marionsweltreise


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Salvador, „Die Schwarze“, 31.08.2015

6In Salvador wundere ich mich über das gemäßigte Klima. Hier ist es nicht mehr so heiß. Eine spürbare Veränderung zum Norden. Auch die Kleidung der Menschen unterscheidet sich. Bisher hatte ich den Eindruck, wer keine Flip Flops trägt, kann auch kein Brasilianer sein. Hier ist es anders. Geschlossene Schuhe und lange Hosen sind anscheinend durchaus üblich. Ich verbringe den Morgen mal wieder am Laptop. Es ist für mich sehr zeitaufwendig. Alle Fotos in Ordner sortieren, mit Photoshop verkleinern, dann die Texte schreiben und alles hier einpflegen. Es gehört viel Disziplin zum Schreiben. In der Zeit könnte ich schlafen. Wonach der Körper sehr verlangt, denn ständig auf den Beinen sein, unruhiger Schlaf in Dorms, weiterfliegen, Rucksack ein und auspacken, sich orientieren, täglich zwischen 5 und 10 km durch die Orte laufen ist echt anstrengend.

Ich bin wie immer in der Altstadt einquartiert. Gott sei Dank bin ich die Einzige im Raum. Es ist ein Luxus, seine Sachen einfach liegen lassen zu können, nackig durch den Raum zu laufen, sich im Bad ausbreiten zu können und abgesehen vom Krach, der oft draußen im Hostel herrscht, alleine zu schlafen.

Auf geht es in die Stadt. Ich bin gespannt, ob sie wirklich ihren Namen „die Schwarze“ verdient. Ich gehe zum ersten Platz. 8Gepflegte Kolonialbauten säumen ihn und von hier aus kann man für 0,15 Reais (3 Cent) in die untere Stadt mit dem Aufzug fahren. An kleinen Drehtüren sitzen die Kassierer, Einweiser schleusen zu einem der vier Aufzüge. Im Aufzug sitzt auf einem Bürostuhl dann ein Knopfdrücker, der entscheidet, wann der Aufzug voll genug ist und es losgeht. Unten befinden sich Markthallen mit Souvenirs und man kann im Hafen zur beliebten Urlaubsinsel „Morro de Sao Paolo“ fahren. 1

In der Oberstadt sind die kolonialen Häuser mit Souvenirläden bestückt. Ein weiterer Platz folgt und kleine Gassen führen auf einen großen Platz. Die Bauten sind ganz gut erhalten und gemeinsam mit den Artikeln ergibt dies ein fröhliches, buntes Bild. Ich genieße es durch die hügelige Stadt mit den schönen Häusern und Kopfsteinpflasterstraßen zu gehen. Immer wieder kommt man an einer beeindruckenden Kirche vorbei. Salvador ist eine sehr touristische Stadt. Hier gibt es also nicht nur gruselige brasilianische Touristen, sondern aus aller Welt. Die gesamte Altstadt ist gespickt mit Polizisten.2 Ich fühl mich nicht beschützt, sondern etwas unbehaglich. Das ist aber subjektiv. Es wird sicherlich viele kriminelle Taten verhindern. Hin und wieder sieht man hier Leute, die betteln und unter Abhängigkeit zu leiden scheinen. Dass die Stadt zu 80 Prozent aus farbiger Bevölkerung besteht, zurückzuführen auf die Kolonialzeit und den Sklavenhandel, ist für mich nicht besonders spürbar.

Auf einmal zeiht eine Gruppe von Trommlern an mir vorbei. Der Rhythmus der Trommeln und die Bewegungen der Musiker sind absolut mitreißend. Ich folge der Gruppe. Auf dem Platz ist eine Bühne aufgebaut. Es ist schon Abend. Um den Platz herum gibt es kleine Buden, an denen man landestypische Getränke und typisches Essen kaufen kann. Auf der Bühne rappen zwei Männer Reggae mäßig auf Portugiesisch.

5 Dazu spielt die Trommelgruppe. Die Bewegungen der Musiker zum Rhythmus sind unglaublich. Sie schwingen mit Hilfe des Knies ihre Trommeln über den Kopf, um darauf zu spielen. Bei jedem Schlag auf und ab. Und die Trommeln sind kniehoch und haben einen Durchmesser von 50 cm. Sehr beeindruckend. Ich genehmige mir einen Caipi und muss nach der Hälfte aufgeben. Hier ist es nicht üblich, das Getränk mit Soda aufzufüllen. Die Limetten- Zucker- Masse wird einfach komplett mit Cachaca aufgefüllt. Ich genieße eine Stunde die Musik. Etwas ängstlich mache ich mich auf den Heimweg, denn dies ist das erste Mal alleine abends. Davor warnen alle. Aber alles geht gut und ich schlafe wie ein Stein.

Drill für die Jugend

Drill für die Jugend


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Olinda erobert mein Tänzerherz im Sturm, 30.08.2015

Vorne das koloniale Olinda, im Hintergrund das moderne Recife. Gegensätze pur

Ich stehe an der Bushaltestelle. Wenn mir die Haltestelle, die Busnummer und zurück dasselbe aufgeschrieben wird, ist es ok für mich zu fahren. Die Haltestellen erkennt man. Dort gibt es aber keinen Plan. Man muss genau schauen, wenn der Bus mit der eigenen Nummer oder Richtung angerauscht kommt. Per Handzeichen muss der Bus angehalten werden. Ich stehe todesmutig mit hochgerecktem Arm alleine da und der Fahrer ignoriert mich. Ich rege mich echt auf. Da bin ich schon mal mutig und der Alte starrt störrisch geradeaus. Passiert aber auch den Einheimischen. Der Busfahrer hat grad mal keinen Bock durch das Schlagloch an der Haltestelle zu fahren, von der linken auf die rechte Spur zu wechseln oder für eine Person allein zu halten. Vielleicht hat er auch seine Tage. Das weiß nur er allein. Im Bus setzt sich eine Ordensschwester neben mich. Im Allgemeinen haben die Menschen eher einen etwas stoischen Blick aufgesetzt. Sobald sie allerdings mitbekommen, dass man Hilfe braucht, oder sie angesprochen werde erhellen sich die Gesichter. Die Nonne und ich unterhalten uns mit Händen und Füßen. Sie wird eine Reise nach Fatima, Deutschland und zum Papa nach Rom machen. Sie berührt mich immer wieder am Arm und wir sprechen zueinander ganz zugewandt. Immer wieder fällt hier auf, dass Körperkontakt und Nähe viel Selbstverständlicher sind. Ich mag das.

