolle, beeindruckende Tage in einer tollen Lodge und einzigartigen Natur.
Ebenso beeindruckt haben mich die Mitreisenden, denn ein solch direktes und sehr persönliches Kennenlernen ist oft im Alltag nicht möglich.

Auf dem Rückweg sehen wir eine Schlange wie ein Pfeil über die Straße flitzen. Ein Kakadu fliegt an uns vorbei und ein weiss-graues Äffchen flüchtet in den Wald. Der Fahrer hört Bachata und ohne uns wirklich verständigen zu können kommen wir zum Schluss, dass wir diese Musik beide sehr mögen. Bei der Rückkehr fällt mir nun doch auf, dass Manaus natürlich eine sehr dreckige Stadt ist. Im Gegensatz zum Dschungel. Kurios oder nicht?!

Und doch mag ich es, nach einer Weile zu wissen, wo ich mich in der Stadt befinde und den Weg des Fahrers vorhersagen kann. Die rundum schwarz getönten Scheiben der anderen Autos wären ein Schlachtfest unserer TÜV Mitarbeiter, von Allem Anderen ganz zu schweigen. Ich komme in meinem Hostel an und fühle mich heimisch, ein gutes Gefühl.
Morgen gönne ich mir einen Schreib- und Körperpflegetag, um die drei Tage wieder aufzuholen. In diesem Sinne…..


Ein Kommentar

Dschungel Tour -Amazon Antonios Jungle Tours- 14.-17.08.2015 2. Tag

Morgendämmerung über dem Ubud River
Wir fahren um 5:45h hinaus auf den Fluss um den Sonnenaufgang zu erleben. Undenkbar, diese Zeit, um arbeiten zu gehen. Bin ich aber motiviert, etwas Schönes zu unternehmen, kein Problem. Josef paddelt uns auf dem spiegelglatten Wasser. Wenn keine Brise geht, sieht der Fluss aus wie eine glatte Fläche. Wunderschön. In den weiter entfernten Bäumen hängt der Morgennebel und es ist bereits hell durch die Dämmerung. Die Zirpen hören auch jetzt mit ihrem Konzert noch nicht auf. Die Vögel erwachen aber und stimmen ein. Zunehmend mehr Nebel zieht ringsum auf. 52

Kurz vor Sonnenaufgang beginnt es schwül zu werden, die Sonne kündigt sich an. Ein weißes Band erscheint am Ufer- Horizont und schließlich taucht orange die Sonne über dem Nebel und den Bäumen auf. Welch ein Spektakel. Eine unfassbare Atmosphäre in dieser unendlichen Weite, voll mit Schönheit, Farbe und Leben. Ich erlebe meinen bisher mit Abstand beeindrucktesten Sonnenaufgang. Alleine hierfür hat sich der lange Flug schon gelohnt. Wie als Sahnehäubchen kommen die Delfine, um den neuen Tag zu zelebrieren. Ich könnte schon wieder heulen. Danke, dass ich so prädestiniert bin und dies erleben darf. Für mich lohnt es sich, den Preis zu zahlen. Auf meinem Sofa hätte ich selten diese Momente. Ich mag es, das Leben zu fühlen und im Innersten berührt zu werden, das treibt mich voran.Einzigartig

