marionsweltreise


3 Kommentare

Manaus, die Spröde 13.08.2015

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Markthallen mit Blick auf den Hafen

Auf der Dachterrasse beim Frühstück beobachte ich die ca. 30 Geier, die über Manaus kreisen. Wäre ich in der Wüste, würde ich mir jetzt Gedanken machen. So sehe ich es einfach nicht als böses Ohmen an. Unterhält man sich mit unterschiedlichen Backpackern weiß jeder ein bisschen etwas Anderes zu der Region. Wie ein Puzzle setzt sich ein Bild aus Mythen, Geschichten und Halb- Wahrheiten zusammen. So erzählt mir Eva, dass die Geier hier geschütze Tiere seien, die nicht geschossen werden dürfen. Wer weiss. Bei uns sind die Tauben die „Ratten der Lüfte“, hier scheinen sie größer zu sein. Irgendwie passen sie aber auch zur Hafenregion. Alles hier ist ein wenig dreckig (Fluss, Straßen, Menschen und Tiere) und der Duft ist auch nicht der, der großen, weiten Welt. Und trotzdem mag ich dieses Viertel. Es riecht nach harter Arbeit, hartem Leben, Lebenskampf und Ursprünglichkeit. Hier werden andauernd Schiffe beladen und nebenan, in den Markthallen wird verhandelt, geschlachtet, präsentiert und gekauft. Ein quirliger Ort, der mich gefangen nimmt, wo Männer und Frauen ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Oase in der Stadt

OLYMPUS DIGITAL CAMERAIch schlendere gerne über Märkte, um dort regionale Produkte wie Obst, Gemüse, Kräuter, Fische oder Kunsthandwerk zu entdecken. Völlig tauche ich in diese eigene Welt ein. Draußen ist das andere Leben und diese Märkte sind immer wie ein kleiner Mikrokosmos. Ein Rausch der Sinne, Farben, Gerüche und Geräusche. Ich liebe diese Stimulation. In den Markthallen in Manaus gibt es eine kleine Halle mit Fleisch und einem kleinen Imbiss, darauf folgt eine Halle mit Kunsthandwerk und Snacks wie z.B. Nüssen. Dann folgt eine große Halle mit Fisch und Fleisch, angeschlossen sind Gemüse und Obst in kleinen Bereichen. Die letzte Halle sieht aus wie ein Obstgroßhandel. Unendliche Mengen von Bananen, Ananas und Limetten sind aufgereiht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wunderschöne exotische Fische

Wenn ich mittlerweile durch die Straßen von Manaus laufe fühle ich mich auf eine gewisse Art zugehörig. Eine junge Brasilianerin kam mir sofort zu Hilfe, als ich mit dem Stadtplan an einer Ecke stand. Der Zeitungsverkäufer wurde spontan zur Unterstützung hinzubeordert. Ich bin verwundert und freue mich natürlich sehr. Ob es einem Fremden in Bonn oder Deutschland wohl auch so ergehen mag?

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Passt noch auf die Waage…..

Zurück im Hostel freue ich mich über die kühle Dusche (warmes Wasser gibt es nicht, weder für Körper, noch für Geschirr) und wundere mich darüber, von meiner Zimmernachbarin angestarrt zu werden. Als ich sie fragend anschaue bricht die ca. 50-jährige Brasilianerin fast in Tränen aus. Mit gebrochener Stimme und eben solchem Englisch erzählt sie mir ihr Leid. Ich hätte so ein schönes Kleid getragen (4 Euro T-Shirt Kleid von H&M) und sie habe früher auch eine so schöne Figur gehabt. Nun habe sie nur noch Rückenleiden etc.. Der Rest geht im Wehklagen unter. Ich bin berührt, irgendwie ist sie schrecklich und niedlich gleichzeitig. Und es wirft die Frage auf, wie wird es uns einmal ergehen, wenn wir älter werden. Ein wenig kann ich dann ja doch immer mitfühlen. Heute am frühen Abend sitzt sie dann ganz schnieke und leidend/ jammernd im Taxi nach Hause und ruft mir tschau tschau entgegen. Standesgemäß bekommt sie zwei Wangenküsse von mir zugehaucht. Irgendwie finde ich so etwas divenhaftes schon amüsant, ich muss es ja nicht auf Dauer ertragen. Ja, das Leben ist eins der Schwersten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Am Ende noch ein bisschen getrockneter Fisch. Brrrrrrrrrrr

Für morgen habe ich eine Drei- Tages- Tour gebucht.

Dschungel und Amazonas im Ausgleich zur Stadt, darauf freue ich mich jetzt wirklich. Ich verrate mal nicht zu viel und bin gespannt.


8 Kommentare

Ankunft in Manaus 12.&13.08.2015

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Beeindruckender Amazonas

Beeindruckend beginnt mein zweiter Tag. Unter dem Flugzeug erstreckt sich, so weit das Auge reicht, der brasilianische Urwald. Ein grüner Teppich aus Bäumen. Nichts, was der Mensch verändert oder zerstört hat. Unsagbar beeindruckend. Genauso der sich ebenfalls bis zum Horizont erstreckende Amazonas. Als Rheinländerin ist mein Denken über das Ausmaß von Flüssen zu klein, um dies da unten nicht als Meer ab zu speichern. Wunderschön. Hier oben bekommt man einen Eindruck, was „Pachamama“ wirklich bedeutet. Ich verstehe es aus vollem Herzen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Manaus frisst sich in den Urwald

Wirklich alleine bleibt man als Reisender nicht, dies sagten mir Alle, die schon einmal so ähnlich unterwegs waren.