Ich laufe vom Ufer in die hügelige alte Kolonialstadt Olinda hoch. Kopfsteinpflastergassen sind gesäumt von alten bunten Häusern. Einen steilen Berg erklimmend erreiche ich das Oberdorf. Von hier aus habe ich einen wunderschönen Blick. Das koloniale Olinda mit Kirchen und Palmen schmiegt sich an die Küste und dahinter erhebt sich das mondäne und moderne Recife mit seinen Wolkenkratzern. Unterschiedlicher kann eine Aussicht nicht sein. Ich schlendere wieder Richtung Ufer. Wunderschöne Live Musik schallt mir entgegen.

Die Flagge des Bereiches Bahia

21Neugierig schaue ich in das kleine Haus am Marktplatz mit den Verkaufsständen davor. Ein freier Raum mit einer Bühne befindet sich darin. Auf der Bühne sitzen mindestens 10 Personen. Sie spielen Instrumente und singen. Im freien Raum findet offensichtlich eine Probe oder ein Training statt. Zuerst präsentiert sich ein Paar mit Fahne. Dann werden verschiedene Tänze geprobt. Eine Mischung aus typischen Folklore Kreistänzen mit Wiegeschritten und Sprüngen. Dann wieder Sambageprägte Tanzeinlagen. Ich bin total begeistert.

Am liebsten würd ich sofort mitmachen, reiß mich aber zusammen. Eine tolle Atmosphäre herrscht in diesem Raum mit der Musik und dem Tanz. Die Tänzer sind sehr professionell. Man sieht an den Bewegungen und der Körperhaltung die Schulung. Es ist mir ein Fest zuzusehen. Hier jede Woche zu trainieren wäre ein Traum. Ich liebe afrikanischen Tanz, sowie lateinamerikanischen. Hier verbindet sich beides in einem folkloristischen Mix. Dennoch muss ich mich irgendwann losreißen.

Auf der Rückfahrt fahren wir am Stadtrand von Recife über eine Brücke. Darunter sind im Uferbereich Wellblechhütten auf Stelzen. Ich denke, dass die Spanne zwischen Arm und Reich in Brasilien sehr groß ist. Zwischen diesen Hütten und den Häusern in Boa Viagem liegen Welten.

Zurück in Recife möchte ich mir die Altstadt anschauen. Da aber Sonntagmittag ist, ist hier alles geschlossen und wie ausgestorben. Ich lasse mich von meinem Instinkt leiten und gehe über eine Brücke. Plötzlich bin ich mittendrin. Hier findet das Literaturfest von Recife heute statt auf der Straße statt. Junge Leute üben Sprünge auf einem aufgebauten Turn- Parcours, spielen Basketball in einem improvisierten Feld. Große Zelte sind für die Literatur aufgebaut. Ein großer Platz öffnet sich zum Ufer hin. Eine Musikkapelle hat bis gerade gespielt. Eine Bühne für Live Musik ist aufgebaut. Viele junge, moderne Menschen tummeln sich auf dem Platz. Die junge Generation in den Städten scheint sich auf der Welt überall zu gleichen. Celulares, Smartphones hat hier sowieso fast jeder. Aber das ist mir in Vietnam auch schon aufgefallen. Am Abend arbeitet ein anderer Hospitalero an der Rezeption. Wir kommen ins Gespräch. Er ist ziemlich schrullig. Er erzählt mir, dass er hier in Brasilien gar nichts mag. Er ist ein totaler Japan Anhänger. Er hat einen absolut femininen Touch. In Brasilien sei alles zu bemängeln und er wolle gerne viel reisen. Ich bin sehr erstaunt, da die Meisten bisher doch auf ihre Weise stolz auf ihre Wurzeln waren. Ausnahmen bestätigen immer die Regel.5


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Praia dos Carneiros, Touristentour für Brasilianer und Hartgesottene 29.08.2015


Natürlich werde ich mal wieder früh am Morgen abgeholt. Ich hatte mich anhand eines Fotos von einer Kirche unter Kokoshainen am Strand für eine Tour entschieden. Ohne Details zu wissen, ging es also los. Nachdem wir noch ein brasilianisches Paar eingeladen hatten, ging es los auf eine zwei stündige Fahrt. Brasilianer scheinen sehr gesprächig zu sein. Denn stille herrscht nie im Auto. Natürlich spricht keiner Englisch. Trotzdem werde ich immer mal wieder gefragt, ob es mir gut geht. Todo bom? Nach dem Aussteigen beginnt der interessante Teil der Tour. Ein bisschen wie eine Schafherde warten wir auf einem großen eingezäunten Strand mit Restaurants auf ein Boot. So wie viele andere Gäste. Schließlich geht es los.4 40 schnatternde brasilianische Touristen und ich erklimmen das mit Plastikstühlen bestückte Boot. Der Kapitän unterhält die Meute anscheinend mit lustigen Geschichten, die Stimmung ist entspannt. Wir fahren am Ufer entlang und schauen uns eine kleine Bucht mit Mangroven an.