Langsam fangen die Sitzbeinknochen (ja, die habe auch ich unterm Po) an zu streiken. Langes Sitzen im Boot fordert seinen Tribut. Außerdem ist das Kreuz ohne Yoga und mit Hängematte etwas malträtiert.
So begeben wir uns nach dem Frühstück auf einen Junglewalk. Kleine Pfade führen uns tief in den Dschungel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wir haben 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit lässt sich mit der im Tropenhaus des botanischen Gartens in Bonn vergleichen. Ziemlich anstrengend und unangenehm. Nicht überdeutlich spürbar, aber so, dass Alles durchgeschwitzt ist und bei jedem Stopp der Schweiß in Strömen fließt. Josef erklärt uns die Wirkung von Saft und Rinde einiger Bäume. So verbrennt er den Harz eines Baumes, der dann zu einer teerähnliche Masse wird. Wir riechen auch den Harz eines Baumes, der genauso wie Tigerbalm riecht und bei Erkältung hilft. Das Pfeifen des „Captains des Dschungels“, einem sehr kleinen Vogels, begleitet uns sehr laut und erinnert an das Hinterherpfeifen eines Casanovas.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Mich erinnert die Vegetation an die des Waldes in Vietnam. Große Palmblätter und riesige Lianen bestimmen das Bild.
Nach dem Mittagessen, zurück in der Lodge packen wir alle Hängematten, Moskitonetze, Essen und Trinken für unsere Nacht in Dschungel ein. Nach einer kurzen Bootsfahrt führt uns ein weiterer, zweistündiger Marsch durch einen beeindruckenden Dschungel. Hier ist alles größer und beeindruckender als morgens. Die Palmblätter sind mehr als zwei Meter groß und die Lianen sind meist genauso groß wie die riesigen Bäume. Der Weg ist lang, feucht und beschwerlich genug, um Reue zu üben. Erstens ist es gut für den, der wenig trinkt. Denn einen schlechten Daypack mit zwei Litern Wasser, Kleidung, Hängematte und Nahrungsmitteln mit zu nehmen, lässt die Träger so einschneiden, dass man ganz schnell trinken kann, plötzlich. Und dann zweitens noch diese Schokokekse vor der Reise. Multipliziert mit dem Satz: „Jetzt musst Du mal nicht mehr so streng sein, Du wirst eh auf der Reise abnehmen!“ Fehler, böser Fehler! Je mehr Masse, desto mehr Energie… weit gefehlt. Schwitzend, trinkend und Geduld übend genieße ich trotz nur Yoga zur Vorbereitung (verdammt!) die Natur.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Aufbau der Blüte

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Leider ist unser Guide, Macheten schwingend im Laufschritt über Stock und Stein unterwegs. Denn hier ist es um 18 h schlagartig stockdunkel.

Schmetterlinge von 10 cm fliegen ab und zu an uns vorbei. Außergewöhnliche Blüten die von Schmarotzerpflanzen zu Boden fallen, zeigen den Jägern im Wald ein gutes Jagdgebiet an. Denn diese werden gerne vom Wild gefressen (die Blüten, nicht die Jäger!). Wir erreichen ein kleines Tal mit glasklarem Bächlein. Eine Plane ist für die Hängematten gespannt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wir hängen unsere Hängematten, Moskitonetze, Taschen und Schuhe für die Nacht auf. Da unser Guide sein Feuerzeug vergessen hat, geht es mit frutaner Diät um 18h zur Strafe für alle ins Bett/ Hamock. Einige Sterne sind durch die Baumwipfel zu sehen und die Insekten singen uns in den Schlaf. Ich fühle mich sicher und habe überhaupt keine Angst. Um sechs Uhr morgens ist es hell und der Schrei des Tukans begrüßt uns alle. Da wir schon als Frutaner eingewiehen sind, gibt es Ananas, Bananen und doch ein paar Kekse zum Frühstück. Die Gruppe versteht sich hervorragend und gemeinsam wird das Lager geräumt. Josef und sein Gehilfe schnitzen uns noch aus wunderschönem Holz Löffel und Caipistößel.

CAMERA

Blick aus meiner Hängematte

Auf dem Rückweg gehen wir an zwischen Ästen hängenden, großen Spinnennetzen vorbei, die als Kinderstube für den Nachwuchs dienen. Josef schabt an einem Baum und heraus kommen 2 cm große Bullenameisen, denen man aus dem Weg gehen sollte. Ihr Biss bereitet 24 Stunden heftigste Schmerzen. Wir riechen auch an der abgeschabten, intensiv duftenden Rinde des Rosenbaumes. Josef nimmt einen geschlossenen Stängel aus der Mitte einer großen Palme, die am Boden wächst. Er schüttelt den Stab und daraus entfalten sie die Palmblätter. Er erklärt, dass daraus die traditionellen Dächer gebaut werden. Nur leider gerät diese Art in Vergessenheit, da die Regierung den Menschen moderne Mittel zum Bau zur Verfügung stellt.
Zurück in der Lodge fühle ich, dass neben Abenteuer einfacher Komfort wie auf Toilette können (im Dschungel zerstechen die Mücken dir den Po, denn der ist ohne Nobite), im Bett schlafen, duschen und Essen einfach ebenso wundervoll sind.
Zum Nachmittag fahren wir mit einem kleinen Kanu stundenlang zwischen den Bäumen umher, um Vögel zu suchen. Das Lichtspiel auf dem Wasser ist fantastisch.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Dunkle Passagen, wo nur einzelne Lichtpunkte das Wasser erreichen und größere, sonnige Flächen wechseln sich ab. Außer dem Plätschern des Ruders und einiger Vögel herrscht eine wohltuende Stille. Eine willkommene Abwechslung zur Anstrengung des Dschungels. Hier ist es nicht so schwül. Wir sehen wenige Vögel und genießen den Zauber dieser Fahrt. Hier, genauso wie im Dschungel bekommt man ein Gefühl dafür, dass man ohne Führer hoffnungslos in diesem riesigen Land verloren wäre.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Josef erzählt mir, dass er mit 18 Jahren aus Boa Vista im Norden gekommen ist, um Arbeit zu suchen. Dort ist kein Dschungel, sondern Steppe und Berge. Er arbeite als Freelancer und habe schon mal einen halben Tag zwischen den Touren frei. Ich habe natürlich nicht gefragt, was er verdient. Ich, mit 18 Jahren… was ein Unterschied.
Nachts geht es ohne Erfolg noch einmal zur Kaiman Suche hinaus und erst jetzt eröffnet sich mir dieser unglaubliche Himmel. Das Wasser ist wieder glatt wie ein Tuch, so spiegeln sich dort alle Sterne. Über uns spannt sich im großen Bogen das Firmament. Die Milchstraße bildet ein milchig leuchtendes Band zwischen den hunderten von Sternen. Ich bin mir sicher, hier sind alle Sternzeichen zu sehen. Bei uns bildet der Nachthimmel keinen Bogen so wie hier. Ich komme mir tatsächlich vor wie in einer Kuppel. Wer einmal hier einen Sonnenaufgang und diesen Nachthimmel gesehen hat, wird dies nie vergessen. Sind wir doch klein und unbedeutend und ist das Leben doch schön!

