Das Frühstück in den Hostels ist immer ganz gut. Es gibt Früchte wie Papayas, Ananas, Bananen, Melone, Kaffee, Brötchen, Käse und Schinken. Damit bin ich bisher immer zufrieden gewesen. Das Frühstück ist im Preis von meistens 50 Reais (13 Euro) inbegriffen. Judith und Julia reisen ab und ich mache mich auf die fast tägliche Suche des ATM´s, Bankautomaten. Da der Höchstbetrag meist 400 Reais ist, ist das Geld von Ort zu Ort meist aufgebraucht. Dann jedes Mal das meditative Einreden auf den Automaten, doch artig zu sein und meine hart verdienten Kröten rauszurücken. Oft haben es die Automaten nicht so mit Deutsch und verwehren mir ihr Bestes. Im Hostel treffe ich noch einen Österreicher in meinem Alter, der nach acht Monaten die Schnauze voll hat vom Reisen. Zwischendurch überlegte er sogar, heimzureisen, blieb aber am Ball. Ich vermute, dass diese Gedanken fast jeden Alleinreisenden hin und wieder plagen. Ich bin gespannt. Ich möchte mir die Docks ansehen, den Markt, die Altstadt und einen kleinen Park mit Tieren.
Die Docks scheinen ganz neu ausgebaut zu sein. Wie in Europa hat die Gastronomieszene alte Docks für sich entdeckt. Hier ist alles sauber und modern. Am Ufer entlang stehen alte Kräne wie Dinosaurier aus einer früheren Epoche. Hier spenden Palmenreihen den Flanierenden Menschen etwas Schatten. Große Terrassen vor den gläsernen, modernen Hallen laden zum Schmaus ein. Anhand der Einrichtung und der Kleidung der Gäste kann man das hohe Preisniveau erkennen. Von hier aus kann man über das Wasser auch einen Teil der Hochhäuser sehen, die ich nachts zur Ankunft sah. Die Docas scheinen ein Szenetreffpunkt für junge, moderne, besser verdienende und aufstrebende Brasilianer zu sein. Mir fällt auf, dass zum Großteil die „niederen“ Arbeiten von dunkelhäutigen erledigt wird. Die Reisenden, Touristen oder in höheren Berufen arbeitende sind oft nicht ganz so dunkel oder weiß. Vielleicht kommt es mir nur so vor. Auf der Straße erlebe ich es bisher als Selbstverständlichkeit, wie die Menschen unterschiedlichster Herkunft hier miteinander umgehen. Ich mag diese Mischung, hier gibt es eine breite Facette an Nuancen. Im Norden bestimmten die Indigenen das Bild. In Alter do Chao waren unsere Ruderer auf den kleinen Booten hingegen fast schwarz. So hatte ich das noch nie bisher gesehen. Ob dies allein vom täglichen Rudern in der Sonne kommt, weiß ich nicht. Zwischendurch laufen dann schon einmal vereinzelte weiße durch die Stadt, wo ich denken könnte, dass sie Europäer sind. Sind sie aber nicht. Einige Mischlinge haben grüne Augen, was natürlich besonders auffällt und total interessant ist. 
Nach den Docks schließt sich sofort der Markt an, dessen kleine Stände sich unter Zeltdächern befinden. Hier herrscht, wie auf allen Märkten geschäftiges Treiben. Direkt daneben, am Ufer, befinden sich die meist angeschlossenen Essensläden. Hier ist schon um 10 Uhr viel Betrieb. Überall sitzen Menschen, essen und unterhalten sich. Ich gehe an einem kleinen Hafen vorbei und durch kleine Gassen, um zum Park zu gelangen. Es ist kaum ein Mensch dort auf der Straße und wohlfühle ich mich nicht. Der Park ist eine kleine Oase voller freier Tiere, die aber durch das Füttern gerne hier sind. 

Iguanas, weiße Reiher, rote Ibisse, Schildkröten und Flamingos. Ich habe noch nie so viele weiße Reiher auf einmal gesehen. Wunderschön. Ich genieße es, hier zu sein, die Tiere zu beobachten und Fotos zu machen. Man wandert durch den Park an kleinen Seen vorbei, eine kurze Auszeit von der Stadt ist auch immer schön.
Danach suche ich mir eine Farmacia. Wie soll ich denen in der Apotheke bloß erklären, was ich möchte? Wie mag wohl Herpes auf Englisch, geschweige denn auf Portugiesisch heißen? Nun ja, ich zeige eben, was los ist und schon haben wir eine Creme gefunden. Bisher hatte ich diese komischen Pusteln nur, wenn ich Antibiotika genommen habe. Mein Immunsystem protestiert standhaft gegen einen zweiten Aufenthalt auf einem Schiff. Schmerzhaft werde ich stündlich erinnert. Dass kleine Dinge manchmal so weh tun können, ist sagenhaft. Genug von unappetitlichen Dingen.
Ich fühle mich etwas unbehaglich hier mit meiner Kamera in meinem Turnbeutel. Ich bin aber dennoch froh, alleine durch die Stadt schlendern zu können und fühle mich gut, sobald auch andere Menschen um mich herum sind.
Zurück im Hostel habe ich eine lange und sehr gute Unterhaltung mit dem älteren Sohn des Hostelbesitzers. Sie haben das Hostel vor einem Jahr eröffnet und hoffen, in zwei Jahren ein weiteres Haus kaufen zu können, um Privatsphäre zu haben. Sie wohnen über dem Hostel, teilen ihre Küche mit uns und sobald sie auftauchen werden ihnen natürlich fragen von Gästen gestellt. Dennoch sind alle immer freundlich. Wieder fällt mir im Gespräch auf, dass der Verhaltenskodex hier ein anderer zu sein scheint. Die Distanz ist viel weniger als eine Armlänge zum Gesprächspartner und der Blickkontakt verweilt beim Anderen. Er erzählt mir, da ich ihn frage, dass der einzige Weg Englisch zu lernen sei, es zu praktizieren. Ich stimme ihm zu. In Zukunft möchte er noch französisch sprechen, da Franzosen oft kein Englisch sprechen. Er erzählt von einigen Eigenarten einiger Gäste. Es ist eine freundschaftliche und sehr offene Unterhaltung. Oft schallt es doch aus dem Wald auch heraus, wie man hineinruft.






