Nach einer relativ ruhigen Nacht, das Motorgeräusch ist superlaut und durchgehend, werde ich durch Tumult geweckt.
Die Männer stehen zusammen und diskutieren. Kurz darauf steuert ein weiteres Boot bei. Wir erfahren, dass einer der zwei Motoren kaputt gegangen ist. Man könne auf das andere Boot wechseln, müsse dann aber Reais bezahlen. Schwierig, wenn man nur auf Nachfragen Informationen bekommt, diese dann auch irgendwie unstimmig sind. Die Sprache verstehen und sprechen zu können wäre in solchen Fällen ungeheuer von Vorteil. Fast die gesamten Passagiere des unteren Decks sind auf das andere Boot gegangen. Sonst dauert alles immer unglaublich lange.
Drei Mal haben wir an kleinen Häfen gehalten. Dort wechselten Ladung und Passagiere. Aber ich wusste nie, ist genug Zeit um z. B. Obst zu kaufen oder vergessen sie mich. Jetzt komm ich von der Toilette wieder und bevor wir entscheiden können rüber zu gehen ist der Spuk vorbei und das andere Schiff legt ab.
Nun sind wir statt 100 Passagieren noch 30 und sehen was passiert.
Wir sehen das andere Boot vor uns davon fahren. Wir fahren weiter, aber langsamer. Es scheint, der eine Motor arbeitet kaum noch. Wir freuen uns, dass jetzt die Rettungsboote ganz oben für uns alle reichen werden. Galgenhumor. Einige Männer an Bord flirten mich an. Ihre Art ist allerdings nicht aufdringlich. Versuchter Small Talk, tiefe Blicke, freundliches Lächeln. Keine Ahnung, ob sie meinen ich bin eine reiche Gringa oder einfach so, ich empfinde es auf jeden Fall nicht als unangenehm. Man vertreibt sich eben die Zeit. Warum auch nicht, ich fühle mich sicher. Spannend finde ich, dass der Eine nach meiner Telefonnummer per Fingerzeig fragt. Ich frage mich… wozu. 🙂
Nun werde ich die letzten Stunden nutzen, um zu tippen. Denn ich habe jetzt vermutlich schon fast zwei Tage verloren.
Der Tag vergeht mit Karten spielen, zuschauen, wie ein Schiff anlegt, um etwas zu reparieren und ein weiteres um Öl oder Sprit zu betanken. Jetzt ist es bereits 13 Uhr und wir scheinen heute noch nicht weit gekommen zu sein. Die Anderen haben jetzt schon drei Tage verloren. Ihr Weiterflug geht morgen Nachmittag. Wir werden sehen…….
Um 22 Uhr abends laufen wir in Belem ein. Belem begrüßt uns mit einer sehr beeindruckenden Skyline. Nach Tagen des Urwaldes und des wilden Amazonasufers mit winzigen Hütten haut mich das hier um. Eine hell erleuchtete Stadt begrüßt uns mit einer ganzen Reihe Hochhäusern. Mir kommt es gerade vor, als würden wir an Manhattan vorbei fahren. So vereint Brasilien mal wieder totale Gegensätze. Judith, Lisa, Simon und ich fahren gemeinsam ins Hostel und freuen uns tierisch auf ein Bett, eine Dusche und kochen zu können. Lisa ging es den letzten Tag schlecht, da sie insgesamt viel abgenommen hat und ihr Kreislauf schwächelte.