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Dann fahren wir am weißen Strand entlang, auf dem nur Palmen wachsen. Ein ganz wunderschönes Bild.2 Wir befinden uns in einem großen Areal, in dem die Flussmündung ins Meer durch die Ebbe und ein Riff zum größten Teil getrennt sind. So entstehen Sandbänke und man kann das Riff besteigen. Wir fahren an der weißen Kirche am Ufer vorbei, wirklich ein ganz außergewöhnlicher Anblick. Am Riff angelangt, wird dies von der gesamten Meute erobert und die Massen ergießen sich darüber hinaus ins Meer. Ich weiß ja nicht, warum sind Touristen immer so komisch?

Verkauft wird überall, egal wie

Verkauft wird überall, egal wie

Überall auf der Welt. Jetzt hocken die da vor mir alle im Meer und ich finde diese Szene echt skurril. Gut, zurück aufs Boot, dass ordentlich pfeift, um alle Orgelpfeifen einzusammeln. Weiter geht´s zur Sandbank. Dieselbe Prozedur. Alle rauf, Selfies schießen, Bier bei den Behelfsverkaufsbuden kaufen und wieder rauf auf den Kahn. Ein Mädel ist Banane fahren und wir legen schon ab. Die Arme muss fast zu uns schwimmen. Das ganze Boot hat Spaß. Promilleanzahl und Lautstärke steigen. Letzter Anlaufort ist ein kleiner Strandabschnitt. Ich schau mir das Treiben vom Boot aus an. Die Touris dürfen sich mit weißer Pampe einschmieren und haben einen Riesenspass. Scheint Tonerde, oder ähnliches zu sein. Sieht aber auch witzig aus, da fast alle dunkelhäutig sind. Noch mehr SKOL Dosen werden erbeutet.
Ein junger Mann und eine ältere Dame ignorieren gelassen das Pfeifen und müssen so mit einem kleinen Boot „nachgeliefert“ werden. Ob wegen der weißen Ganzkörperpackung oder der zwei verlorenen Schafe, alle geiern sich einen ab.
Auf der Rückfahrt beschwört mich noch der Fahrer, dass er ja helle Mädchen mag(ist er selber nicht) und dass meine Haare, meine Haut, meine Augenfarbe, meine blonden Körperhaare und meine Leberflecke ja ganz zauberhaft seien. Außerdem würden wir ganz viel und eng Forró tanzen, wenn wir verheiratet wären. Die Kinder wären natürlich wunderschön. Ja, ich bin dann auch ganz froh, als ich wieder im Hostel bin.


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Recife, die Stadt mit Wow- Effekt 28.08.2015

6Der Sohn des Hostelbesitzers fährt mich um 5 Uhr zum Flughafen. Bisher habe ich noch keinen einzigen Tag länger als halb 9 geschlafen. Meist war es eher 7 Uhr, oder früher. Wir fahren durch dunkle Straßen und vereinzelt stehen Mädchen in Unterwäsche am Straßenrand. Beim ersten Mädchen denke ich, da stimmt was nicht, sehr breites Gesicht. Und tatsächlich weist er mich auf Transvestiten hin. Da ich jede Möglichkeit, etwas zu erfahren beim Schopf ergreife, frage ich, wie es in Brasilien um dieses Thema steht. Er meint, es nimmt immer mehr zu, dass Menschen ihre Vorlieben ausleben. Dennoch gibt es auch noch viele, die in andere Stadt fahren oder ziehen, um ihr Gesicht nicht zu verlieren.
Wir verabschieden uns mit einer dicken Umarmung und ernst gemeinten guten Wünschen für die Zukunft.

Mein Flieger geht die Küste entlang Richtung Süden nach Recife. Diese Stadt habe ich empfohlen bekommen und bin gespannt. Zum ersten Mal ist mir nicht mehr schlecht vor Aufregung. Keine Zeit. Nach einer freundlichen Begrüßung im Hostel gehe ich sofort zum Strand.4 Ich bin verliebt mit dem ersten Blick auf das Meer, den Sand und die Skyline. Türkisgrüne Wellen rollen an den weißen Strand. Palmen säumen die Promenade und dahinter ragen die Hochhäuser der Stadt in den Himmel. Keine Ahnung, ob Miami so aussieht, aber so stell ich es mir vor. Junge, durchtrainierte Sportler joggen am Meer und an der Promenade entlang. 2Gegensatzprogramm zu den Städten im Norden. Recife hat auf jeden Fall einen nordamerikanischen Flair für mich. Mir gefällt es. Die Verkehrs- Führung ist ungewohnt für mich. 2 Spuren sind getrennt, von 2 Weiteren. Nach dem kleinen Absatz will ich immer zum Gegenverkehr schauen, alle 4 Spuren führen aber in eine Richtung. Straße überqueren heißt in Brasilien im fließenden Verkehr auf eine kleine Lücke warten und dann die Beine in die Hand nehmen.
Das Strandviertel Boa Viagem in dem mein Hostel ist, scheint ein Gutes zu sein. Teure Autos z.B. ein neuer Porsche stehen vor dem Steakhouse an der Ecke. Die Menschen sind gut gekleidet und sehen modern aus. Beim Spaziergang am Wasser entlang werde ich auf eine Menschengruppe aufmerksam. Als ich näher komme, sehe ich eine ein Meter große Schildkröte im Sand liegen. Leider ist sie tot. Anscheinend noch nicht lange. Ihr Kopf ist fast so groß wie ein Volleyball. Sehr beeindruckendes Tier. Wir alle staunen über dieses große Meerestier.