Nachbarin

Nachbarin

In dieser Nacht schlafe ich nicht gut, da ich überall „Plopp“ höre und ich weiß, das sind: sie! Sie, die Vogelspinnen, die sich vom Dach oder Baum fallen lassen. Und es ist laut, was heißt: sie sind groß. Und ich ohne Moskitonetz. Die fliegenden Kakerlaken und sonstigen Tiere machen mir nix aus, aber Spinnen und ich werden in diesem Leben sicherlich keine Freunde mehr. Aber ich vermute, ich werde es überleben.


4 Kommentare

Dschungel Tour- Amazon Antonios Jungle Tours- 14.- 17. 08. 2015 1. Tag

Das Glück ist ja immer mit den Kindern. Naja, so ähnlich ist der Spruch ja schon… Ich bin leidenschaftlich schlecht in Vorbereitung von Touren. Ebenso lese ich nie Gebrauchs- oder Aufbauanleitungen. Daher bin ich wirklich überlebensmäßig auf die technische Hilfe meiner Freunde daheim angewiesen. So bin heilfroh, auch jetzt von dort aus unterstützt zu werden. Da bin ich ein hoffnungsloser Fall. So ging es auf den Jakobsweg zwar mit Reiseführer, aber ohne ihn vorher gelesen zu haben. Dann wunderte ich mich, dass der Camino in Spanien in solch hohen Bergen liegt. Ebenso spontan war die Rucksacktour Vietnam innerhalb von 10 Tagen entschieden und geplant wurden nur die Flüge. Ich bin froh, dass mein Schutzengel fit ist und so schnell fliegen kann, wie ich manchmal entscheide. Zurück zum Jetzt. In Deutschland hatte ich mir eine Amazonas Tour ausgeguckt.  Ich habe es gerne, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dass dies dann auch so funktioniert. Natürlich hatte ich überlesen, dass man die Tour bis 7 Tage im Voraus buchen kann. So ging ich einfach (aus Faulheit) dann zu dem kleinen Büro eines Tourenveranstalters im Hostel um meine Tour zu buchen. Während des Transfers mit Minibus zum Fluss Urubu lerne ich ein reisefreudiges spanisches Paar aus Madrid kennen. Sie haben schon die halbe Welt bereist und viel Zeit auf die Vorbereitung dieser Tour verwendet. Sie erzählen mir, dass diese Tour eine der Besten bezüglich Individualreisen hier sei. Außerdem sei dieser Flusswasserzusammensetzung so gut wie moskitofrei und das Schwimmen ist ebenso möglich. Da sag ich mal : Schwein gehabt!

Wir fahren drei Stunden und obwohl ich gegen die Übelkeit mit „Sea-Bändern“ an beiden Armen bewaffnet bin (Druck auf Magen- Meridian) geht es mir so lala. Wir fahren an einer Müllhalde vorbei, wo sich tausende von Geiern aufhalten. Ein beeindruckendes Bild. Kilometerlange, schnurgerade Straßen führen durch den Urwald. Wir weichen immer wieder auf die andere Straßenseite aus, um den metergroßen Schlaglöchern auszuweichen. Hunden und Pferden, die aus der Koppel ausgebüxt sind ebenso. Endlich kommen wir an zwei einsame Häuser am Ufer an.

