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Ein letzter schöner Abend in Manaus 19.08.2015

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Wer im Hostel nichts zu tun hat, lümmelt auf den Sofas im Aufenthaltsbereich rum und surft im Internet.
Hier treffe ich den 26- jährigen Simon aus Zürich, der seit 8 Monaten in Südamerika unterwegs ist. Er ist tiefenentspannt. Ich quetsche ihn aus über seine Reise. Er erzählt mir viele Details und hat noch nirgendwo irgendwelche besonderen Probleme gehabt. Er spricht auch nur Englisch und etwas Spanisch. Simon ist auch schon durch Afrika alleine gereist. Wenn es einen packt……
Ich möchte den „Bosque da Ciencia“ besuchen und da er auf das Einchecken wartet begleitet er mich. Der Bus fährt ganz in der Nähe ab.

Hinter dem Fahrer ist eine Drehtür, an der ein Kassierer sitzt und das Geld entgegen nimmt. Der Bosque ist etwas enttäuschend. Nach 15 Minuten sind wir durch und außer ein paar schlecht präparierten Fischen, Insekten ist nicht viel zu sehen, außer dass man durch die Parkanlage gehen kann.

Abends gehen wir dann in die Stadt. Am schönen Platz unterhalb des Theaters herrscht abends immer eine schöne Stimmung. Hier ist es sauber, und die Menschen haben sich gut gekleidet, um auszugehen. Hier befindet sich ein kleiner Kiosk, der die nordbrasilianische Spezialität Tacaca anbietet.

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Es ist eine Suppe aus gekochtem Manioksud (sieht aus wie dünner Kleister) durchsichtig und glibberig. Kokablättern, Gewürzen und Shrimps. Die betäubende Wirkung kribbelt im ganzen Mund und es fühlt sich so ähnlich an, wie heiß und doch anders. Weitere Wirkung hat es wohl nicht. Die Suppe ist sehr salzig und fischig. Nicht schlecht, muss man aber mögen. Gereicht wird sie in einer Kalabasse und dazu bekommt man nur ein Holzstäbchen für die Shrimps. Neben dem Kiosk spielt eine Liveband, Bossa Nova. Wunderschön. Ein schöner Platz zum Verweilen für die besser betuchten in dieser rauen Stadt. Selbst hier sieht man nicht viele Touristen. Manaus scheint eine Transitstadt zu sein. Ich trinke meinen ersten Caipi hier, umgerechnet für 2 Euro. Ist dafür auch etwas kleiner. Hier verwenden sie weißen Zucker, der sich komplett auflöst. Ungewohnt aber lecker.
Später begleitet ich Cesar, der im Hostel an der Rezeption nach der Arbeit zum Abendessen. Er wollte unbedingt mehr über meine Reisepläne erfahren, denn er ist auch ein Reisender. Er verließ 2010 seine Heimatstadt Santiago de Chile und ist seitdem unterwegs. Mit dem Fahrrad! Er möchte einmal erzählen können, dass er ganz Südamerika aus eigener Kraft mit dem Fahrrad erkundet hat. Eine reisen Strecke hat er ja schon mal geschafft. Er arbeitete als Literatur und Musikjournalist bei einem Radiosender. Die Liebe zu diesen Genres merkt man ihm noch an. Der Radiosender wurde, wie viele andere von Spaniern aufgekauft und er verlor seinen Job. Unter anderem ein Punkt, nun seinen Traum zu leben. Wir unterhalten uns darüber, dass oft wenig zum glücklich sein dazugehört an materiellen Dingen. Dass wir uns aber glücklich schätzen, Leidenschaften zu haben. Und das es für viele der neuen Generation der Technik, der Medien, der Selfies und des Internets schwierig werden wird. Viele sind nicht für Ausflüge in die Natur, Erkundungen der Gegend zu bewegen, da sie dort kein Wifi haben. Über Wünsche und Ziele ist auch nicht viel in Erfahrung zu bringen. Obwohl unsere Kulturen so unterschiedlich sind, sind die Probleme der Entfremdung, Isolation und Entwurzelung doch in beiden Kulturen vorhanden.