Ich kaufe ein und genieße meine Süßkartoffeln mit Gemüse. Selber kochen ist doch toll, denn man kann bestimmen, was man essen möchte. Hier in Recife ist auch der erste richtig große Supermarkt, der wirklich alles hat, was das Herz begehrt. An der Tafel Schokolade, am Obst- Joghurt- Drink und den Joghurts kann ich natürlich nicht vorbei. Guarana- Limonade landet auch mal wieder im Einkaufskorb. Lecker. Die einfachen Freuden machen das Leben so schön.

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Belèm, ein kurzer Stopp 27.08.2015

Belém von den Doca´s aus

Segen für die Schiffe

Segen für die Schiffe

Das Frühstück in den Hostels ist immer ganz gut. Es gibt Früchte wie Papayas, Ananas, Bananen, Melone, Kaffee, Brötchen, Käse und Schinken. Damit bin ich bisher immer zufrieden gewesen. Das Frühstück ist im Preis von meistens 50 Reais (13 Euro) inbegriffen. Judith und Julia reisen ab und ich mache mich auf die fast tägliche Suche des ATM´s, Bankautomaten. Da der Höchstbetrag meist 400 Reais ist, ist das Geld von Ort zu Ort meist aufgebraucht. Dann jedes Mal das meditative Einreden auf den Automaten, doch artig zu sein und meine hart verdienten Kröten rauszurücken. Oft haben es die Automaten nicht so mit Deutsch und verwehren mir ihr Bestes. Im Hostel treffe ich noch einen Österreicher in meinem Alter, der nach acht Monaten die Schnauze voll hat vom Reisen. Zwischendurch überlegte er sogar, heimzureisen, blieb aber am Ball. Ich vermute, dass diese Gedanken fast jeden Alleinreisenden hin und wieder plagen. Ich bin gespannt. Ich möchte mir die Docks ansehen, den Markt, die Altstadt und einen kleinen Park mit Tieren.

Die modernen Doca´s

Die modernen Doca´s

Die Docks scheinen ganz neu ausgebaut zu sein. Wie in Europa hat die Gastronomieszene alte Docks für sich entdeckt. Hier ist alles sauber und modern. Am Ufer entlang stehen alte Kräne wie Dinosaurier aus einer früheren Epoche. Hier spenden Palmenreihen den Flanierenden Menschen etwas Schatten. Große Terrassen vor den gläsernen, modernen Hallen laden zum Schmaus ein. Anhand der Einrichtung und der Kleidung der Gäste kann man das hohe Preisniveau erkennen. Von hier aus kann man über das Wasser auch einen Teil der Hochhäuser sehen, die ich nachts zur Ankunft sah. Die Docas scheinen ein Szenetreffpunkt für junge, moderne, besser verdienende und aufstrebende Brasilianer zu sein. Mir fällt auf, dass zum Großteil die „niederen“ Arbeiten von dunkelhäutigen erledigt wird. Die Reisenden, Touristen oder in höheren Berufen arbeitende sind oft nicht ganz so dunkel oder weiß. Vielleicht kommt es mir nur so vor. Auf der Straße erlebe ich es bisher als Selbstverständlichkeit, wie die Menschen unterschiedlichster Herkunft hier miteinander umgehen. Ich mag diese Mischung, hier gibt es eine breite Facette an Nuancen. Im Norden bestimmten die Indigenen das Bild. In Alter do Chao waren unsere Ruderer auf den kleinen Booten hingegen fast schwarz. So hatte ich das noch nie bisher gesehen. Ob dies allein vom täglichen Rudern in der Sonne kommt, weiß ich nicht. Zwischendurch laufen dann schon einmal vereinzelte weiße durch die Stadt, wo ich denken könnte, dass sie Europäer sind. Sind sie aber nicht. Einige Mischlinge haben grüne Augen, was natürlich besonders auffällt und total interessant ist.
Nach den Docks schließt sich sofort der Markt an, dessen kleine Stände sich unter Zeltdächern befinden. Hier herrscht, wie auf allen Märkten geschäftiges Treiben. Direkt daneben, am Ufer, befinden sich die meist angeschlossenen Essensläden. Hier ist schon um 10 Uhr viel Betrieb. Überall sitzen Menschen, essen und unterhalten sich. Ich gehe an einem kleinen Hafen vorbei und durch kleine Gassen, um zum Park zu gelangen. Es ist kaum ein Mensch dort auf der Straße und wohlfühle ich mich nicht. Der Park ist eine kleine Oase voller freier Tiere, die aber durch das Füttern gerne hier sind.

Iguanas, weiße Reiher, rote Ibisse, Schildkröten und Flamingos. Ich habe noch nie so viele weiße Reiher auf einmal gesehen. Wunderschön. Ich genieße es, hier zu sein, die Tiere zu beobachten und Fotos zu machen. Man wandert durch den Park an kleinen Seen vorbei, eine kurze Auszeit von der Stadt ist auch immer schön.

Ein kleiner Flirt

Ein kleiner Flirt

I love swimming

Danach suche ich mir eine Farmacia. Wie soll ich denen in der Apotheke bloß erklären, was ich möchte? Wie mag wohl Herpes auf Englisch, geschweige denn auf Portugiesisch heißen? Nun ja, ich zeige eben, was los ist und schon haben wir eine Creme gefunden. Bisher hatte ich diese komischen Pusteln nur, wenn ich Antibiotika genommen habe. Mein Immunsystem protestiert standhaft gegen einen zweiten Aufenthalt auf einem Schiff. Schmerzhaft werde ich stündlich erinnert. Dass kleine Dinge manchmal so weh tun können, ist sagenhaft. Genug von unappetitlichen Dingen.