Der Weg von Manaus zur Lodge

Dort warten die einfachen motorisierten Boote auf uns. Das Gefühl, dass mich ergreift, als im Boot sitze und das blaue Wasser, der grüne Dschungel und diese unermessliche Größe fliegen an mir vorbei, ist unbeschreiblich. Ich bin wirklich hier! Ich könnte weinen, weil ich so berührt bin, von der Schönheit. Ich denke, dass die Menschen, die von Natur nicht berührt werden, einen wichtigen Teil ihrer Wurzeln verloren haben. Maria fragt mich: „Are you happy?“ Vermutlich ist die Frage auf mein Lächeln bezogen, dass mir nicht mehr aus dem Gesicht gehen will.


Nach einer wundervollen Stunde erreichen wir die einsam gelegene, wunderschöne Lodge. Ganz ruhig liegt sie da, nur zwei badende, die vom Auslegersteg in den Fluss springen begrüßen uns. Daneben liegen Holzboote für bis zu 10 Personen.

Vom Steg, der zum Ausruhen einlädt, führt eine Treppe zur höher gelegenen Lodge. Eine große Terrasse, teilweise überdacht ist das Restaurant. Ein großer, offener Raum bietet Platz für die Hamocks (Hängematten). Also für mich. Bungalows bieten Komfort. Die Chalets innerhalb des Aussichtsturmes haben alle Ausblick auf den Fluss, ich aber auch. Vom Aussichtsturm ist ein großer Teil des breiten Flussgebietes zu überblicken. Wunderschön für Sonnenauf- und Untergänge, genauso wie der Ausleger. Ruhe und Abgeschiedenheit sind der absolute Pluspunkt dieser Lodge.Die Lodge

PiranhaaaaaaaaaaDas erste Highlight ist das Piranha Fischen. Wir fahren durch eine zauberhafte Landschaft zwischen den Bäumen und suchen einen geeigneten Platz. Dann werfen wir die Fleischköder an der Angel aus und unser Guide Josef schlägt kräftig auf die Wasseroberfläche um die Fische anzulocken. Meine Fische sind jetzt satt, gefangen hab ich keinen. Die anderen waren erfolgreicher. Später am Abend soll es die Fische zum Abendessen geben. Das Paddel wird vielseitig eingesetzt und wird so zum Filetierbrett. Mich wunderte es schon auf dem Markt, dass die Fische an der Oberseite eingeschnitten wurden. Josef erklärt, dies ist zum Zerschneiden der Gräten. Mir gefallen die schönen Fische, das Töten nicht so.Unser Fang, Abendessen

Bei der Rückfahrt sehen wir vor der Lodge eine kleine Gruppe von Flussdelfinen. Die Freude ist groß. Sie scheinen kleiner als ihre Verwandten im Meer und tauchen auch nur auf, anstatt zu springen. Wunderschön.
Dann bin ich ganz mutig und springe in den Fluss, eine angenehme Abkühlung. Das Wasser ist angenehm warm und nichts berührt mich im Wasser. Puh. Der Fluss hat einen ganz eigenen Geruch, den ich bisher von Gewässern nicht kenne, vermutlich auch wegen der braunen Färbung.
Unsere kleine Gruppe besteht aus einem weiteren Paar aus Madrid und einem französischen Paar. Wir verstehen uns alle gut, da wir alle Weltenbummler sind. Meist sind diese Menschen aufgeschlossen und freundlich. Ich stelle fest, dass es für andere Nationen anscheinend noch schwieriger ist, mit ihrem Schulenglisch zurechtzukommen. Meist müssen weiter Konversationskurse abgehalten werden, um einigermaßen sicher im Umgang mit der fremden Sprache zu werden. Natürlich wäre es für mich auch besser gewesen, einige Grundbegriffe portugiesisch zu lernen. Im Flugzeug erinnerten mich die ersten gehörten Worte allerdings an einen betrunkenen Russen. Sorry. Spanisch ist vielleicht eher meins. Allerdings sind die Menschen bisher sehr freundlich und hilfsbereit, wenn ich sie schon mit einem „Bom dia“ und strahlendem Lächeln grüße. Dann werfe ich ein paar Brocken spanisch heraus, dazu mein englisch und zum Schluss noch Obrigada. Mit Händen und Füssen klappt dann die Kommunikation. Ein wenig Englisch beherrschen doch viele.
Das Schöne an den meisten Reisenden ist, zumindest hier schon mal, dass sie Wissen gerne teilen. Ich erhalte viele Tipps für meine Brasilienreise, aber auch zu den betreffenden Heimatländern und Reisezielen der Anderen. Beeindruckend finde ich, dass jeder dieser Reisewütigen seine Heimat liebt. Dies finde ich sehr schön. Zu Hause ist schön, aber woanders auch.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Kaimanwatching ist am ersten Abend angesagt. Mit sehr starken Taschenlampen wird das Ufer des Flusses ausgeleuchtet, um die scheuen Tiere zu suchen. Absolute Stille ist nötig. Die Augen der Kaimane reflektieren das Licht auch über eine Distanz von 100 Metern. Wie Katzenaugen, nur noch intensiver leuchten die Punkte uns entgegen. Nur ein wenig Licht der Sterne erhellt den Himmel und den Fluss, die Bäume sind komplett schwarz. Die Taschenlampe erhellt immer nur einen Kreis von zwei Metern. Vier der Tiere flüchten, obwohl wir leise sind. Sie halten sich in Buchten auf. Das Wasser steht noch sehr hoch, da die Trockenzeit erst im Juni begonnen hat.