Und prompt stehen zwei überforderte Gringas in Manaus am ATM des Flughafens und retten  sich gegenseitig. Da man den selben Lebenslüsten frönt (Reisen) teilt man sich spontan und solidarisch das Taxi in die Innenstadt. Also genieße ich die erste Fahrt als „Flashpacker“. So nennen sich die Backpacker, die sich auch Luxus gönnen. Der nicht so groß gewachsene Taxifahrer schnauft unter meinem 20 Kg Rucksack beim Einladen, ich kann nur entschuldigend die Achseln zucken.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der alte Charme ist noch spürbar

Im Hostel lerne ich Eva aus Italien und Clara aus Holland kennen. Ich bin todmüde nach 2 Tagen unterwegssein und einer Nacht am Flughafen. Aber natürlich nehme ich, unvernünftigerweise, direkt eine freundlichen Einladung der Beiden für diesen Abend an. Ich könnte was verpassen, das geht gar nicht. Außerdem kann ich so sofort die Stadt erkunden. Schnell ziehen wir los und laufen durch die abendlichen Straßen. Es ist ein bisschen schwül, und wie in jeder Stadt ist einiges los. Wenn wir um Hilfe bitten sind die Menschen sehr hilfsbereit. Ich fühle mich sicher und etwas wie bei einem Schulausflug. Die Atmosphäre und die alten Bauten erinnern mich sehr an Kuba. Leider sind auch hier fast alle Gebäude aus der Kolonialzeit heruntergekommen.

Wir erreichen das imposante Theater, wo jeden Abend um 20h eine Veranstaltung kostenfrei stattfindet. Als wir hinein gehen, bin ich geplättet von dem pompösen Inneren. Wunderschöne Deckenmalereien, Mehrere Galerien übereinander und Verzierungen in Gold tun ihre Wirkung. Das Konzert der Geigen und Celli nimmt mich mit.

Fazit: mach dir keine Vorstellungen von dem was kommt, denn es könnte noch viel besser werden.

Dass ich an meinem ersten Abend sofort ein Kulturhighlight umsonst genießen darf, da hätte ich im Traum nicht dran gedacht. Kleines Manko war, dass ich von Anfang an gegen das Einschlafen kämpfen musste. Ebenso empfand ich es als unangenehm, dass ich, gefühlt, durch die Klimaanlage in Raureif gehüllt war. Es war ein tolles Event, aber kein Mensch kann erahnen, wie froh ich dann war, im Bett zu sein.

Auf dem Fuße folgte das nächste Highlight.

20503801952_613cf9a7ec_oIch erklimme die Dachterrasse des Hostels und darf bei Sonnenschein über die Dächer Manaus blickend, frühstücken. Da ich ja nur alles halb lese, war mir dies vorher durch gegangen. Gott sei dank zum Positiven.

Ganz schwierig ist es für mich, mich jetzt selber und meine Habseligkeiten zu organisieren. Daher schäme ich mich etwas, als ich bemerke,dass das Zimmermädchen auch die Betten gemacht hat. Ich habe keine Ahnung, wie sie das obere Stockbett, mitsamt des Inhalts meines halben Rucksacks darauf, überhaupt herrichten konnte. Ich hoffe einfach, dass es nicht auf mich zurück zu führen ist.

Nach dem Frühstück begleite ich Clara, die auf einem Boot mit ihrer Hängematte einchecken muss.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Der einzige Weg ausser dem Flugzeug….

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Hafen Manaus

Wenn ich schon nicht die Sprache beherrsche (was hier nicht wirklich gut ist), dann will ich doch wenigstens den Vorgang gesehen haben. Am Hafen ist ein Schalter für die Fahrkarten, dann geht es in den Hafenbereich und dort auf das Schiff. Gut, dass wir früh sind, denn jeder sucht sich den Platz für seine Matte selber.

Später laufe ich entspannt alleine weiter durch die Straßen und sehe mir die Altstadt an. An den Straßen stehen viele Menschen unter Dächern, um auf die Busse zu warten. Sie winken diese zu sich, oder rennen ihnen hinterher. Busfahrer kennen hingegen hier nur Vollgas. Die kleinen Gassen sind voller Menschen und Stände. Meist verkauft jeder eine Produktsorte in vielen Ausführungen. Ich fühle mich an Vietnam erinnert und tauche ein in die Masse. Keiner glotzt, kommt mir zu nahe oder ist sonst irgendwie unangenehm. Ich fühle mich gut.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Das pralle Leben in der Altstadt

Ich merke, dass anscheinend vieles einfach nur von der Gewohnheit abhängt. Da wir Saigon und alle anderen Städte in Vietnam per Karte und zu Fuß erobert haben, bin ich jetzt entspannt. Ich mag es, den Ort zu erkunden, mich so zu orientieren, und kann ganz in diese Stadt eintauchen. Gefüllte Teigtaschen und Fruchtdrinks von Straßenhändlern sind meine Mahlzeit.

Hätte ich mir früher nicht alleine zugetraut, geschwiegen denn, dies dann noch zu genießen. Um so natürlicher und selbstverständlicher man mit einer Situation umgeht, desto besser funktioniert Alles. Dies spiegeln einem dann auch die Menschen wieder.

Zugegeben, bin ich auch ab und zu etwas hysterisch. Wenn, z.B. wie gerade der Stecker vom Laptop nicht in diese verdammte Steckdose passen will. Auch nicht mit Gewalt. Dafür kenne ich jetzt hier alle Elektrogeschäfte. Der letzte Fotoladen war dann meine Rettung. Ich könnte euch und mich ja niemals enttäuschen. Wäre ein Desaster.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

XXL Bananen Verkauf beim Obstmarkt am Hafen

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Fischer verkaufen ihren Tagesfang am Hafen

In diesem Sinne….eine gute Nacht, denn bei euch ist es jetzt 2:55 Uhr und bei mir 21:55 Uhr.

Morgen wartet ein neuer Tag.