Ich fühle mich etwas unbehaglich hier mit meiner Kamera in meinem Turnbeutel. Ich bin aber dennoch froh, alleine durch die Stadt schlendern zu können und fühle mich gut, sobald auch andere Menschen um mich herum sind.
Zurück im Hostel habe ich eine lange und sehr gute Unterhaltung mit dem älteren Sohn des Hostelbesitzers. Sie haben das Hostel vor einem Jahr eröffnet und hoffen, in zwei Jahren ein weiteres Haus kaufen zu können, um Privatsphäre zu haben. Sie wohnen über dem Hostel, teilen ihre Küche mit uns und sobald sie auftauchen werden ihnen natürlich fragen von Gästen gestellt. Dennoch sind alle immer freundlich. Wieder fällt mir im Gespräch auf, dass der Verhaltenskodex hier ein anderer zu sein scheint. Die Distanz ist viel weniger als eine Armlänge zum Gesprächspartner und der Blickkontakt verweilt beim Anderen. Er erzählt mir, da ich ihn frage, dass der einzige Weg Englisch zu lernen sei, es zu praktizieren. Ich stimme ihm zu. In Zukunft möchte er noch französisch sprechen, da Franzosen oft kein Englisch sprechen. Er erzählt von einigen Eigenarten einiger Gäste. Es ist eine freundschaftliche und sehr offene Unterhaltung. Oft schallt es doch aus dem Wald auch heraus, wie man hineinruft.

Nationalstolz und Biebel

Nationalstolz und Bibel


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Letzter Tag auf dem Amazonas ???? 27.08.2015

Entladen ohne deutsche Vorschriften

Entladen ohne deutsche Vorschriften

Nach einer relativ ruhigen Nacht, das Motorgeräusch ist superlaut und durchgehend, werde ich durch Tumult geweckt.
Die Männer stehen zusammen und diskutieren. Kurz darauf steuert ein weiteres Boot bei. Wir erfahren, dass einer der zwei Motoren kaputt gegangen ist. Man könne auf das andere Boot wechseln, müsse dann aber Reais bezahlen. Schwierig, wenn man nur auf Nachfragen Informationen bekommt, diese dann auch irgendwie unstimmig sind. Die Sprache verstehen und sprechen zu können wäre in solchen Fällen ungeheuer von Vorteil. Fast die gesamten Passagiere des unteren Decks sind auf das andere Boot gegangen. Sonst dauert alles immer unglaublich lange.

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Drei Mal haben wir an kleinen Häfen gehalten. Dort wechselten Ladung und Passagiere. Aber ich wusste nie, ist genug Zeit um z. B. Obst zu kaufen oder vergessen sie mich. Jetzt komm ich von der Toilette wieder und bevor wir entscheiden können rüber zu gehen ist der Spuk vorbei und das andere Schiff legt ab.
Nun sind wir statt 100 Passagieren noch 30 und sehen was passiert.

Mein Ausblick

Mein Ausblick

Wir sehen das andere Boot vor uns davon fahren. Wir fahren weiter, aber langsamer. Es scheint, der eine Motor arbeitet kaum noch. Wir freuen uns, dass jetzt die Rettungsboote ganz oben für uns alle reichen werden. Galgenhumor. Einige Männer an Bord flirten mich an. Ihre Art ist allerdings nicht aufdringlich. Versuchter Small Talk, tiefe Blicke, freundliches Lächeln. Keine Ahnung, ob sie meinen ich bin eine reiche Gringa oder einfach so, ich empfinde es auf jeden Fall nicht als unangenehm. Man vertreibt sich eben die Zeit. Warum auch nicht, ich fühle mich sicher. Spannend finde ich, dass der Eine nach meiner Telefonnummer per Fingerzeig fragt. Ich frage mich… wozu. 🙂

Nun werde ich die letzten Stunden nutzen, um zu tippen. Denn ich habe jetzt vermutlich schon fast zwei Tage verloren.

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Letzter Sonnenaufgang

Der Tag vergeht mit Karten spielen, zuschauen, wie ein Schiff anlegt, um etwas zu reparieren und ein weiteres um Öl oder Sprit zu betanken. Jetzt ist es bereits 13 Uhr und wir scheinen heute noch nicht weit gekommen zu sein. Die Anderen haben jetzt schon drei Tage verloren. Ihr Weiterflug geht morgen Nachmittag. Wir werden sehen…….

Um 22 Uhr abends laufen wir in Belem ein. Belem begrüßt uns mit einer sehr beeindruckenden Skyline. Nach Tagen des Urwaldes und des wilden Amazonasufers mit winzigen Hütten haut mich das hier um. Eine hell erleuchtete Stadt begrüßt uns mit einer ganzen Reihe Hochhäusern. Mir kommt es gerade vor, als würden wir an Manhattan vorbei fahren. So vereint Brasilien mal wieder totale Gegensätze. Judith, Lisa, Simon und ich fahren gemeinsam ins Hostel und freuen uns tierisch auf ein Bett, eine Dusche und kochen zu können. Lisa ging es den letzten Tag schlecht, da sie insgesamt viel abgenommen  hat und ihr Kreislauf schwächelte.

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Wunderschöner Abschied


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Auf dem Amazonas mit der „Liberty Star“ 25.-26.08.2015

Regenbogen, hier sehr beeindruckend

Regenbogen, hier sehr beeindruckend

Den Tag über halte ich mich mit mitgebrachten Keksen und Wasser vom Schiff sozusagen über Wasser. Es ist sehr angenehm, jederzeit im Hammock liegen zu können. Das wilde Ufer zieht vorüber und die Gedanken können schweifen. Ein Schläfchen, ein bisschen dösen, träumen, hier ist man zum Nichtstun verdammt. Kann man aushalten. Ich genieße es. Kartenspielen und an Deck die Aussicht genießen sind weitere Optionen. Es wird nicht langweilig. Mittlerweile mischen sich die Gruppen. Die Brasilianer spielen mit uns Karten, wir gehen mit den Kanadiern zum Abendessen. Mehrere Tage auf engem Raum bietet Anknüpfungspunkte und Berührungsängste schwinden. Es ist eine angenehme Atmosphäre. Am Abend bilden sich die vertrauten Wolkentürme über dem Ufer. Vor uns eine weiße Wetterwand mit drohendem Regen. Wir haben Glück und kurz vorher löst sie sich auf, dafür sehen wir einen vollkommenen Regenbogen. Er bildet sich im Amazonas und endet im Urwald. Wunderschön. Ich lasse mich hier immer wieder beeindrucken.

