Bevor es los geht gönnen wir uns noch einen Red Latte (Roibusch Tee mit Milch, wie Latte Macchiato) und teilen uns einen leckeren Kudu Burger. Das Café ist super süß eingerichtet und alles scheint liebevoll ausgesucht. Was hier besonders bei den älteren Damen sieht, die man viel in Cafés sitzen sieht,ist dass sie sehr schick sind. Die Frisuren sitzen, dezent geschminkt, die Kleidung ausgewählt und sportlich elegant. Sehr krasser Gegensatz zu Deutschland. Vielleicht liegt es aber auch an der sozialen Schicht. Die Küstenregion scheint wirklich hauptsächlich von der Oberklasse der Weißen bewohnt zu sein. Die Cafés und Bistros werden für die Arbeiterklasse einfach zu teuer sein.
Im Hafenviertel bekommen wir eine Einweisung, mit mündlicher „Prüfung“, um das Boot ausleihen zu dürfen. Die Lagune füllt und leert sich mit der Tide, mit den Gezeiten. Für mich als Landratte vorstellbar, dass in diesem großen „See“ Sandbänke nicht befahrbar sind. Vor uns liegt ein geschlossenes Gewässer, auf der Karte sind Inseln eingezeichnet, der Fahrweg ist schmal und an Bojen orientiert. Das macht mich ganz schön unsicher. Ich würd ja einfach quer rüberfahren. Daher fährt ja auch Udo. Mir ist aber ganz schön mulmig, ich bin ja allem ausgeliefert.
Aber das Boot ist süß. Vorne im Bug ist ein kleines Bett. Hinten die Küche und zwei Bänke mit Tisch zum Essen. Das Bad besteht aus Chemieklo und Dusche, quasi in einem. Auf Deck kann man sich sonnen. Schon geht’s los. Wieder umgewöhnen. Rechtsverkehr. Auf der Straße links und hier rechts? Hä??? Gut, verstanden. Es ist windig und nach Ausfahrt suchen wir die erste Boje. Wo ist sie denn bloß? Gefunden. Phu, gar nicht einfach die kleinen Tonnen in einhundert Metern Enterung zu sehen. Dann bis auf zehn Meter an die Stege ran fahren. Was sind denn zehn Meter? Ungefähr?! Dann ca. 30 Meter vom Ufer entfernt entlang fahren. Das Ganze auf einer geschlossenen Wasserdecke. Skurril! Vor uns sieht man die Mündung, wo das Meer zwischen Felsen in die Lagune hineinfließt. Selbst aus der Ferne sieht die Brandung gewaltig aus. Wir dürfen da nicht hin.
Wir fahren weiter am Ufer entlang. Mehrere Bojen gibt es dann zum „Ankern“ welche nehmen und wo an den anderen Booten vorbei rechts oder links. Okay, links. Falsche Entscheidung, kurz frisst der Motor Sand, ich sehe unter dem Wasser die Sandbank, ca. 30 cm unter uns. Dann sind wir frei. Glück gehabt. Jetzt bin ich auch gefragt. Vorne an den Bug und mit einer langen Stange die Schlaufe an der Boje angeln. Nicht einfach, hab nur ein kurzes Stück Reling zum Festhalten. Aber Anfängerglück, sofort erwischt. Dann gerät mein Finger zwischen Schlaufe und Haken am Boot und das Boot wird zurückgezogen. Autsch, da häng ich mittendrin. Ganz schön schwer so ein kleines Boot an meinem Finger. Doch kann ich meinen Stinkefinger befreien. Er ist noch ganz. Glück gehabt, den brauch ich noch! Gut, erstes „Ankern“ überlebt, im Eifer des Gefechtes Rettungsweste vergessen. Hat ja keiner gesehen. Gelobe Besserung. Das Bötchen wird ganz schön hin und her gedreht vom Wind und den Wellen. Ich bete um das Ausbleiben meiner Seekrankheit, fühle mich aber wie auf dem Karussell. Rechts rum, links rum, schwapp schwapp.
Wir beobachten Kitesurfer, die den guten Wind ausnutzen.