Nach zwei Stunden haben wir doch Erfolg, ein schwieriger Job für Josef. Langsam treibt das Boot auf die leuchtenden Punkte zu, Josef schwenkt mit der Taschenlampe, um das Tier zu paralysieren. Kaimane können hier bis zu 2,5 Metern werden. Alle halten den Atem an und bewegen sich nicht.

Ein Baby Kaiman

Ein Babykaiman ist die Belohnung. Wir dürfen das ca. 30 cm große Tier halten. Er ist wunderschön und perfekt. Er ist ganz „weich“ und fühlt sich richtig nach Baby an. Alle staunen über dieses feine Geschöpf der Natur. Klein geht ja auch… Er wird wieder in die Freiheit entlassen und wir fahren zurück zur Lodge.

Dort wartet schon eins der Haustiere der Lodge, die Vogelspinne auf der Terrasse auf uns. Sie leben dort frei, der

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Nachbarin

Guide zeigt uns ihr Nest. Ist ja nur 10 Meter vom Hamock entfernt, und alles offen ,kein Problem! Eine dicke Kröte von 20 cm hüpft noch über die Terrasse bevor alle ins Bett gehen.
Leider kann ich den Geräuschen des Dschungels in der ersten Nacht nicht lauschen. Ich musste mich zwischen Schnarchen in der Hängematte neben mir oder meinem Seelenfrieden mit Ohropax entscheiden. Da geht es bei mir ums nackte Überleben, die Entscheidung war gefallen. Die erste Nacht in der Hängematte beginnt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Nachbar

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

marion in wonderland

Mein Hamock

Mein Hamock


3 Kommentare

Manaus, die Spröde 13.08.2015

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Markthallen mit Blick auf den Hafen

Auf der Dachterrasse beim Frühstück beobachte ich die ca. 30 Geier, die über Manaus kreisen. Wäre ich in der Wüste, würde ich mir jetzt Gedanken machen. So sehe ich es einfach nicht als böses Ohmen an. Unterhält man sich mit unterschiedlichen Backpackern weiß jeder ein bisschen etwas Anderes zu der Region. Wie ein Puzzle setzt sich ein Bild aus Mythen, Geschichten und Halb- Wahrheiten zusammen. So erzählt mir Eva, dass die Geier hier geschütze Tiere seien, die nicht geschossen werden dürfen. Wer weiss. Bei uns sind die Tauben die „Ratten der Lüfte“, hier scheinen sie größer zu sein. Irgendwie passen sie aber auch zur Hafenregion. Alles hier ist ein wenig dreckig (Fluss, Straßen, Menschen und Tiere) und der Duft ist auch nicht der, der großen, weiten Welt. Und trotzdem mag ich dieses Viertel. Es riecht nach harter Arbeit, hartem Leben, Lebenskampf und Ursprünglichkeit. Hier werden andauernd Schiffe beladen und nebenan, in den Markthallen wird verhandelt, geschlachtet, präsentiert und gekauft. Ein quirliger Ort, der mich gefangen nimmt, wo Männer und Frauen ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Oase in der Stadt