Naturschauspiel ohne Gleichen

Naturschauspiel ohne Gleichen

Die Nacht war etwas ruhiger. Argentinier haben anscheinend die Angewohnheit, statt zu sprechen zu schreien, so konnte ich lange nicht einschlafen und bat sie dann, da sie sich direkt neben meiner Hängematte zur Unterhaltung platziert haben um Ruhe. Da ging ihnen wohl erst eine kleine Lampe auf, dass vier Leute die bereits fertig in der Hängematte liegen auch schlafen möchten. Das Problem ohne Rückzugsmöglichkeit sind Menschen mit grobem Empfindungsvermögen. Und ich bin etwas ungehalten, wenn ich nicht schlafen kann. Ein ruhiger Tag auf dem Amazonas zieht an uns vorüber. Der Fluss verzweigt sich immer wieder wird enger, weiter, wechselt in neue Passagen. Mich wundert es, dass die Kapitäne in diesem Gewirr zurechtkommen, da auch viele breite seichte Uferstellen sichtbar sind.OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Ich hatte ja gehofft, aber der Amazonas war bisher zu breit. Dann erscheinen sie in der engeren Passage. Die kleinen Boote der Einheimischen. Mit halsbrecherischem Manöver befestigen sie ihr kleines Boot am fahrenden Schiff. Vater und Sohn haben gekochte Garnelen geladen. Sie verkaufen den Sack der Tiere in Schale, die leicht gesalzen sind für 10 Reais . Ca. ein Kilo. Ich bin sehr erfreut, dies erleben zu können.

Tante Emma Laden des Amazonas

Tante Emma Laden des Amazonas

Es ist schon was Besonderes. Beutel mit Acai haben sie auch dabei. Sie verkaufen gut, sie müssen später eine weite Strecke gegen den Strom zurück nach Hause fahren.
Am Abend sitzen wir hinten und spielen Karten. Neben uns spielen die Brasilianer Domino. Steine werden auf den Tisch geknallt und lauthals diskutiert. Es geht richtig zur Sache, ernst aber freundschaftlich. Wir staunen nur. Auf einer kleinen Leinwand läuft ein Forro- Pop Konzert mit kurvenreichen Blondinen und sexy Sängern. Backgroundtänzer, enge Kostüme und der mitreißende Rhythmus begeistern die Massen des Konzertes. Shakira style scheint in zu sein, blond auch. Hier genauso wie überall ist die Show Welt eine andere, als die des Alltags.

Beeindruckende Sonnenuntergänge

Beeindruckende Sonnenuntergänge


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Schifffahrt auf dem Amazonas; Santarem nach Belem 24. 08. 2015

Mit solch einem Schiff sind wir unterwegs

Mit solch einem Schiff sind wir unterwegs

Mein Schiff soll um 10 Uhr starten, also muss ich eine Stunde vorher an Bord sein, um einen guten Platz für meinen Hamock zu finden. Um 7.40 Uhr fährt der Bus los, nach einer Stunde bin ich wieder am Hafen. Leider fährt die Barque am anderen Ende des Hafens ab und so muss ich in der frühen Hitze des Tages mit meinem Rucksack fast 30 Minuten am Ufer entlang laufen und einige Arbeiter fragen. Ich bin sehr erleichtert, dass mein „Barque de Belen“ mich tatsächlich ans richtige Ziel führt. Ich bin ziemlich fertig mit der Welt, als ich ankomme. Umso größer ist meine Freude, als ich an Deck Simon sehe. Mit ihm sind zwei junge deutsche Studentinnen. Judith und Lisa aus der Nähe von Münster. Ich freue mich, diese freundlichen und aufgeschlossenen Menschen zu sehen. Mit einer Gruppe von vier Argentiniern finde ich mein Lieblingsthema, Salsa. Mein Spanisch reicht nicht wirklich zur Konversation, aber dazu dann doch. Einige allein reisende junge Brasilianer liegen auch schon in den Hängematten. Die Zeit vergeht, zwei Boote starten nur unseres nicht. Es wird Mittag und wir sind immer noch im Hafen. Langsam bekomme ich mit, dass das Essen extra bezahlt werden muss, es ist nicht viel, 15 Reais pro Essen, aber ich habe nur noch 25 Reais. Und für drei Tage wird das wenig sein. Zu meiner Rettung erscheint ein witziges Reisepaar. Eine brasilianisch – türkische Männerreise Freundschaft. Sie haben sich im Internet kennengelernt, da der Türke immer nach Brasilien reisen wollte. Nun sind sie schon mit Familien gegenseitig in beide Länder gereist und gehören so gut wie zur Familie. Beide sprechen ein ausgezeichnetes Englisch. Es ist schön, ihren innigen Umgang miteinander zu sehen. Außerdem kann der Brasilianer als Übersetzer dienen, was sehr hilfreich ist. Sie wechseln mir 30 Dollar und ich bin aus dem Schneider. Der Brasilianer erzählt mir, dass er 5 Jahre einen Kindergarten geleitet hat, dort Musikunterricht gab und ein Musiker sei. Vom Auftreten her auf jeden Fall ein sehr intellektueller und gebildeter Mann. Ich erfahre über ihn, dass der Besitzer des Schiffes von Bord gegangen sei, da er noch eine Kleinigkeit zu tun habe. So fahren wir dann um 17 Uhr mit 7 Stunden Verspätung auch schon mal los. Ein weißer Reiher steht wie ein Geschenk der Schönheit am hässlichen Dock zum Abschied.
Ich habe nun nur einen Tag verloren. Schlimmer ist es bei Simon und den Mädels, ihnen wurde gesagt, sie blieben durchgehen von Manaus bis Belem auf einem Boot. Sie mussten gestern Abend von ihrem Boot auf dieses und warten seitdem. Also schon eine Nacht und diesen ganzen Tag. Brasilien eben. Da ich mein Hostel am 26. gebucht habe, hoffe ich, dass dies noch klappt.