Zum Abendbrot haben wir Enten als Gäste, die eine ist ganz mutig und frisst ganz vorsichtig Brot von meiner Hand. Es ist eine sehr unruhige und laute Nacht. Die Wellen schlagen laut gegen die Wände des Bootes. Aber die Lichter der Bucht sehen toll aus und der Sonnenaufgang ist phänomenal.
Dann sehen wir sie. Die Sandbänke. Ein wunderschöner Tag beginnt. Das Wasser ist ruhig und glatt. Große, grüne Sandbänke ragen ringsum aus dem Wasser. Nur noch schmale Fahrrinnen sind sichtbar. Kein Wunder, dass man hier nicht wie auf einem See fahren darf und sich genauestens an die Bojen halten muss.
Zur Not gilt: Motor hoch und Boot von der Sandbank schieben oder auf die Flut warten. Wir machen uns los, denn durch die Eisenbahnbrücke darf man heute nur bis 9 Uhr morgens fahren. Ganz schön unheimlich, in dieser schmalen Fahrrinne.
Ich würd ja auch nur in Teilen mit dem Boot durch die Brücke kommen, aber Udo kann das. Ich müsste dem Vermieter danach anweisen, wo er die Teile seines Bootes einsammeln kann. Das Problem mit der Brücke wär dann ein Anderes. Gut, weiter geht es um große Sandbänke herum. Schließlich finden wir ein neues Plätzchen zum Ankern. Ziemlich nah am seichten Ufer. Gut, sie wollen es ja so, wenn die Bojen dort sind. Übrigens darf man diese Boote ohne Erfahrung und Bootsführerschein fahren. Wahnsinn!
Wow, wir haben ein wirklich schönes Plätzchen gefunden. Geschützt im hinteren Teil der Lagune und durch mehrere Sandbänke zum Meer hin ist es hier absolut himmlisch. Am Ufer sind nur wenige, dafür herrschaftliche und stattliche Villen.
Ich brate den meisten Teil des Tages in der Sonne. Die Schwimmweste ist an diesem Tag die meiste Zeit an bzw. unter meinem Körper. Ich finde es auch ganz Wichtig, dass alle Bootreisenden über die korrekte Anwendung von Schwimmwesten informiert werden. Nehmt euch ein Beispiel! Als brave deutsche bin ich ja nie Ordungskonform.
Zum Essen kommt ein neuer Gast. Eine Möwe schleicht sich an und wir halten Zwiesprache. Ich finde ja sowieso, dass man sich mit den meisten Vögel außerordentlich gut unterhalten kann. Zumindest antworten sie meist. Die Wasseroberfläche wird immer glatter und liegt bei Sonnenuntergang fast wie ein Spiegel um uns herum. Die Ruhe und Natur ringsum sind fantastisch. Jetzt erst komme ich richtig hier an. Ein gutes Gefühl. Der Sonnenuntergang belohnt uns mit etwas Nebeln, leuchtenden roten Wölkchen und einer fantastischen Aussicht.
Diese Nacht wird ruhiger und das Bötchen liegt ganz ruhig auf dem Wasser. Mit einem leisen Schwappen schläft es sich sehr gut. Der nächste Morgen ist neblig. Da wir bei Nebel nicht fahren dürfen machen wir uns um sieben Uhr schon auf den Rückweg. Wir zuckeln noch einmal zurück zu unserem ersten Anker Ort, der näher am Hafen liegt. Dieses Mal ist das fischen der Bojen Schlaufe ganz schön schwierig. Der Kanal ist durch die Ebbe sehr klein und wir laufen direkt Gefahr, aufzusetzen. Die Schlaufe will aber auch nicht und so benötigen wir einige Anläufe, fast das Ende der Freundschaft und einige giftige Anweisungen um fest zu machen. Im Grunde sind wir aber beide erleichtert, als es klappt. Ist irgendwie unheimlich, obwohl ja nix schlimmes passieren kann. Zurück im Hafen sind wir beide doch froh wieder an Land zu sein. Sandbänke sind nicht unsere Freunde. Ein wirklich tolles Erlebnis war es auf jeden Fall und zu empfehlen. Solange man ankert, finde ich, ist alles Gut. Ein Traum zum Erholen. Aber das nächste Mal auf einem See.