OLYMPUS DIGITAL CAMERAIch schlendere gerne über Märkte, um dort regionale Produkte wie Obst, Gemüse, Kräuter, Fische oder Kunsthandwerk zu entdecken. Völlig tauche ich in diese eigene Welt ein. Draußen ist das andere Leben und diese Märkte sind immer wie ein kleiner Mikrokosmos. Ein Rausch der Sinne, Farben, Gerüche und Geräusche. Ich liebe diese Stimulation. In den Markthallen in Manaus gibt es eine kleine Halle mit Fleisch und einem kleinen Imbiss, darauf folgt eine Halle mit Kunsthandwerk und Snacks wie z.B. Nüssen. Dann folgt eine große Halle mit Fisch und Fleisch, angeschlossen sind Gemüse und Obst in kleinen Bereichen. Die letzte Halle sieht aus wie ein Obstgroßhandel. Unendliche Mengen von Bananen, Ananas und Limetten sind aufgereiht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wunderschöne exotische Fische

Wenn ich mittlerweile durch die Straßen von Manaus laufe fühle ich mich auf eine gewisse Art zugehörig. Eine junge Brasilianerin kam mir sofort zu Hilfe, als ich mit dem Stadtplan an einer Ecke stand. Der Zeitungsverkäufer wurde spontan zur Unterstützung hinzubeordert. Ich bin verwundert und freue mich natürlich sehr. Ob es einem Fremden in Bonn oder Deutschland wohl auch so ergehen mag?

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Passt noch auf die Waage…..

Zurück im Hostel freue ich mich über die kühle Dusche (warmes Wasser gibt es nicht, weder für Körper, noch für Geschirr) und wundere mich darüber, von meiner Zimmernachbarin angestarrt zu werden. Als ich sie fragend anschaue bricht die ca. 50-jährige Brasilianerin fast in Tränen aus. Mit gebrochener Stimme und eben solchem Englisch erzählt sie mir ihr Leid. Ich hätte so ein schönes Kleid getragen (4 Euro T-Shirt Kleid von H&M) und sie habe früher auch eine so schöne Figur gehabt. Nun habe sie nur noch Rückenleiden etc.. Der Rest geht im Wehklagen unter. Ich bin berührt, irgendwie ist sie schrecklich und niedlich gleichzeitig. Und es wirft die Frage auf, wie wird es uns einmal ergehen, wenn wir älter werden. Ein wenig kann ich dann ja doch immer mitfühlen. Heute am frühen Abend sitzt sie dann ganz schnieke und leidend/ jammernd im Taxi nach Hause und ruft mir tschau tschau entgegen. Standesgemäß bekommt sie zwei Wangenküsse von mir zugehaucht. Irgendwie finde ich so etwas divenhaftes schon amüsant, ich muss es ja nicht auf Dauer ertragen. Ja, das Leben ist eins der Schwersten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Am Ende noch ein bisschen getrockneter Fisch. Brrrrrrrrrrr

Für morgen habe ich eine Drei- Tages- Tour gebucht.

Dschungel und Amazonas im Ausgleich zur Stadt, darauf freue ich mich jetzt wirklich. Ich verrate mal nicht zu viel und bin gespannt.


8 Kommentare

Ankunft in Manaus 12.&13.08.2015

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Beeindruckender Amazonas

Beeindruckend beginnt mein zweiter Tag. Unter dem Flugzeug erstreckt sich, so weit das Auge reicht, der brasilianische Urwald. Ein grüner Teppich aus Bäumen. Nichts, was der Mensch verändert oder zerstört hat. Unsagbar beeindruckend. Genauso der sich ebenfalls bis zum Horizont erstreckende Amazonas. Als Rheinländerin ist mein Denken über das Ausmaß von Flüssen zu klein, um dies da unten nicht als Meer ab zu speichern. Wunderschön. Hier oben bekommt man einen Eindruck, was „Pachamama“ wirklich bedeutet. Ich verstehe es aus vollem Herzen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Manaus frisst sich in den Urwald

Wirklich alleine bleibt man als Reisender nicht, dies sagten mir Alle, die schon einmal so ähnlich unterwegs waren.