Ich freu mich

Ich freu mich

Das Boot besteht aus 4 Ebenen. Auf der untersten Ebene sind die wahren wie Roller, Lebensmittel etc.
Auf der ersten Ebene ist ein großer Raum für Hängematten mit Klimaanlage. Geschlossen mit Fenstern. Dort befindet sich eine kleine Küche für die Mahlzeiten und die Toiletten/Duschen. Die Toilette/Dusche hat einen Quadratmeter. Neben der Schüssel ist etwas Platz und ein Duschkopf. Was sich hier für Flüssigkeit am Boden sammelt, kann man am Geruch erahnen. Der Geruch ist wirklich kaum auszuhalten, obwohl ich nicht zimperlich bin. Ich versuche, so gut es geht vor der Toilette einzuatmen und danach aus. Man kann danach als Apnoetaucher arbeiten. Neue Chancen sind mir immer willkommen. Zusätzlich gilt in ganz Brasilien: kein Papier in die Toilette sondern in den Eimer, was es nicht besser macht. Egal wie lange, ich dusche hier nicht. Das zweite Deck ist offen und hier hängen wir unsere Hängematten. Erstens um alles direkt zu erleben und zweitens um nicht zu erfrieren. Hinten ist eine kleine Terrasse mit Bar. Super zum Karten spielen, der einzigen Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben. Das haben wir dann auch stundenlang getan. Vorne ist der Steuerraum, wo die flirtbereiten Kapitäns warten. Ganz oben ist ein Ansichtsdeck. Von hier ist der atemberaubende Amazonashimmel ganz zu sehen.

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Unsere Hamocks

Es ist beeindruckend, über diesen riesigen Fluss zu fahren. Am Abend bilden sich riesige Gewitterwolken über dem Dschungel. Blitze erhellen sekundenschnell wie Wetterleuchten von innen die Wolken. Der Sonnenuntergang ist mal wieder beeindruckend. Die Wetterphänomene hier am Amazonas sind wirklich einmalig. Das Gewitter am Ufer lässt uns auch in der Nacht nicht ruhen. Es windet so heftig, dass der Mann neben mir und ich, heftig gegeneinander schaukeln. Die Hängematte schaukelt eigentlich sowieso beständig. Wenn man sich so weit es geht, querlegt, liegt man fast gerade darin. Obwohl ich sehr schnell seekrank werde, habe ich hier nichts. Das Boot schaukelt nur wenig, die Hammock dafür mehr. Gott und der frischen Luft sei Dank, vertrage ich alles.

Gewitter über dem Amazonas

Gewitter über dem Amazonas


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Ein letzter Abend in Alter do Chauo 23.08.2015

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Barbara ist eine superangenehmer travelmate, sie ist ausgesprochen freundlich zu allen Menschen. Auch ist ihre Stimmung ausgeglichen und ich genieße den Tag am Strand sehr mit ihr. Am Abend probieren wir eine Empfehlung aus und gehen zum Burger essen. Es gibt frisch gemachte dicke Fruchtsäfte für 5 Reais und die frischen, hausgemachten Burger mit Shrimps, Zwiebeln, Spiegelei und Maniok kosten 10 Reais. Preise, kaum vorstellbar. Der Burger ist so groß, dass er mir auseinanderfällt und er ist superlecker, frisch und ohne Zusatzstoffe.36
Danach treffen wir uns zum Abend alle in den Hängematten. Der letzte Abend gemeinsam hier. Schade. Am Montag verlassen alle den Ferienort. Ich habe ein langes, gutes Gespräch mit Barbara über Frauenthemen und wir verstehen uns hervorragend. Ich mag es, offen zu sein und nicht nur oberflächliches von Anderen zu erfahren. So etwas verbindet ungemein, auch ohne gemeinsame Vergangenheit. Die Stimmung ist entspannt, wir genießen es in den Hammocks, in der angenehmen Abendluft zu liegen. Einfache Dinge sind so schön. Einen wunderbaren Ort mit netten Menschen zu teilen ist wundervoll und macht meine Reise reich. Zum Schluss gehen wir hinaus, auf einen Steg um uns den Mond anzuschauen. Marcos geht voraus und sechs Frauen folgen ihm, wir witzeln darüber. Der Mond bestrahlt einen großen Teil des Flusses, der jetzt wie ein Meer aussieht. Wunderschön.


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Alter do Chao, ein Ort zum Verweilen, 22.08.2015

Barbara ist so nett, mich zu begleiten. Wir nehmen den Bus nach Santarém, um eine Hängematte für die Schifffahrt und meine Fahrkarte zu kaufen. Der Bus fährt eine Stunde und wir kommen zum Hafen. Dass gute am Busfahren hier ist, man bezahlt 2,50 Reais, egal wohin. Und die Leute sagen dir, wenn du fragst, wo du aussteigen musst. Am Hafen ziehen sich kleine Passagierbarken wie eine Perlenkette am Dock entlang. Ein winziger vollgequetschter Kiosk/ Bretterverschlag dient auch als Verkaufsstelle. Ich zahle 130 Reais für 2,5 Tage durchgängige Bootsfahrt in der Hängematte. So erfahre ich auch, dass nicht wie in der Herberge angegeben das Boot am Sonntag fährt. Also muss ich bis Montag bleiben, damit kann ich sehr gut leben. Meine Hängematte kostet mit Befestigungsseilen 30 Reais. Auf dem Rückweg nimmt der Bus einen anderen Weg. Wir fahren durch winzige Dörfer auf ungeteerten Straßen. So stellt man sich das richtige Brasilien vor. Dschungel wechselt sich ab mit kleinen Straßen, die Fahrt geht holperig über beigerote Sandstraßen. Dass hier Busse fahren ist einfach unglaublich. Ich höre förmlich die Stoßdämpfer aufschreien. Zurück genießen wir den Nachmittag wieder auf der Ilha do Amor.