Und prompt stehen zwei überforderte Gringas in Manaus am ATM des Flughafens und retten  sich gegenseitig. Da man den selben Lebenslüsten frönt (Reisen) teilt man sich spontan und solidarisch das Taxi in die Innenstadt. Also genieße ich die erste Fahrt als „Flashpacker“. So nennen sich die Backpacker, die sich auch Luxus gönnen. Der nicht so groß gewachsene Taxifahrer schnauft unter meinem 20 Kg Rucksack beim Einladen, ich kann nur entschuldigend die Achseln zucken.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der alte Charme ist noch spürbar

Im Hostel lerne ich Eva aus Italien und Clara aus Holland kennen. Ich bin todmüde nach 2 Tagen unterwegssein und einer Nacht am Flughafen. Aber natürlich nehme ich, unvernünftigerweise, direkt eine freundlichen Einladung der Beiden für diesen Abend an. Ich könnte was verpassen, das geht gar nicht. Außerdem kann ich so sofort die Stadt erkunden. Schnell ziehen wir los und laufen durch die abendlichen Straßen. Es ist ein bisschen schwül, und wie in jeder Stadt ist einiges los. Wenn wir um Hilfe bitten sind die Menschen sehr hilfsbereit. Ich fühle mich sicher und etwas wie bei einem Schulausflug. Die Atmosphäre und die alten Bauten erinnern mich sehr an Kuba. Leider sind auch hier fast alle Gebäude aus der Kolonialzeit heruntergekommen.

Wir erreichen das imposante Theater, wo jeden Abend um 20h eine Veranstaltung kostenfrei stattfindet. Als wir hinein gehen, bin ich geplättet von dem pompösen Inneren. Wunderschöne Deckenmalereien, Mehrere Galerien übereinander und Verzierungen in Gold tun ihre Wirkung. Das Konzert der Geigen und Celli nimmt mich mit.

Fazit: mach dir keine Vorstellungen von dem was kommt, denn es könnte noch viel besser werden.

Dass ich an meinem ersten Abend sofort ein Kulturhighlight umsonst genießen darf, da hätte ich im Traum nicht dran gedacht. Kleines Manko war, dass ich von Anfang an gegen das Einschlafen kämpfen musste. Ebenso empfand ich es als unangenehm, dass ich, gefühlt, durch die Klimaanlage in Raureif gehüllt war. Es war ein tolles Event, aber kein Mensch kann erahnen, wie froh ich dann war, im Bett zu sein.

Auf dem Fuße folgte das nächste Highlight.

20503801952_613cf9a7ec_oIch erklimme die Dachterrasse des Hostels und darf bei Sonnenschein über die Dächer Manaus blickend, frühstücken. Da ich ja nur alles halb lese, war mir dies vorher durch gegangen. Gott sei dank zum Positiven.

Ganz schwierig ist es für mich, mich jetzt selber und meine Habseligkeiten zu organisieren. Daher schäme ich mich etwas, als ich bemerke,dass das Zimmermädchen auch die Betten gemacht hat. Ich habe keine Ahnung, wie sie das obere Stockbett, mitsamt des Inhalts meines halben Rucksacks darauf, überhaupt herrichten konnte. Ich hoffe einfach, dass es nicht auf mich zurück zu führen ist.

Nach dem Frühstück begleite ich Clara, die auf einem Boot mit ihrer Hängematte einchecken muss.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der einzige Weg ausser dem Flugzeug….

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Hafen Manaus

Wenn ich schon nicht die Sprache beherrsche (was hier nicht wirklich gut ist), dann will ich doch wenigstens den Vorgang gesehen haben. Am Hafen ist ein Schalter für die Fahrkarten, dann geht es in den Hafenbereich und dort auf das Schiff. Gut, dass wir früh sind, denn jeder sucht sich den Platz für seine Matte selber.

Später laufe ich entspannt alleine weiter durch die Straßen und sehe mir die Altstadt an. An den Straßen stehen viele Menschen unter Dächern, um auf die Busse zu warten. Sie winken diese zu sich, oder rennen ihnen hinterher. Busfahrer kennen hingegen hier nur Vollgas. Die kleinen Gassen sind voller Menschen und Stände. Meist verkauft jeder eine Produktsorte in vielen Ausführungen. Ich fühle mich an Vietnam erinnert und tauche ein in die Masse. Keiner glotzt, kommt mir zu nahe oder ist sonst irgendwie unangenehm. Ich fühle mich gut.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Das pralle Leben in der Altstadt

Ich merke, dass anscheinend vieles einfach nur von der Gewohnheit abhängt. Da wir Saigon und alle anderen Städte in Vietnam per Karte und zu Fuß erobert haben, bin ich jetzt entspannt. Ich mag es, den Ort zu erkunden, mich so zu orientieren, und kann ganz in diese Stadt eintauchen. Gefüllte Teigtaschen und Fruchtdrinks von Straßenhändlern sind meine Mahlzeit.

Hätte ich mir früher nicht alleine zugetraut, geschwiegen denn, dies dann noch zu genießen. Um so natürlicher und selbstverständlicher man mit einer Situation umgeht, desto besser funktioniert Alles. Dies spiegeln einem dann auch die Menschen wieder.

Zugegeben, bin ich auch ab und zu etwas hysterisch. Wenn, z.B. wie gerade der Stecker vom Laptop nicht in diese verdammte Steckdose passen will. Auch nicht mit Gewalt. Dafür kenne ich jetzt hier alle Elektrogeschäfte. Der letzte Fotoladen war dann meine Rettung. Ich könnte euch und mich ja niemals enttäuschen. Wäre ein Desaster.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

XXL Bananen Verkauf beim Obstmarkt am Hafen

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Fischer verkaufen ihren Tagesfang am Hafen

In diesem Sinne….eine gute Nacht, denn bei euch ist es jetzt 2:55 Uhr und bei mir 21:55 Uhr.

Morgen wartet ein neuer Tag.


22 Kommentare

Die grosse Reise beginnt 10.08.2015

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Gleich geht es loooooos

Los geht´s – Flughafen Köln/Bonn, 10.08.2015-
Nach tränenreichen Abschieden (ich), Liebesbekundungen (die Anderen), Fast-Nervenzusammenbrüchen und Fast-Burn-out (ich) und wundervollen Treffen (Alle) geht es jetzt los.
Vor Anspannung ist mir ganz flau, aber…. ich hab es ja so gewollt.
Ein Abschieds-Geleit-Trupp macht es mir schöner und schwerer am Flughafen.

 

Sobald wir abheben, bin ich aber in meinem natürlichen Begeisterungs- Modus für das Schöne. Wie wundervoll unser Planet von oben mit seinen Ackerwirtschaftsmustern und dem beeindruckenden Lichtermeer der Städte bei Nacht doch ist.

2

Einfach nur schön

Wir stoßen durch die Wolkendecke, die ihren Inhalt an meinem letzten Tag über Bonn ergoss.
Strahlendes, unendliches Blau und darunter Wolken- Berge- Landschaften. „Über den Wolken…muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ im Ohr und im Herzen komme ich in dem Moment zur Ruhe. Gut, denn die Letzten Tage waren doch von der Panik vor dem Unbekannten geprägt. Sind anscheinend Geburtswehen, wenn man seinem Herzen folgt. Sich vom Alten, Vertrauten zu lösen und das Neue ist noch nicht da, das macht Angst.

Doch die Belohnung beginnt schon beim Ersten Schritt. Hier oben weiß ich, dass Alles richtig ist. Was auch immer kommen mag, dieses Ankommen (obwohl ich wegfliege) findet im Herzen statt, wenn man seinen Weg geht. Habe ich noch nie so intensiv empfunden wie jetzt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Schokolade tröstet immer 🙂 Flughafen Madrid

Und dennoch hat Alles seinen Preis im Leben. Eine Schamanin sagte einmal, neidisch sind die, die nicht bereit sind, für Etwas den Preis zu zahlen. Das stimmt, weiß ich, was die Personen alles tun und aufgeben müssen um reich, verheiratet, erfolgreich, schön etc. zu sein? Nein!
Und das ist auch nicht schlimm, Jeder tut es, so gut er kann. Jeder.
Ich muss eine Weile darauf verzichten, meine Freunde und Familie zu umarmen, an deren Leben direkt teilzunehmen, darf nicht in meinem Wasserbett schlafen, habe eventuell nicht immer nachts meine heiß geliebte Ruhe, lasse mein schönes Bonn hinter mir und vieles, woran ich jetzt noch nicht mal denke.
Einen Preis kostet es, aber es wird sich für mich lohnen, denn es ist mein Weg.
Dann nehme ich es auch in Kauf, eine Nacht am Flughafen zu schlafen, obwohl ich es hasse, durch Klimaanlagen auf Tiefkühlkosttemperatur heruntergeregelt zu werden.
3

Gerade einen netten Schnack mit den portugiesischen Ladies an der Theke beim Frühstückkauf gehabt. Begeisterung, Verwirrung und strahlende Lächeln schlagen mir entgegen, als ich um ein Foto bitte. Ebenso noch die Nachfrage nach meinem Blog.
Zum ersten Mal fühle ich mich anders, hier im Flughafen Café sitzend und Buchstaben in die Tasten des Lappie`s hämmernd. Anders und gut.