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Ilha do Amor

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Fangfrischer Fisch. Hmmmmmmmmmmmmm

Im Schatten liegt es sich wunderbar mit der Aussicht auf das klare Wasser, die Füße im weißen Sand. Ab und zu eine lange Weile im Wasser, bis einem langweilig wird. Barbara stammt aus der Hauptstadt Brasilia. Sie erzählt, dass es sich abhebt vom ganzen Rest von Brasilien. Denn sie sei mit 60 Jahren eine junge, sehr gut organisierte Stadt. Aufgebaut wie ein Flugzeug, mit den Stadtbezirken der beiden Flügel und dem Sitz der Regierung im „Cockpit“. Aus dem Flugzeug kann man dies wohl gut erkennen. Sie ist eine weiße, aufgeschlossene, reisende, junge Brasilianerin. Sie könnte auch als Italienerin o. ä. durchgehen. Sie spricht sehr gutes Englisch, da sie viel reist und ihr Freund hat sie so kennengelernt, er lebt in Russland. Ihr sind schon viele Paare begegnet, die sich so getroffen haben. Denn Reisende sind durchaus anders. Wir unterhalten uns lange über unsere Kulturen. Wir stellen fest, dass in beiden Gesellschaften die Menschen auf der Sinnsuche sind und eine Art Entwurzelung und Depression erleben. Und das, obwohl wir mindestens das doppelte Gehalt dieser Menschen verdienen. Barbara arbeitet im Gesundheitsministerium und erzählt, als wir uns über Sozialhilfe in Deutschland unterhalten, dass sie nur das Doppelte verdient, was Sozialhilfeempfängern in Deutschland zum Leben zur Verfügung gestellt wird. Des Weiteren berichtet sie, dass es hier noch populär ist, bis zur Hochzeit bei den Eltern wohnen zu bleiben und mit Anfang 20 eine Familie zu gründen. Es sei aber nicht mehr zwingend notwendig, auf Biegen und Brechen zusammenzubleiben. Auch seien durchaus Rassenprobleme in Brasilien vorhanden. Mein Eindruck ist, dass die Indigenen einfache Arbeiten verrichten und die junge, aufstrebende Generation durchaus eher weiß zu sein scheint. Aber den großen Unterschied macht im Endeffekt doch die englische Sprache, sich der Welt zu öffnen. Selbst Josie und die zwei weiteren jungen Brasilianerinnen im Zimmer sprechen wenig Englisch. Barbara hingegen und die Angestellten im Hostel Manaus, ein sehr gutes. Scheinbar drei Faktoren bestimmen das. Sind die Menschen motiviert in andere Länder zu reisen und offen für Neues, erwerben sie ihr Geld im Tourismus, erkennen sie den Eigennutzen und haben Freude ihren Horizont zu erweitern. Die gilt für alle Reisenden, die ich bisher traf. Die Spanier und Franzosen in meiner Gruppe mussten alle Privatstunden nehmen, um das Schulenglisch überhaupt auf Konservationsniveau zu bringen. Vielleicht sollte es zusätzlich zum Unterricht Konversationsstunden geben. Offenheit für Menschen, Kultur und Umständen zeichnet Reisende im Gegensatz zu Touristen aus. Wobei ich denke, dass viel Berührungsängste aus Angst, Fehler zu machen auch Menschen daran hindert, offen zu sein.
Am Abend sehen wir wieder einen wunderschönen aber schnellen Sonnenuntergang des Feuerballes und bereiten uns auf die Nacht vor. Wir gehen in die „Disco“. Die offene Bar mit Bühne bietet genug Platz zum Tanzen davor. Ein einfacher Sandboden bietet sich zum barfuß tanzen an. Die Live-Band tritt auf und es geht volle Pulle los. Zwei 1,5 Meter hohe Trommeln liegen auf dem Boden der Bühne. Die Musiker sitzen darauf und schlagen die Trommel. Die Trommeln wurden vor dem Konzert am offenen Feuer erwärmt, um den Klang zu verbessern. Mehrere Rasseln und Ratschen unterstützen. Der Hauptsänger spielt ein Instrument ähnlich einer Ukulele, nur etwas größer. Den auffordernden Klang der Salsa kenne ich ja, aber das hier ist ganz anders. Die großen Trommeln sind dunkel und werden heftig und schnell gespielt. Mich erinnert es an Ritualtänze von Eingeborenen. Sie müssen unglaublich weit zu hören sein. Der Rhythmus des Carimbó ist Samba. So tanzen wir, bis das linke Bein schmerzt. Bei diesen Wetterbedingungen unglaublich schweißtreibend und anstrengend. Hochleistungssport. Denn die Musik ist unglaublich schnell und fordernd. Wie ich es kenne von Latino Partys, sind alle auf den Beinen und tanzen und lachen gemeinsam. Es ist halbdunkel und schwül, der Schweiß rinnt in Strömen, der Rhythmus bestimmt alles. Ein Paar, das in Brasilien lebt, ist auch dabei, er stammt aus Südafrika, sie aus Argentinien. Es ist eine Nacht in einer anderen Welt, die sehr ursprünglich scheint, und ich mittendrin.

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